Raumfahrt:Erstmals glückt eine kommerzielle Mondlandung

Lesezeit: 3 min

Dieses von Intuitive Machines zur Verfügung gestellte Bild zeigt die Mondlandefähre nach dem Eintritt in die Mondumlaufbahn am Mittwoch. (Foto: -/dpa)

Die unbemannte Mondlandefähre "Nova-C" des US-Unternehmens Intuitive Machines hat auf dem Erdtrabanten aufgesetzt. Damit steht nach mehr als 50 Jahren erstmals wieder eine US-amerikanische Sonde auf dem Mond. 

Von Nicolas Killian

Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt ist eine kommerzielle Landung auf dem Mond geglückt. Die unbemannte Mondlandefähre Nova-C des US-Unternehmens Intuitive Machines setzte in der Nacht zu Freitag auf dem Erdtrabanten auf, wie die US-Raumfahrtbehörde Nasa mitteilte. "Wir können ohne Zweifel bestätigen, dass unsere Ausrüstung auf der Oberfläche des Mondes ist und dass wir senden", hieß es rund 20 Minuten nach dem Landzeitpunkt um 00.23 Uhr deutscher Zeit in einem Livestream aus dem Kontrollzentrum von Intuitive Machines. "Houston, Odysseus hat ein neues Zuhause gefunden." Odysseus ist der Spitzname des Landers.

In welchem Zustand sich Nova-C nach der Landung befand, war anfangs nicht klar. Es seien zunächst nur schwache Signale empfangen worden, hieß es aus dem Kontrollzentrum. Man arbeite daran, stärkere Signale zu bekommen und mehr über den genauen Zustand des Landers zu erfahren. Kurz darauf hieß es dann, dass - nachdem einige Kommunikationsprobleme gelöst worden seien - bestätigt werden könne, dass der Lander aufrecht stehe und mit der Datenübertragung begonnen habe.

An Bord der Sonde sind mehrere Forschungsgeräte der Nasa

Die Mission wird nur etwa eine Woche dauern - nämlich so lange, bis die Sonne am Landeplatz untergeht und eine zweiwöchige, eiskalte Mondnacht beginnt. Dann können die Solarzellen das Raumschiff nicht mehr mit Energie versorgen. Die Sonde, die aussieht wie ein rechteckiger Kasten mit sechs Beinen, ist gut vier Meter hoch, 700 Kilogramm schwer und hat rund 130 Kilogramm Ladung dabei. An Bord sind mehrere Forschungsgeräte der Nasa sowie 125 Miniatur-Mondskulpturen des US-Künstlers Jeff Koons.

Die Sonde war vor einer Woche vom US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral mit einer Falcon-9-Rakete von Space-X gestartet. Nach mehreren Tagen Flugzeit umflog die Sonde in 92 Kilometern Höhe den Mond, bis sie am Donnerstag zum Landeanflug ansetzte. Odysseus verfolgte dabei seine Position mithilfe von Kameras, welche die Krater im Blickfeld mit denen auf einer eingespeicherten Karte abgleicht. Mit einem Laser bestimmte die Sonde ihre Höhe.

Scheitern ist einkalkuliert

Die Mission ist Teil des Nasa-Programms CLPS (Commercial Lunar Payload Services), bei dem die US-Weltraumbehörde mit jungen, privaten Firmen zusammenarbeitet. Sie will damit Kosten sparen. Ziel der Missionen ist es, auf dem Mond wissenschaftliche Experimente durchzuführen und Technologien zu testen. Damit sollen unter anderem bemannte Mondmissionen vorbereitet werden. Der Landepunkt von Odysseus ist besonders interessant für die Nasa, da in Kratern der Region Wassereis nachgewiesen wurde.

SZ PlusRaumfahrt
:Russlands Mondmission ist gescheitert

Die unbemannte Sonde "Luna-25" sollte auf dem Mond nach Wasser suchen, stattdessen ist sie abgestürzt. Der Flug reiht sich ein in eine wachsende Zahl fehlgeschlagener Landeversuche.

Von Jakob Wetzel

Kleine und unerprobte Firmen für diese Art von Missionen zu beauftragen, stellt eine neue Entwicklung bei der Nasa dar. Eine eigene Mondmission würde die Nasa ein Vielfaches dessen kosten, was sie den Privatfirmen bezahlt. In einem Bieterwettbewerb beauftragte die Weltraumbehörde deshalb mehre Firmen, darunter die texanische Firma Intuitive Machines. Das Start-up bekam rund 118 Millionen Dollar für den Transport von sechs Experimenten zum Mond. Insgesamt kostet das CLPS-Programm bis 2028 rund 2,6 Milliarden Dollar. Dass ein paar der günstigeren Privat-Missionen scheitern, ist dabei einkalkuliert.

Die erste Mission des CLPS-Programms scheiterte

Auf dem Mond zu landen, ist äußerst schwierig. Der Mond besitzt keine Atmosphäre, die eine Sonde beim Landevorgang abbremsen würde. Zudem ist durch die große Entfernung zur Erde kein Echtzeitkontakt möglich. Die Sonden müssen deshalb weitgehend autonom landen, was durch die vielen Krater und Felsbrocken auf der Mondoberfläche zusätzlich erschwert wird.

Bisher hat es keine private Firma geschafft, eine Sonde auf dem Mond zu landen. Erst im Januar schickte das US-Unternehmen Astrobotic ihren Mondlander los. Die Firma musste ihre Sonde, die auch Teil des CLPS-Programms war, allerdings wegen Störungen am Antriebssystem bald nach dem Start aufgeben. Sie verglühte in der Erdatmosphäre. In den vergangenen Jahren scheiterten sowohl eine israelische als auch eine japanische Firma an einer unbemannten Mondlandung.

Der japanischen Weltraumorganisation gelang es im Januar 2024 hingegen, eine Sonde sanft auf dem Mond zu landen. Dabei kippte sie allerdings um und hatte zunächst Probleme mit der Stromversorgung. Japan war damit hinter den USA, Russland, China und Indien das fünfte Land, das erfolgreich unbemannt auf dem Mond landete.

Mit der erfolgreichen Landung von Odysseus steht nach mehr als 50 Jahren erstmals wieder eine US-amerikanische Sonde auf dem Mond.

© SZ/Reuters/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusWeltall
:Achtung, der Mond schrumpelt

Der Erdtrabant wird kälter und kleiner und bekommt dabei Runzeln wie eine Rosine. Das kann zu Mondbeben, Staub- und Gerölllawinen führen - und könnte für Mondfahrer gefährlich werden, warnen Forscher.

Von Peter Michael Schneider

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: