SZ-Klimakolumne:Die Spuren des Menschen sind unübersehbar

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Luftaufnahme des Crawford-Sees in Kanada. (Foto: PETER POWER/AFP)

Geologen lehnen es vorerst ab, das "Anthropozän" zum neuen Zeitalter zu erklären. Aber was ändert das?

Von Marlene Weiß

Seit Langem diskutieren Geologen, ob es nicht an der Zeit wäre, das vom Menschen geprägte Zeitalter auszurufen - das Anthropozän. Aber ein Zeitalter ist nichts, was man so einfach erklärt, auch wenn es auf der Erde kaum noch einen Ort geben dürfte, an dem sich keine Spuren menschlicher Aktivitäten zeigen. Aus geologischer Sicht müssen diese Spuren sich eben auch mit geologischen Methoden nachweisen lassen, und zwar langfristig. Vollgemüllte Strände, selten gewordene Tierarten, Lärm, schöne und weniger schöne Bauwerke und natürlich die so offensichtlich gestiegenen Temperaturen mögen zwar das Leben auf der Erde prägen, aber aus dieser Perspektive zählen sie nicht, zumindest nicht unmittelbar.

Die Spuren der Atomtests aus den 50er-Jahren hingegen lassen sich gut im Boden nachweisen. Eigentlich war auch schon ein Ort gefunden, der solche und weitere menschliche Einflüsse exemplarisch zeigt und an dem man das neue Zeitalter hätte festmachen können, der Crawford-See in Kanada. Doch nun hat ein Geologen-Gremium es überraschend abgelehnt, das Anthropozän so zu definieren. Woran das liegen könnte und wie es weitergeht, hat mein Kollege Christoph von Eichhorn aufgeschrieben.

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Ich persönlich finde die Debatte interessant, aus akademischer Perspektive, Geologie ist eine faszinierende Wissenschaft. Aber andererseits denke ich auch: Einen großen Unterschied macht es eigentlich nicht, wie wir diese unsere Zeit nennen. Man sieht und spürt ja überall, was wir Menschen angerichtet haben, teils im Guten, leider oft auch im Schlechten. Die Februar-Temperaturen hätten in diesem Jahr besser auf einen April gepasst, die Meere sind immer noch viel zu warm, die Liste ließe sich lange fortsetzen.

Man sollte sich keine Gedanken darüber machen, wann das Anthropozän anfing, sondern darüber, wie es endet, haben die Kollegen vom Economist im vergangenen Jahr mal geschrieben. Immerhin, das haben wir noch in der Hand. Unschöne Szenarien kann man sich leicht ausdenken - aber es gibt auch viel Anlass zur Hoffnung. Nur sollten wir mal langsam in die Pötte kommen. Viele Menschen wollen schließlich das Klima schützen und wären sogar bereit, dafür zu bezahlen, nur passiert immer noch zu wenig, wie Sie in dieser großen Übersicht mit Grafiken nachlesen können.

Ich wünsche Ihnen trotz oder wegen allem ein schönes Wochenende und einen schönen, gerade richtig warmen Frühling. Wenn Sie noch keine Vogelstimmen-App auf dem Handy haben, legen Sie sich eine zu, ist großartig.

(Dieser Text stammt aus dem wöchentlichen Newsletter Klimafreitag , den Sie hier kostenfrei bestellen können.)

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