Augsburg:Söder will die Beziehungen zu Tschechien weiter verbessern

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Augsburg (dpa/lby) - Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will die Beziehungen zwischen Bayern und Tschechien weiter verbessern. Bei dem Sudetendeutschen Tag in Augsburg sagte Söder am Sonntag, dass der Kontakt zwischen Deutschland und dem Freistaat einerseits und Tschechien andererseits zwar gut sei, aber noch besser werden könne.

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Augsburg (dpa/lby) - Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will die Beziehungen zwischen Bayern und Tschechien weiter verbessern. Bei dem Sudetendeutschen Tag in Augsburg sagte Söder am Sonntag, dass der Kontakt zwischen Deutschland und dem Freistaat einerseits und Tschechien andererseits zwar gut sei, aber noch besser werden könne.

Die Beziehungen zwischen München und Prag waren sehr lange wegen der Vertreibung und Enteignung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg belastet. Erst in den vergangenen Jahren kam es zu einer spürbaren Annäherung der Nachbarn. Als erstes tschechisches Regierungsmitglied überhaupt nahm 2016 Kulturminister Daniel Herman am Sudetendeutschen Tag teil. Sein Parteikollege und damaliger Vizeregierungschef Pavel Belobradek folgte ihm 2017.

„Unsere Aufgabe muss jetzt sein, dieses zarte Pflänzchen weiter wachsen zu lassen, im gegenseitigen Verständnis“, sagte Söder über die Beziehungen der Länder. Der Ministerpräsident kam erstmals als offizieller Schirmherr der Vertriebenengruppe zu einem Sudetendeutschen Tag. Der Freistaat hatte nach dem Zweiten Weltkrieg die Schirmherrschaft für die Sudetendeutsche Volksgruppe übernommen - dadurch gelten die Sudetendeutschen heute als vierter Stamm Bayerns neben den Altbayern, Franken und Schwaben.

In diesem Jahr war Tschechien auf dem Sudetendeutschen Tag jedoch nur auf Botschafterebene vertreten. Zu den Gründen wollte sich eine Sprecherin des geschäftsführenden Ministerpräsidenten und ANO-Parteigründers Andrej Babis auf Anfrage am Sonntag nicht äußern. Allerdings ist seine geplante Regierungskoalition aus populistischer ANO und sozialdemokratischer CSSD auf die Tolerierung durch die Kommunisten (KSCM) angewiesen.

Und von denen kamen deutliche Worte: Wenn das Thema der Benes-Dekrete, mit der die Enteignung der Sudetendeutschen festgeschrieben wurde, tatsächlich überwunden wäre, dann würde es nicht ständig auf der anderen Seite der Grenze angesprochen, kritisierte der KSCM-Vorsitzende Vojtech Filip. „Zumindest wissen wir, vor wem wir uns in Acht nehmen müssen“, sagte der 63-Jährige an die Adresse der Sudetendeutschen.

Ausgesprochen positiv kommentierte hingegen der tschechische Außenminister Martin Stropnicky die Tagung in Augsburg bei Twitter. Die tschechisch-bayerischen Nachbarschaftsbeziehungen stünden vor großen Aufgaben. „Die Sudetendeutschen sind untrennbarer Teil dieser Beziehungen, genauso wie die Debatten über die Vergangenheit“, merkte der 61 Jahre alte Chefdiplomat an. Versöhnung und gegenseitiges Verständnis seien Werte, an die man weiter anknüpfen wolle.

Der Sprecher der Sudetendeutschen, der CSU-Politiker Bernd Posselt, hatte am Samstag erklärt, dass die Sudetendeutschen ihr jährliches Pfingsttreffen gerne einmal in Tschechien veranstalten würden. Vielleicht könne schon in wenigen Jahren der Sudetendeutsche Tag in der Tschechischen Republik stattfinden, meinte er. Im kommenden Jahr soll der dann 70. Sudetentag zunächst einmal in Regensburg stattfinden, danach ist der Ort noch nicht festgelegt.

Posselt kündigte auch an, die Sudetendeutschen würden sich bemühen, dass ihre Kultur in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen werde. Die Weltkulturorganisation sammelt in der Liste regionales Brauchtum aus allen Kontinenten wie Tänze, Musik, Feste oder Handwerkskünste. Söder erklärte, er werde die Idee der Sudetendeutschen unterstützen. Obwohl Söder selbst nicht zu der Vertriebenengruppe gehört, ist er seit 20 Jahren Mitglied bei den Sudetendeutschen und wurde dafür mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet.

Zum Auftakt ihrer zweitägigen Veranstaltung hatten die Sudetendeutschen den Wiener Kardinal Christoph Schönborn mit ihrem Europäischen Karlspreis geehrt. Der katholische Geistliche, dessen Familie selbst aus Tschechien vertrieben wurde, wurde für seine Verdienste um die europäische Einigung und die Völkerverständigung ausgezeichnet.

Die Freien Wähler forderten unterdessen mehr Geld von Bayern für die Vertriebenenarbeit. Der Fördertopf dafür müsse auf dem Niveau von 2003 gefüllt werden, das wären knapp 1,9 Millionen und somit rund 200 000 Euro pro Jahr mehr, sagte der vertriebenenpolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Hans Jürgen Fahn.

Auch die Siebenbürger Sachsen hatten sich an dem Pfingstwochenende zu ihrem traditionellen Treffen im mittelfränkischen Dinkelsbühl versammelt. Dort hatte Söder bei der Eröffnung gelobt, dass die Siebenbürger Sachsen heute nicht zurückschauten, sondern Brücken in ihre frühere Heimat in Rumänien bauten und damit Europa zusammenbrächten.

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