Autokonzerne:Was nach dem Besuch bei Trump bleibt

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  • Die Vorstandschefs von Daimler und Volkswagen sowie ein Topmanager von BMW haben sich in Washington mit US-Präsident Trump getroffen.
  • Danach betonen die Manager Fortschritte in den Gesprächen, VW will in Zukunft mit Ford zusammenarbeiten und möglicherweise ein weiteres Werk in den USA bauen.
  • Bei dem Treffen ging es um den Anteil der Autokonzerne am Außenhandelsdefizit der USA. Trump droht seit Monaten mit der Einführung von Strafzöllen.

Von Max Hägler und Claus Hulverscheidt, New York

Wenn sie gekommen waren, um sich die zwei Gesichter des Donald Trump einmal aus der Nähe anzusehen, dann hat sich der Ausflug nach Washington für Herbert Diess, Dieter Zetsche und Nicolas Peter auf jeden Fall gelohnt. Am Dienstagmittag reichte zunächst ein Blick aufs Handy, um die eine, die bekanntere, Seite des US-Präsidenten zu erleben: "Ich bin ein Mann der Zölle", schrieb er im Kurzmitteilungsdienst Twitter. Wer in die USA komme, um sie zu "plündern", werde mit Einfuhrabgaben bestraft. Sie seien "immer der beste Weg, um unsere wirtschaftliche Macht zu maximieren". Zwar bezogen sich Trumps Aussagen auf China, aber Diess, Zetsche und Peter, die Chefs von VW und Daimler und der Finanzvorstand von BMW, wissen natürlich, dass auch die europäische Autoindustrie unter verschärfter Beobachtung des "Zoll-Mannes" steht.

Kurz darauf jedoch sollten die drei deutschen Topmanager den Krawall-Präsidenten auch von einer anderen, gesprächsbereiteren Seite kennenlernen - und das sogar höchstpersönlich. Richtig viel schlauer allerdings waren sie nach dem kurzen Treffen im Weißen Haus offenbar nicht. Diess sagte vor Journalisten, er glaube, dass man bei der Unterredung mit Trump einen Schritt nach vorne gemacht habe. Auch Zetsche äußerte die Hoffnung, dass sich Zölle vermeiden lassen werden. Diess bekräftigte zudem, dass VW an einer Allianz mit dem US-Autobauer Ford arbeite und über den Bau eines zweiten US-Werks nachdenke. BMW erklärte in einer schriftlichen Stellungnahme, man habe dem Präsidenten den Umfang der eigenen Aktivitäten in den USA deutlich gemacht und ihm die "Erfolgsstory" des Werks in Spartanburg geschildert. "Freier Handel hat diese Erfolgsstory erst möglich gemacht", hieß es.

Trump droht seit Monaten damit, eine zusätzliche Abgabe von 25 Prozent auf die Lieferung von Autos und Autoteilen aus Europa einzuführen. Grund ist das hohe Handelsbilanzdefizit seines Landes mit der EU. Dass er nun Topmanager betroffener ausländischer Unternehmen im Weißen Haus empfängt, ist durchaus ungewöhnlich und zeigt, dass er sich in der Zollfrage entgegen manch anderslautender Berichte offenbar noch nicht endgültig entschieden hat.

Diess, Zetsche und Peter waren zuvor einzeln jeweils rund 45 Minuten mit mehreren führenden US-Regierungsvertretern zusammengetroffen. Angekündigt waren Wirtschaftsminister Wilbur Ross, Trumps oberster Wirtschaftsberater Larry Kudlow und der Handelsbeauftragte Robert Lighthizer. Grund für die Einzelgespräche waren unter anderem Bedenken, es könne sonst Kartellvorwürfe gegen die Konzerne geben. Anschließend gab es nach Angaben aus Teilnehmerkreisen ein gemeinsames Treffen aller Beteiligten, dem "ohne Vorwarnung" eine 30-minütige Unterredung sowie ein Fototermin mit Trump folgten.

Der Besuch der Manager war umstritten

Der Besuch der Manager in Washington war durchaus umstritten, da für Handels- und Zollgespräche mit den USA allein die EU-Kommission zuständig ist. In Brüssel und Berlin fürchtet man, dass Trump die Manager womöglich nur eingeladen hat, um sie gegen die Bundesregierung und die Kommission in Stellung zu bringen.

Wirtschaftsminister Ross hatte die deutschen Autobauer vor Beginn der Treffen aufgefordert, mehr Wagen als bisher in den Vereinigten Staaten zu bauen. Die Unternehmen produzierten in ihren US-Werken allesamt an der Kapazitätsgrenze. Anstatt jedoch die Fabriken auszubauen, würden Pkw und Pkw-Teile aus Europa importiert. Das sei ein Grund für das immense Handelsdefizit der USA mit Europa: Rund 30 Milliarden des gesamten Fehlbetrags von 65 Milliarden Dollar gingen auf die Automobilindustrie zurück. Das sei neben China die größte handelspolitische Herausforderung der Amerikaner. "Wenn wir das Problem der Autos, der Autoteile und das mit China nicht angehen, werden wir nichts erreichen", sagte Ross. Trump hält die hohen Handelsdefizite seines Landes für eine Art nationale Schmach, obwohl auch US-Unternehmen - etwa durch die Auslagerung ihrer Fertigung nach China - in erheblichem Maße dazu beitragen.

Ross rief die deutschen Autobauer dazu auf, neue Werke zum Bau von Elektro-Pkw vorrangig in den USA anzusiedeln. Das sei für seine Regierung von größter Bedeutung. Ross' Ministerium arbeitet seit Monaten an einem Bericht, der bewerten soll, ob die große Abhängigkeit der Vereinigten Staaten von Autoimporten die nationale Sicherheit bedroht. Die Feststellung einer solchen Bedrohung ist Voraussetzung dafür, dass Trump Zusatzzölle ohne Rücksprache mit dem Kongress verhängen kann. Der Bericht wird derzeit von anderen mit dem Thema befassten Ministerien gegengelesen und geändert. Erst danach wird er auf dem Schreibtisch des Präsidenten landen. Ross erinnerte an Trumps Zusage, dass die USA keine Zölle verhängen würden, solange die Handelsgespräche mit der EU zügig vorankämen. Der Präsident hatte allerdings zuletzt mehrfach über angeblich zu geringe Fortschritte geklagt.

© SZ vom 05.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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