Glossar:So verstehen Sie die Corona-Pandemie

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Ein Virus, viele Begriffe: Corona hat unsere Sprache verändert. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Schnelltest, MPK, Vaxzevria: In einem guten Jahr Corona haben sich etliche Wörter in unseren Sprachalltag geschlichen, die wir vorher nicht kannten. Eine Übersicht.

Von Juri Auel

Es hätte doch sehr verwundert, wäre die Wahl im November anders ausgegangen, als die Gesellschaft für deutsche Sprache "Corona-Pandemie" zum Wort des Jahres 2020 bestimmte. Dass es nicht einfach nur "Corona" war oder "Coronavirus", hatte seinen Grund. Die gewählte Zusammensetzung stehe für eine Vielzahl neuer Wortbildungen, hieß es als Begründung.

Und in der Tat sind seit der Verkündung der Entscheidung im November vergangenen Jahres noch mal einige neue Corona-Wortschöpfungen mehr in unseren Sprachalltag eingesickert. Selbsttest, zum Beispiel. Oder Click & Collect. Aber was genau ist noch mal die Inzidenz, und wo und wie werden Schulkinder unterrichtet, wenn von Wechselunterricht die Rede ist? Das SZ-Corona-Glossar gibt einen Überblick.

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AHA-Regel

Die AHA-Regel fasst die wichtigsten und einfachsten Verhaltensregeln zusammen, die im Kampf gegen das Coronavirus helfen sollen. AHA steht für Abstand halten, Hygiene beachten und im Alltag Maske tragen. Manchmal wird die Formel durch ein "+ C + L" ergänzt. C steht dabei für das Nutzen der offiziellen Corona-Warnapp und L für regelmäßiges Lüften.

Ausgangssperre

Eine Ausgangssperre beschreibt das Verbot, die eigene Wohnung zu verlassen - ganztags oder nur zu bestimmten Zeiten, wenn kein bestimmter Grund vorliegt. In München etwa gilt bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 100 eine Ausgangssperre zwischen 22 und 5 Uhr. In dieser Zeit darf die Wohnung nur verlassen, wer zum Beispiel wegen eines Notfalls zum Arzt muss (gilt auch bei Haustieren). Der Job und die Begleitung Sterbender sind ebenfalls Ausnahmen. Der Begriff der Ausgangsbeschränkung lässt sich nicht klar von der Ausgangssperre abgrenzen. Es gibt jedoch die Argumentation, Ausgangsbeschränkungen seien weniger scharf als Ausgangssperren zu verstehen. Während man bei Ausgangsbeschränkungen das Haus nur aus triftigen Gründen verlassen dürfe, müssten es bei der Ausgangssperre unaufschiebbare Gründe sein.

B.1.1.7

B.1.1.7 ist der Name der in Großbritannien entdeckten Mutante des Coronavirus. Dass Viren mutieren und sich so verändern, geschieht zufällig und ist völlig natürlich. Im Fall von B.1.1.7 hat der Zufall ein Virus geschaffen, welches wesentlich ansteckender und wohl auch tödlicher ist als die Urform des Coronavirus. Andere bekannte Corona-Mutanten sind B.1.351 (entdeckt in Südafrika) und P.1 (Brasilien). Die kryptischen Bezeichnungen nehmen Bezug auf evolutionäre Beziehungen zwischen den verschiedenen Virus-Stämmen.

Click & Meet / Click & Collect

Die beiden Begriffe haben es in den Corona-Sprachgebrauch geschafft, als es darum ging, eine Möglichkeit für Einzelhändler zu finden, trotz Lockdowns nicht vollständig auf Kundschaft verzichten zu müssen. Click & Collect bezeichnet ganz einfach das zum Beispiel telefonische Vorbestellen von Ware, die später am Eingang des Geschäfts abgeholt werden kann. Click & Meet folgt dem Motto "Termin ausmachen, Laden aufsuchen, shoppen". Wie man allerdings an einen Termin kommt, unterscheidet sich von Geschäft zu Geschäft. Manche Läden bieten eine Online-Reservierung auf ihrer Website an, wieder andere vergeben die Termine per Telefon. Manchmal ist auch eine spontane Nachfrage am Eingang möglich oder es gibt an der Ladentür einen QR-Code zur sofortigen Anmeldung.

EMA

Die EMA ist die Europäische Arzneimittel-Agentur. Sie ist in der EU für die Beurteilung und Überwachung von Arzneimitteln zuständig, und somit auch für die Corona-Impfstoffe. Wichtig dabei: Die EMA spricht nur Empfehlungen aus. Die tatsächlichen Entscheidungen, ob ein Corona-Impfstoff eingesetzt wird oder nicht, obliegen den nationalen Behörden. In Deutschland arbeitet die EMA mit dem Paul-Ehrlich-Institut zusammen.

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Freitesten

Unter Freitesten versteht man die Möglichkeit, sich einer auferlegten Beschränkung der Bewegungsfreiheit durch die Vorlage eines negativen Corona-Tests zu entziehen. Dies kann zum Beispiel eine Quarantäne-Anordnung sein, die vorsorglich erlassen wurde, weil man engen Kontakt zu einem infizierten Menschen hatte. Die genauen Umstände, unter denen dies möglich ist, legen die Bundesländer fest.

Inzidenzwert

Eine Inzidenz beschreibt allgemein gesprochen die Häufigkeit des Auftretens neuer Ereignisse - wie Corona-Infektionen - in einem bestimmten Zeitraum. Bei Corona soll die Kennziffer das Infektionsgeschehen regional vergleichbar machen. Sie sagt aus, wie viele Menschen in der untersuchten Region innerhalb von sieben Tagen positiv getestet wurden, und zwar nicht in absoluten Zahlen, sondern bezogen auf jeweils 100 000 Einwohner der Region.

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Lockdown

Der Begriff des Lockdowns hat sich in der Pandemie als Sammelbegriff etabliert, um unterschiedlich starke Einschränkungen des öffentlichen Lebens zu beschreiben, die eine Ausbreitung des Virus verhindern sollen. Sprachexperten weisen darauf hin, dass der Begriff klar von dem des Shutdowns zu unterscheiden sei. Beide Wörter stammen aus dem Englischen. Lockdown beschreibt dort tatsächlich eine behördliche Anordnung, die aufgrund einer gefährlichen Situation die Bewegungsfreiheit einschränkt. Der Shutdown bedeutet hingegen das Schließen einer Fabrik, der Verwaltung oder das Abschalten einer Maschine auch ohne eine drohende Gefahr. In Deutschland werden die Begrifflichkeiten in der Diskussion um Corona jedoch weitestgehend synonym benutzt.

Luca-App

Die App ermöglicht eine digitale Nachverfolgung von Kontaktpersonen bestätigter Corona-Fälle per Smartphone im direkten Austausch mit dem zuständigen Gesundheitsamt. Ziel ist es, Kontakte lückenlos zu dokumentieren und fehleranfällige und möglicherweise unvollständige Kontaktlisten auf Papier zu ersetzen. Dabei setzten die Macher auch auf das Scannen von QR-Codes, um sich bei Veranstaltungen mit mehreren Menschen als Gast zu registrieren. Der Rapper Smudo von den Fantastischen Vier setzt sich für die Verbreitung der App ein, die mit der offiziellen Corona-Warn-App des Bundes abgestimmt werden soll. Was die beiden Apps vereint und was sie unterscheidet, lesen Sie hier.

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Long-Covid

Als Long-Covid werden die Spätfolgen einer Erkrankung an der durch das Coronavirus ausgelösten Krankheit Covid-19 bezeichnet. Das Krankheitsbild ist sehr variabel. Dazu zählen können chronische Erschöpfung, Gelenk- und Muskelschmerzen. Aber auch Hautveränderungen sowie anhaltender Geruchs- und Geschmacksverlust zählen dazu.

Medizinische Masken

Am Anfang der Pandemie waren Masken zum Bedecken der Mund-Nasen-Region knapp, aus diesem Grund nähten viele das, was man vor der Pandemie etwas unscharf schlichtweg Mundschutz nannte, selbst. Die selbstgenähten Helfer nannte man Community- oder Alltagsmasken. Um die Wirkung der Maßnahmen zu erhöhen, wurden in einigen Bereichen schließlich professionellere, medizinische Masken vorgeschrieben, die effektiver gegen die Verbreitung des Virus schützen sollen. Die Bundesregierung definiert medizinische Masken so: "OP-Masken, Masken des Standards KN95/N95, Masken des Standards FFP2". Details zu den einzelnen Typbezeichnungen lesen Sie hier.

Modellversuch

Als Modellversuch werden Experimente und Projekte bezeichnet, bei denen das gesellschaftliche Leben trotz der Pandemie wieder weitestgehend ermöglicht werden soll - allerdings mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen. Zu den Vorreitern dabei zählt die Stadt Tübingen, in der man mit einem tagesaktuellen Corona-Test wieder ins Theater oder ins Kino gehen kann. Kritiker warnen jedoch, durch Tests allein ließe sich eine dritte Infektionswelle nicht aufhalten. Oberbürgermeister Boris Palmer verteidigt das Projekt - trotz gestiegener Infektionszahlen und nur bedingter wissenschaftlicher Aussagekraft.

MPK

Die Abkürzung MPK steht für Ministerpräsidentenkonferenz. Dabei kommt die Bundeskanzlerin mit den Chefinnen und Chefs der Bundesländer zusammen. Normalerweise finden diese Treffen nur viermal im Jahr statt. In der Pandemie wird das Format genutzt, um das Vorgehen von Bund und Ländern gegen das Virus schnell abzustimmen. Da die MPK jedoch kein Verfassungsorgan ist, gibt es an diesem Vorgehen immer wieder Kritik. Außerdem gelten die Beschlüsse der MPK nicht unmittelbar, sondern müssen einzeln in den Ländern umgesetzt werden.

PCR-Test

Das Bundesgesundheitsministerium bezeichnet PCR-Tests als den "Goldstandard" unter den Corona-Tests. Die nötigen Abstriche erfolgen durch medizinisches Personal, für die Auswertung sind Labore nötig. Die Methode gibt sehr zuverlässig an, ob ein Mensch eine Infektion in sich trägt. Nur in den ersten Tagen schlägt auch der PCR-Test nicht an, weil sich das Virus noch nicht genügend vermehrt hat. Für den Test werden Stückchen von Virenerbgut aus dem Nasen-Rachen-Raum der Testperson im Labor vervielfältigt und analysiert. Meist wird ein langes Wattestäbchen tief in den Nasen-Rachen-Raum eingeführt, mittlerweile gibt es aber auch weniger invasive Tests, zum Beispiel Gurgeltests.

R-Wert

Der R-Wert beschreibt, wie viele Menschen eine infizierte Person durchschnittlich ansteckt. Liegt der R-Wert bei 1, kommt die Ausbreitung des Virus zu einem Stillstand. Sinkt er darunter, geht das Infektionsgeschehen zurück.

Risikogebiete

Je nachdem, wie hoch die Gefahr einer Ansteckung dort eingeschätzt wird, gibt es mittlerweile drei Kategorien, in die deutsche Behörden Regionen oder ganze Länder einteilen.

  • Risikogebiet: Eine Inzidenz von mehr als 50 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen.
  • Hochinzidenzgebiet: Gebiete mit besonders hohen Fallzahlen, mindestens eine Inzidenz von 200.
  • Virusvarianten-Gebiet: Region, in der sich mutierte, besonders gefährliche Varianten des Coronavirus ausgebreitet haben.

RKI

Hinter der Abkürzung RKI verbirgt sich das Robert-Koch-Institut. Das RKI ist eng mit dem Bundesgesundheitsministerium verknüpft. Seine Kernaufgaben sind die Erkennung, Verhütung und Bekämpfung von Krankheiten, dabei vor allem Infektionskrankheiten.

Schnelltest

Schnelltests, auch Antigen-Schnelltests genannt, haben ihren Namen daher, dass das Ergebnis anders als bei PCR-Tests schnell, das heißt, nach maximal 30 Minuten, und vor Ort vorliegt. Ähnlich wie bei PCR-Tests wird dabei von geschultem Personal ein Abstrich im Nasen- oder Rachenbereich vorgenommen. Seit dem 8. März haben alle Menschen, die in Deutschland wohnen oder sich gewöhnlich hier aufhalten, den Anspruch auf mindestens einen kostenlosen Schnelltest pro Woche.

Selbsttest

Selbsttests gehören wie Schnelltests zu den Antigen-Tests und weisen Eiweißstrukturen des Coronavirus nach. Im Prinzip lässt sich sagen, dass Selbsttests Schnelltests sind, die sich einfacher vornehmen lassen und deswegen für den privaten Gebrauch gedacht sind. Das Bundesgesundheitsministerium gibt jedoch zu bedenken: "Schnell- und Selbsttests haben gegenüber den PCR-Tests eine höhere Fehlerrate. Daher soll nach jedem positiven Schnell- und Selbsttest immer ein PCR-Test zur Bestätigung gemacht werden."

Quarantäne

Der Duden definiert Quarantäne ganz allgemein als "vorübergehende Isolierung von Personen, Tieren, die von einer ansteckenden Krankheit befallen sind oder bei denen Verdacht darauf besteht". Wer bei Corona wann genau für wie lange in Quarantäne muss, entscheiden die Bundesländer beziehungsweise die örtlichen Gesundheitsämter. In NRW bedeutet Quarantäne unter anderem, dass man zwar auf die eigene Terrasse darf, aber nicht, um andere Menschen zu treffen. Einkaufen - und auch den Hund ausführen - ist nicht gestattet. "Das müssen nun andere erledigen", heißt es wörtlich auf der Homepage des NRW-Gesundheitsministeriums.

Vaxzevria

Vaxzevria ist der Name, unter dem der Impfstoff des Herstellers Astra Zeneca in Zukunft offiziell vertrieben werden soll. Die Umstellung des Namens ist kein PR-Trick, um vom schlechten Image des Mittels abzulenken, sondern ein üblicher Vorgang. Bislang kursierten eine Vielzahl unterschiedlicher Benennungen für den Stoff. Die EMA führte das Mittel unter "COVID-19 Vaccine AstraZeneca", der Hersteller selbst nannte es AZD1222. Der Impfstoff von Biontech/Pfizer wird übrigens unter dem Namen Co­mir­na­ty vertrieben .

Wechselunterricht

Beim Wechselunterricht werden Schulklassen in zwei Gruppen aufgeteilt, damit die Schülerinnen und Schüler im Klassenraum Abstände besser einhalten können. Während die eine Hälfte im Klassenraum unterrichtet wird, lernt die andere von zu Hause aus. Die genaue Organisation kann unterschiedlich ausfallen. Neben täglichen sind auch wöchentliche Wechsel der beiden Gruppen möglich. Auch die Art, wie die Kinder von zu Hause am Unterricht teilnehmen, kann sich je nach technischer Ausstattung unterscheiden. Analoge Lernblätter sind ebenso möglich wie die Teilnahme am Lerngeschehen via Videokonferenz. Das klassische Lernen in der Schule, so wie man es kennt, wird als Präsenzunterricht bezeichnet, das Arbeiten von zu Hause auch als Distanzunterricht. Aufgrund der Mischung der Unterrichtsformen wird Wechselunterricht auch Hybridunterricht genannt.

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