Dutzende Frosch-, Salamander- und andere Amphibienarten verschwanden in den 1980er- bis 2000er-Jahren in Teilen Lateinamerikas. Der Rückgang dieser Arten stört nicht nur das ökologische Gleichgewicht empfindlich, sondern hat einer neuen Studie zufolge auch direkte gesundheitliche Folgen für die Menschen in den Regionen: Wie ein Forschungsteam um Michael Springborn von der University of California in Davis in der Fachzeitschrift Environmental Research Letters berichtet, führte das Amphibiensterben in Costa Rica und Panama zu einem sprunghaften Anstieg der Malariafälle.
Von Anfang der 1980er- bis Mitte der 1990er-Jahre verbreitete sich der Pilz Batrachochytrium dendrobatidis (Bd) in Costa Rica. Der Erreger greift die Haut von Amphibien an und beeinträchtigt damit deren biologische Funktion. Die durch den Pilz hervorgerufene Krankheit, Chytridiomykose, führt meist zum Tod der infizierten Tiere. Von Costa Rica aus verbreitete sich der Pilz weiter und verursachte in den 2000er-Jahren ein Massensterben von Amphibien auch im Nachbarland Panama. Weltweit führte der Krankheitserreger den Forschern zufolge zum Aussterben von mindestens 90 Amphibienarten und zum Rückgang von mehr als 400 weiteren Arten.
Die Entwicklung in Mittelamerika zeigt laut Springborn und Team, dass die biologische Vielfalt eines Ökosystems auch für das Wohlergehen des Menschen wichtig sein kann. Ausgangspunkt der Forschungsarbeit war die Beobachtung, dass nach dem Aussterben vieler Amphibien in Costa Rica und Panama in beiden Ländern deutlich mehr Menschen an Malaria erkrankten als sonst. Um den möglichen Zusammenhang genauer zu erforschen, verglichen die Wissenschaftler Daten über das pilzbedingte Amphibiensterben mit Aufzeichnungen des öffentlichen Gesundheitswesens zu Malariafällen.
Eine Salamanderlarve kann pro Tag bis zu 400 Mückenlarven fressen
Ihre Ergebnisse zeigen dem Team zufolge einen Zusammenhang zwischen Zeitpunkt und Ort der Ausbreitung des Pilzes sowie Zeitpunkt und Ort des Anstiegs der Malariafälle. Nachdem die Amphibienbestände in den untersuchten Regionen Costa Ricas und Panamas zurückgegangen waren, stieg die Zahl der Malaria-Erkrankungen in den folgenden Jahren drastisch: um 0,76 bis 1,1 Fälle pro 1000 Einwohnern. In dieser Phase lag der Gesamtwert der Erkrankungen pro 1000 Einwohner in Costa Rica bei 1,5 und in Panama bei 1,1.
Diesen "substanziellen Anteil" erklären die Forscher damit, dass Amphibien eine tragende Rolle im Nahrungsnetz spielen, weil sie Moskitos fressen - darunter auch jene Arten, die Krankheiten wie Malaria auf den Menschen übertragen. So könne etwa eine Salamanderlarve pro Tag bis zu 400 Mückenlarven fressen, schreiben Springborn und Kollegen.
Das Amphibiensterben führt vermutlich jedoch nicht nur zu mehr Malariafällen. Studien hatten bereits gezeigt, dass der Rückgang insbesondere von Froscharten auch Schlangenpopulationen in der Region drastisch dezimiert. Dadurch sind einer Studie zufolge bereits mindestens 30 Schlangenarten ausgestorben.
Das zeigt den Forschern zufolge, wie wichtig der Schutz von Ökosystemen und der Erhalt der biologischen Vielfalt sind. Schon das Aussterben einer einzigen Tierart könne eine Kettenreaktion auslösen. "Stabile Ökosysteme stützen alle möglichen Aspekte des menschlichen Wohlbefindens, zum Beispiel die Regulierung von Prozessen, die wichtig zur Vorbeugung von Krankheiten sind", wird Springborn in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. Springborn und Kollegen warnen zudem vor den Folgen, die der unregulierte internationale Handel mit Wildtieren bereithält. Krankheitserreger wie etwa der Pilz Bd könnten sich auf diese Weise weltweit verbreiten, das Aussterben von Tierarten begünstigen - und somit ungeahnte Konsequenzen für den Menschen haben.