SZ-Klimakolumne:Mehr Klimawissen in die Schulen?

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Physik ja. Aber schonmal vom "Clausius-Clapeyron-Gesetz" gehört? (Foto: Ute Grabowsky / photothek.net/imago/photothek)

Bisher hat der Klimawandel nur wenig Platz im Lehrplan. Muss sich das ändern?

Von Vera Schroeder

In Bayern hat diese Woche die Schule wieder begonnen und für Menschen mit Kindern ist das ja immer der eigentliche Jahreswechsel - und das Ende des Sommers. Dieser Sommer war besonders. Es war der heißeste, den wir je hatten und der Einfluss des Klimawandels war deutlich zu spüren - einen Überblick über die verschiedenen Ereignisse bietet diese Geschichte. Schlammfarbene Katastrophenbilder von wegschwimmenden Autos oder Menschen mit Einkaufstüten, die sich in Fluten an Ampeln festkrallen, haben eine Häufigkeit erreicht, wie man sich das vor wenigen Jahren noch kaum vorstellen konnte.

Für meine Schulkinder lösen solche Bilder eine große Faszination aus. Sie hängen sofort vor Zeitungskästen oder über meiner Schulter, wenn Katastrophenszenen auf Titelseiten oder im Handy auftauchen. Als sie am Dienstag mit den schrecklichen Bildern aus Libyen im Kopf in ihren Schulalltag gestartet sind ( mehr zu dieser Katastrophe finden Sie hier), habe ich mich gefragt, ob das eigentlich genug begleitet wird, was sie da sehen. Und ob die Schule ihnen eigentlich das richtige Grundwissen für diese sich intensivierende Krise beibringt.

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Physik ja, aber hat der Zehntklässler schon mal vom "Clausius-Clapeyron-Gesetz" gehört, diesem wichtigen physikalischen Zusammenhang zwischen Lufttemperatur und Feuchtigkeit, die hinter vielen Wetterextremen steckt? Weiß er, was planetare Grenzen sind (über deren Überschreiten wir hier berichten)? Warum Klimawandelfolgen für ärmere Länder viel schwieriger zu verkraften sind als für reiche? Wie man sich vor Klimaangst schützt? Basiswissen Klimawandel, als eigenes Schulfach, weil die Schule eben einer der letzten Orte ist, an denen man "alle" erreicht: Wird das nicht immer dringlicher in diesen Zeiten?

Natürlich bin ich nicht die Erste, die diese Gedanken umtreibt. Heute demonstrieren beim globalen Klimastreik wieder teachersforfuture mit; Initiativen wie Klimabildung e.V. versuchen seit Jahren, den Themenbereich stärker in der Schulbildung zu verankern. Im Gespräch mit anderen Eltern oder Lehrkräften begegnet mir aber auch immer wieder der Wunsch, dass man Schule nicht zu sehr mit akuten Krisen belasten sollte, weil so ein Lernort ja auch ein Schonraum sein muss für Kinder und Jugendliche. Ein Ort, an dem der Dauerkrisenmodus der Gesellschaft außen vor bleibt, weil man im Krisenmodus nicht gut lernen kann und Kinder ein Recht auf Unbeschwertheit, Freiheit und ja, auch Sorglosigkeit haben. Ich finde: Auch da ist was dran.

Wie sehen Sie das? Soll die Schule die Klimakrise auch inhaltlich stärker berücksichtigen - oder soll sie eher ein Ort der Sicherheit sein, der zeitloses Grundlagenwissen priorisiert? Oder geht das sogar beides zusammen? Ich freue mich über Ihre Gedanken an klimafreitag@sz.de.

(Dieser Text stammt aus dem wöchentlichen Newsletter Klimafreitag, den Sie hier kostenfrei bestellen können.)

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