Freud und Leid liegt manchmal nah beieinander: Der britische Telekommunikations-Konzern Vodafone berichtete am Dienstag, dass seine deutsche Tochter im abgelaufenen Quartal wieder mehr verdient hat, nach mehr als einem Jahr mit schrumpfenden Umsätzen. Am gleichen Tag verkündete aber der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), beim Oberlandesgericht Hamm eine Sammelklage gegen Vodafone Deutschland eingereicht zu haben. Hier geht es darum, dass die Landesgesellschaft mit Sitz in Düsseldorf Tarife für Kabelfernsehen und Internet um fünf Euro pro Monat erhöht hat - bei bestehenden Verträgen. Davon sollen zehn Millionen Kunden betroffen sein.
Es ist eins der ersten Verfahren, das sich auf ein Mitte Oktober in Kraft getretenes Gesetz zu sogenannten Abhilfeklagen bezieht. An dieser neuen Form der Sammelklage können sich Vodafone-Kunden beteiligen, indem sie sich in ein Klageregister eintragen. Das wird wohl in einigen Wochen eröffnet. Ein Sprecher von Vodafone Deutschland sagt, der Konzern habe sich an geltendes Recht gehalten: "Der Großteil aller deutschen Unternehmen hat in den vergangenen Monaten inflationsbedingt seine Preise erhöht", erklärt er. "Wir haben lange versucht, uns gegen diesen Trend zu stellen." Am Ende habe aber auch Vodafone auf die gestiegenen Kosten reagieren müssen. Die rechtliche Voraussetzung für die Preiserhöhung bei bestehenden Verträgen finde sich in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB).
Wegen der Anhebung dürfen die Kunden die Verträge kündigen. Trotzdem sind die Verbraucherschützer unzufrieden. "Der vzbv hält die Preiserhöhungen von Vodafone für unwirksam", sagt Verbandschefin Ramona Pop. Bereits im Mai hat der Verband die nun eingereichte Klage angekündigt; seitdem haben sich der Organisation zufolge mehr als 10 000 Bürger gemeldet.
Die Preiserhöhung bei Internet führte auch dazu, dass 133 000 Kunden Vodafone Deutschland verließen, wie aus den Zahlen zum abgelaufenen Quartal hervorgeht. Dafür gewann das Unternehmen 69 000 Handy-Kunden. Dieses Plus ist allerdings bescheiden im Vergleich zu den Zuwächsen, welche die Rivalen Deutsche Telekom und Telefónica, also O2, zuletzt verkündeten.
Der Konzern streicht Stellen
Trotzdem stellen die Zahlen für die Monate von Juli bis September eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu den Vorquartalen dar. So wuchs der Service-Umsatz für Mobilfunk und Festnetz um 1,1 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro, und das nach fünf Quartalen mit schrumpfenden Umsätzen.
Landeschef Philippe Rogge sagt, die Zahlen zeigten, dass "der Weg, den wir eingeschlagen haben, der richtige" sei. Der Belgier, der Vodafone Deutschland seit fast anderthalb Jahren führt, sieht "drei Bausteine", welche das Unternehmen "zurück auf die Erfolgsspur" gebracht hätten: "besserer Service, attraktivere Mobilfunkangebote und bessere Netze."
Bei den Mobilfunk-Paketen erhielten die Nutzer zum Beispiel mehr Datenvolumen. Zudem investierte der Konzern in den Ausbau des Mobilfunk-Netzes und beim Festnetz in stabilere Verbindungen. Vodafones Festnetz-Kunden hatten zuvor unter Qualitätsproblemen gelitten. Im Bereich Service und Technik stellt die Landesgesellschaft mehr Beschäftigte ein - und das, obwohl Rogge insgesamt Jobs streicht, um zu sparen.
Rogges Reich ist das Wichtigste im Vodafone-Verbund; Deutschland steuert fast ein Drittel des Umsatzes bei. Aus anderen umkämpften Märkten zieht sich der Konzern gerade zurück oder sucht dort Partner: So verkauft Margherita Della Valle, seit April Vodafone-Chefin, das spanische Geschäft für bis zu fünf Milliarden Euro. Im britischen Heimatmarkt will Della Valle Vodafone mit dem Rivalen Three fusionieren - dadurch entstünde ein neuer Marktführer auf der Insel. Bisher liegt der Anbieter BT vorne, an dem die Deutsche Telekom beteiligt ist. Daneben sagt die Managerin, sie prüfe verschiedene Optionen für die italienische Tochter. Bei Vodafone bleibt es also spannend.