Der große Algorithmus in der Kommandozentrale des Internets hat zuletzt immer wieder die gleichen Klimaaktivisten-Häppchen serviert. In einem dieser Filmschnipsel packt eine Frau mit blondem Pferdeschwanz eine Aktivistin an den offenen Haaren, zerrt sie daran über die Straße und gießt einen Sturzbach aus Beschimpfungen über ihr aus. Oder das Filmchen, in dem ein Feuerwehrmann versucht, den Asphalt unter der Hand eines Aktivisten der "Letzten Generation" wegzumeißeln. Plötzlich schreit der Festgepappte in verblüffend hoher Stimmlage, reißt sich die Schiebermütze vom Kopf und pfeffert sie schauspielschülerhaft auf den Boden. Der Feuerwehrmann hält kurz inne, und es entspinnt sich eine Diskussion darüber, ob da nun simuliert wird oder nicht.
Nach mehr als einem Jahr Klebeprotest und Klebediskurs zählen Videos wie diese zum festen Bestandteil der täglichen Social-Media-Kost. Konsumiert wird dieser Klebecontent mit der gleichen Haltung wie ein trashiges Reality-Format: Die Filme wecken Gefühle wie Wut, Schadenfreude, Mitleid, Empörung und oft reichlich Fremdscham. Was die Videos und die Aktionen der Aktivisten hingegen nicht sind: humorvoll. Wie auch, ließe sich einwenden, es geht hier um den Weltuntergang, da gibt es nichts zu lachen!
Vielleicht aber wäre etwas Humor keine so schlechte Idee, schließlich geht es bei den Aktionen ja darum, Menschen zu überzeugen und zu Handlungen zu motivieren - zumindest in der Theorie. Da könnte etwas weniger Endzeiternst und etwas mehr Spaß doch ein Mittel zum Zweck sein. Gerade haben die Psychologen Chris Skurka und Julia Cunningham eine Arbeit in Current Opinion in Psychology publiziert, in der sie die Studienlage zu der Frage zusammengetragen haben, wie viel Spaß Umweltkommunikation verträgt.
Man kennt das aus der Werbung: Lustige Spots bekommen mehr Aufmerksamkeit
Die kurze Antwort lautet: Ganz eindeutig ist die Lage nicht, dazu ist Humor einfach zu vielfältig. Aber: Mit Witz ließen sich vor allem jene Menschen erreichen, die sich bisher kaum für Öko-Klima-Nachhaltigkeitsthemen interessieren. Für diese Personengruppe existieren offenbar die besten Belege dafür, dass ein bisschen Spaß die Abwehrreflexe gegen schwere Umweltkost abmildert. Auch aus der Werbung ist bekannt, dass lustige Spots mehr Aufmerksamkeit generieren, mit höherer Wahrscheinlichkeit positive Affekte auslösen und auch die Einstellung zu dem beworbenen Produkt eher rosig stimmen als spaßbefreite Kaufempfehlungen. Allerdings senken Witze die Glaubwürdigkeit der werbenden Firmen etwas.
Ähnliche Befunde existieren aus der allgemeinen Kommunikationsforschung: Wer andere überzeugen möchte, darf ruhig auf etwas Humor setzen. Ein bisschen Spaß sorge vor allem dafür, dass mehr Wissen vermittelt werde, so die Psychologen. Ob daraus ausreichend Drang entsteht, um zu handeln? Da sei die Evidenz weniger klar, so Skurka und Cunningham. Dennoch lässt sich die Arbeit der Forscher als Plädoyer für mehr Verspieltheit in der Umweltkommunikation lesen. Die Alternative besteht schließlich darin, das Publikum weiterhin mit Schocknachrichten, Untergangsgeschrei und moralischen Verwünschungen zu verstören. Das finden sehr viele Menschen in etwa so angenehm, wie an den Haaren über die Straße gezerrt zu werden - und klinken sich aus.