Japan: Atomanlage Fukushima:Roboter in den Reaktoren

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Alarm aus der Atomruine Fukushima: Ferngesteuerte Roboter messen in den havarierten Reaktoren 6000fach höhere Radioaktivität als im Normalbetrieb. Der Stilllegungszeitplan ist Tepco zufolge dadurch nicht gefährdet.

Die Betreiberfirma Tepco setzt inzwischen ferngesteuerte Roboter ein, um Strahlung, Temperatur und Sauerstoffkonzentration in den Reaktoren der Atomanlage Fukushima-1 zu messen. Die Maschinen maßen in den kritischen Reaktoren 1 bis 3 am Sonntag Strahlenwerte von bis zu 57 Millisievert pro Stunde, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo. Das sei Tepco zufolge fast 6000 Mal höher als im Normalbetrieb des Reaktors.

Ferngesteuerte Roboter erkunden die Reaktoren der Atomanlage Fukushima-Daiichi - und liefern alarmierende Erkenntnisse. (Foto: dpa)

Die Verstrahlung verzögere die Arbeiten, erklärte Tepco, werde jedoch den Zeitplan nicht gefährden, innerhalb von neun Monaten das havarierte Atomkraftwerk unter Kontrolle zu bringen. Der AKW-Betreiber hatte erklärt, dass die Reaktoren frühestens in etwa sechs Monaten stabilisiert werden könnten.

Große Mengen an radioaktiv verstrahltem Wasser erschweren die Arbeiten in Fukushima-Daiichi. Die Einsatzkräfte hoffen, es schon bald aus einem Schacht des Reaktors 2 in einen Auffangbehälter abpumpen zu können, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Jiji Press. Sorge bereite zudem hochgradig verstrahltes Wasser, das sich in einem Tunnelschacht angesammelt hat. Der Pegel sei dort innerhalb eines Tages um drei Zentimeter gestiegen.

Greenpeace warnt vor weltweiter Strahlenbelastung

Die Umweltorganisation Greenpeace warnte vor einer weltweit steigenden Strahlenbelastung als Folge von Fukushima. Der Greenpeace-Experte Christoph von Lieven sagte, der Plan des Kraftwerkbetreibers Tepco zur Bekämpfung des Unfalls in den kommenden neun Monaten beruhe auf unbekannten Grundlagen. "Was Tepco hier sagt, ist einfach unseriös", sagte von Lieven. "Wir sind uns nicht sicher, ob wir damit nicht noch Jahre zu tun haben. Und das ist ein weltweites Problem. Wir werden weltweit eine erhöhte Strahlenbelastung haben", sagte der Umweltschützer.

Der Greenpeace-Fachmann warf Tepco vor, mit der Lage nicht zurechtzukommen. Die radioaktive Strahlung sei trotz der ergriffenen Maßnahmen weiter aus der Atomruine ausgetreten. "Die Evakuierungszone muss jetzt ausgeweitet werden, und zwar wirklich dringend."

Die Katastrophe in Japan wirkt sich auch auf den Konsum in Deutschland aus. Denn viele Unternehmen in dem krisengeschüttelten Land hatten ihre Produktion unterbrechen oder einstellen müssen. Bei Waren wie Kameras, Handys, Laptops oder LCD-Fernsehern, die auf Komponenten aus Japan angewiesen sind oder in dem Land gefertigt werden, seien ab Ende April merkliche Einschränkungen im Sortiment zu erwarten, schreibt die Financial Times Deutschland. Dies sei das Ergebnis einer Umfrage bei Herstellern und Händlern. Auf noch längere Wartezeiten müssten sich Käufer von japanischen Autos einstellen.

Der weltgrößte Autobauer Toyota nahm unterdessen in allen japanischen Produktionsstandorten wieder die Arbeit auf. Der Autobauer hatte am 14. März die Produktion einstellen müssen. In Folge der Katastrophe im Nordosten und Osten des Landes gibt es Engpässe bei der Belieferung durch Toyotas Teilehersteller, wovon auch die Produktion im Ausland beeinträchtigt ist. Bis auf weiteres wird daher zurzeit nur mit etwa halber Auslastung produziert, wie Toyota bekanntgab. Alle inländischen Werke würden zunächst bis zum 3. Juni arbeiten, danach werde man neu entscheiden.

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