Geschichte - Wiesbaden:Gedenkveranstaltung für Nazi-Opfer im hessischen Landtag

Deutschland
Der hessische Landtag während einer Plenarsitzung. Foto: Silas Stein/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Wiesbaden (dpa/lhe) - Mit mehreren Gedenkveranstaltungen im Land wird am kommenden Montag (27.1.) der Opfer des Nationalsozialismus in Hessen gedacht. Die Direktorin des Fritz Bauer-Instituts, Sybille Steinbacher, hält bei einer zentralen Veranstaltung im hessischen Landtag in Wiesbaden eine Gedenkrede. Das Frankfurter Institut erforscht und dokumentiert seit 25 Jahren die Geschichte der Verbrechen des NS-Regimes. Thema der Gedenkveranstaltung im Landtag wird die Verfolgung aufgrund von Homosexualität sein.

Benannt ist die Einrichtung nach Fritz Bauer, der als jüdischer Remigrant und seit 1956 als hessischer Generalstaatsanwalt für die juristische Aufarbeitung von NS-Verbrechen kämpfte. Steinbacher ist auch Inhaberin des Lehrstuhls zur Erforschung der Geschichte und Wirkung des Holocaust an der Goethe-Universität Frankfurt. Es ist nach Angaben der Universität der erste Lehrstuhl eigens für Holocaustforschung in Deutschland.

Soldaten der Roten Armee hatten am 27. Januar 1945 die letzten noch lebenden Häftlinge von Auschwitz-Birkenau befreit, des größten deutschen Vernichtungslagers. Allein in Auschwitz wurden mindestens 1,1 Millionen Häftlinge ermordet oder starben an Folgen von Hunger, Krankheit, Sklavenarbeit und Misshandlung. Die meisten der Opfer waren Juden. Der frühere Bundespräsident Roman Herzog hatte 1996 angeregt, an diesem Tag der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken

Hessens Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker hatte zuletzt nachdrücklich die besondere Verantwortung des Gedenkens betont: "Denn der Antisemitismus des 21. Jahrhunderts weht als Hauch von Auschwitz wieder durch zu viele Gassen unserer Städte in Europa, ohne dass seine bedrohliche Kälte die Menschen wirklich aufschreckt."

Es gebe wieder Angriffe auf Juden, die Schändung jüdischer Synagogen und Friedhöfe sowie Judenhass auf den Schulhöfen und auf Sportplätzen, mahnte der Antisemitismusbeauftragte. Manchem falle es aber leichter, der ermordeten Juden zu gedenken, "als sich hier, heute und in der Zukunft entschieden und kompromisslos für jüdisches Leben in unserem Land oder auch für jüdisches Leben in Israel einzusetzen". Deshalb sei keine Wende der Erinnerungskultur, sondern eine Wende in der Handlungskultur erforderlich.

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