Artenschutz:Die Angst des Elefanten vor der Biene

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Afrikanische Waldelefanten sind zwar kleiner als Savannenelefanten, aber immer noch deutlich größer als Bienen. (Foto: Nicolas Deloche/picture alliance / Godong)

Hören sie ein verdächtiges Summen, nehmen sie schnell Reißaus: Afrikanische Elefanten fürchten sich vor Bienen. Tierschützer wollen das nun nutzen, um das Überleben der Tiere zu sichern.

Von Tina Baier

Afrikanische Elefanten können ganze Bäume ausreißen, gelten als hochintelligent und haben schon aufgrund ihrer Größe - Savannenelefanten werden fast vier Meter hoch, die deutlich kleineren Waldelefanten immerhin zwei - kaum natürliche Feinde. Doch es gibt etwas, vor dem die riesigen Tiere richtig Angst haben: Bienen.

Warum das so ist, ist nicht genau bekannt, aber tatsächlich haben afrikanische Bienen etwas Furchterregendes: Sie greifen schon bei kleinsten Störungen an, und zwar alle zusammen, nicht nur jeweils ein paar wie bei der europäischen Honigbiene. Außerdem haben die aggressiven Schwärme aus Hunderten Insekten die unangenehme Eigenschaft, ihre Opfer hartnäckig zu verfolgen.

Wenn Afrikanische Elefanten bemerken, dass sie in die Nähe eines Bienenstocks geraten sind, fangen sie oft hektisch an, mit den Ohren zu wedeln, geben erschreckte Laute von sich und treten möglichst schnell den Rückzug an. Immer wieder wurde auch beobachtet, dass die Tiere Staub aufwirbeln und sich damit bedecken. Sie scheinen zu wissen, dass Bienenstiche besonders in die empfindlichen Teile des Rüssels, in den Mund oder um die Augen herum äußerst schmerzhaft sind.

Der Elefanten-Bulle zieht erschrocken seinen Rüssel zurück und flieht

Diese Angst der Elefanten vor den Bienen wollen Tierschützer jetzt nutzen, um die Elefanten von Menschen fernzuhalten. Denn in vielen afrikanischen Ländern ist es ein großes Problem, dass die geschützten Tiere in die Nähe von Dörfern kommen, ganze Ernten zerstören und im Extremfall sogar Menschen töten. Umgekehrt erschießen Bauern Elefanten, um ihre Ernte oder sich selbst zu schützen.

Um die Konfrontation zwischen Menschen und wilden Elefanten zu vermeiden, hat die britische Tierschutzorganisation Wild Survivors die "Buzz Box" entwickelt, die in der Nähe von Dörfern und Feldern aufgehängt werden kann, um Elefanten abzuschrecken. Das Gerät ist mit einem Bewegungsmelder ausgestattet und spielt eine halbe Minute lang das Geräusch eines aufgeschreckten Bienenschwarms ab, wenn ein Elefant oder ein anderes Tier in seine Nähe kommt.

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Dass es seinen Zweck erfüllt, zeigt ein Video aus Liberia, dass Elefantenschützer kürzlich aufgenommen haben: Zu sehen ist ein Waldelefanten-Bulle, der sich fröhlich den Magen vollschlägt. Als er dabei in die Nähe von Feldern kommt, löst er eine Buzz Box aus, die dort zur Abschreckung aufgehängt wurde. Beim Geräusch der wildgewordenen Bienen zieht das große Tier wie erschrocken seinen Rüssel ein, weicht ein paar Schritte zurück und scheint einen Moment zu lauschen, als würde es seinen Ohren nicht trauen. Dann tritt der Bulle eilig den Rückzug an.

Felszeichnungen, die in der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal entdeckt wurden, lassen vermuten, dass Menschen die Angst der großen Elefanten vor den kleinen Bienen schon vor sehr langer Zeit aufgefallen ist. Die erste wissenschaftliche Publikation dazu gab es im Jahr 2002. Damals hatten Massai in Kenia Wissenschaftler darauf aufmerksam gemacht, dass Elefanten Bäume, in denen Bienenvölker wohnen, in Ruhe lassen.

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