Wirtschaft kompakt:Eine schlechte Ernte

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Hohe Strafe für den Chemiekonzern Monsanto: Weil er Genbaumwolle verkauft hat, muss er 2,5 Millionen Dollar zahlen. Außerdem: EADS eröffnet Wettlauf um Milliarden-Projekt.

Der Chemiekonzern Monsanto muss wegen des unerlaubten Verkaufs gentechnisch veränderten Baumwoll-Saatguts eine hohe Geldstrafe zahlen. Die US-Umweltbehörde EPA verhängte eine Strafe von 2,5 Millionen Dollar (etwa zwei Millionen Euro) gegen die Firma, weil sie trotz eines örtlichen Verbots zwei Baumwoll-Sorten an Produzenten im US-Bundesstaat Texas verkauft habe, erklärte die EPA-Vertreterin Cynthia Giles.

Hohe Strafe für den Chemiekonzern Monsanto: Weil er gentechnisch verändertes Baumwoll-Saatgut verkauft hat, muss er 2,5 Millionen Dollar zahlen. (Foto: ag.ap)

In den Samen vom Typ Monsanto Bollgard und Bollgard II sind die Pestizide zum Schutz gegen Insekten bereits enthalten. In zehn Bezirken in Texas sind die Pflanzen verboten, damit Schädlinge keine Resistenzen gegen die Pflanzenschutzmittel bilden können. Monsanto vertrieb die Sorten den Angaben zufolge ungeachtet des Verbots zwischen 2002 und 2007.

Nach EPA-Aussagen handelt es sich bei der Geldstrafe um die höchste, die bisher im Zusammenhang mit dem Gesetz zur Anwendung von Pestiziden in den USA verhängt wurde.

Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS hat als erster Konzern ein Gebot für den milliardenschweren Tankflugzeug-Auftrag der US-Luftwaffe abgegeben. Noch einen Tag vor Fristende sei ein Angebot eingereicht worden, teilte EADS Nordamerika mit. Zuvor hatte es viel Trubel um die Bewerbung gegeben, zwischenzeitlich hatte sich EADS sogar zurückgezogen, weil sich der Konzern mit seinem früheren Partner Northrop Grumman gegenüber dem US-Rivalen Boeing benachteiligt fühlte. Es wird davon ausgegangen, dass Boeing am Freitag ins Bieterrennen einsteigt. Auch das nordamerikanische Unternehmen U.S. Aerospace hat gemeinsam mit dem ukrainischen Flugzeugbauer Antonow Interesse signalisiert. Der US-Auftrag hat ein Volumen von 35 Milliarden Dollar. Es ist bereits der dritte Anlauf für die Vergabe des Baus von 179 Tankflugzeugen.

EADS offeriert sein Flugzeug KC-45 auf Basis des A330. "Unseres ist das einzige in dieser Ausschreibung angebotene Flugzeug, das bereits fliegt und die gesamte Palette von Empfängerflugzeugen betankt", sagte der EADS-Nordamerika-Chairman Ralph Crosby. Man sei von den überlegenen Fähigkeiten der KC-45 überzeugt und wolle die Ausschreibung zu einem erfolgreichen Ende führen. Analysten zufolge lässt sich EADS mit seiner Teilnahme an dem Bieterwettbewerb auf einen harten Kampf ein. Die KC-45 ist beispielsweise größer und der Betrieb teurer als der der 767, die wohl von Boeing angeboten wird. Zudem ist der US-Rüstungsmarkt sehr lukrativ und allein deswegen heiß umkämpft. U.S. Aerospace hatte bereits angekündigt, ein deutlich niedrigeres Angebot als die beiden Rivalen vorlegen zu wollen.

Im Streit über US-Beihilfen für Boeing müssen die Beteiligten länger auf den vertraulichen WTO-Zwischenbericht warten. Dieser werde erneut verschoben, teilte die Welthandelsorganisation mit. Der Bericht war für den 16. Juli erwartet worden. Jetzt soll er nach Angaben aus der Europäischen Union spätestens Mitte September vorliegen. In der vergangenen Woche hatte die EU bereits einen Rückschlag in dem Beihilfestreit erlitten: Die WTO hatte die EU und mehrere Mitgliedsstaaten, darunter auch Deutschland, aufgefordert, illegale Exportsubventionen an Airbus umgehend zu streichen.

SAP-Gründer Dietmar Hopp hat das renommierte Luxushotel Bühlerhöhe an eine Investorengruppe verkauft. Neuer Eigentümer sei die Anna Maria Vermögensverwaltungs GmbH mit Sitz in Baden-Baden, der Geschäftsführer heißt Martin Ernst. Es handele sich um eine Gruppe internationaler Investoren, die dem Hotel schon seit Jahrzehnten als Gäste verbunden seien. Zum Kaufpreis machte Berthold Wipfler von der Verwaltungs-GmbH Schlosshotel Bühlerhöhe keine Angaben.

Das Hotel schließt Ende August und soll renoviert werden. 2011 soll mit dem Umbau begonnen werden, der dann ein Jahr dauern werde. Im Jahr 2013 soll die Bühlerhöhe mit einem neuen Konzept wiedereröffnet werden.

Die spanische Hotelgruppe NH Hoteles hatte sich Mitte Juni als Betreiberin des Fünf-Sterne-Hotels zurückgezogen. Man habe sich in gegenseitigem Einvernehmen mit Hopp auf die Vertragsauflösung geeinigt. Der Pachtvertrag, den NH 2002 im Zuge der Übernahme der Astron Hotels übernommen hatte, wäre sonst noch sechs Jahre gelaufen.

Ein Betrugs- und Untreuefall mit Millionenschaden bei den Kölner Ford-Werken beschäftigt der Saarbrücker Zeitung zufolge die Staatsanwaltschaft: Ein saarländischer Unternehmer soll für Umbauten in Ford-Werken von 2004 bis 2009 überhöhte Rechnungen gestellt haben, die vier Ford-Beschäftigte wider besseres Wissen abzeichneten. Dafür seien über zwei Millionen Euro an die Mitarbeiter geflossen, berichtet die Saarbrücker Zeitung. Unter anderem seien Umbauarbeiten an Privathäusern, Neuwagen, acht Jagdhochsitze und die Sanierung eines Hundezwingers finanziert worden.

Ein Kölner Ford-Sprecher bestätigte Ermittlungen, wollte zu Details unter Hinweis auf die noch laufenden Ermittlungen aber nichts sagen. "Ford nimmt diese Vorgänge sehr ernst. Wir arbeiten sehr eng mit den ermittelnden Behörden zusammen. In dem vorliegenden Fall besteht der dringende Verdacht, dass Straftatbestände erfüllt sind und die bestehenden strengen internen Regeln und die Geschäftsgrundsätze missachtet wurden", hieß es in einer Erklärung des Unternehmens.

Der Bundestag hat am Donnerstag die Verlängerung der Kurzarbeit bis ins Jahr 2011 beschlossen. Dafür stimmten Union und FDP. Die Linken enthielten sich. Dagegen waren SPD und Grüne. Damit kann die Bundesagentur für Arbeit im kommenden Jahr 777 Millionen Euro dafür ausgeben, im Jahre 2012 noch einmal 44 Millionen. Durch positive Effekte wird dann für 2013 und 2014 mit Minderausgaben von jeweils 66 Millionen Euro gerechnet. Der Parlamentarische Staatssekretär Ralf Brauksiepe sprach von einem "deutschen Jobwunder". Deutschland sei das einzige Land der EU, in dem seit einigen Monaten die Arbeitslosigkeit sinke. Es sei auch das einzige Land der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), in dem die Arbeitslosigkeit niedriger als vor der Weltwirtschaftskrise sei. Dies sei maßgeblich auf die Kurzarbeit zurückzuführen. Sie habe über 300.000 Vollzeitstellen gesichert. Zeitweise hätten 1,5 Millionen Menschen Kurzarbeit gemacht. Nun gehe sie wieder zurück.

Die deutsche Wirtschaft könnte in diesem Jahr nach Einschätzung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) weit stärker zulegen als angenommen. Es gebe die reale Chance für ein Wachstum von zwei Prozent, sagte Schäuble. Es wird schon seit längerem erwartet, dass die Regierung bald ihre offizielle Wachstumsprognose für 2010 von 1,4 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt anhebt. Bei der Vorstellung seiner Etatpläne hatte Schäuble zuvor die Einschätzung bekräftigt, das Konjunkturplus könnte 2010 und 2011 höher ausfallen.

© sueddeutsche.de/Reuters/AFP/dpa/DAPD/mel/stl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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