Chemnitz:Textilbranche setzt auf Mehrweg-Masken: Krise drückt Erlöse

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Eine Mitarbieterin des Textilveredlers pro4tex rückt in der Färberei einen Korb mit gefärbten Textilien. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/Archiv)

Angesichts der Billigkonkurrenz aus Asien setzen ostdeutsche Textilhersteller bei medizinischen Produkten wie Masken und Kitteln verstärkt auf Mehrweg. Das sei...

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Chemnitz (dpa) - Angesichts der Billigkonkurrenz aus Asien setzen ostdeutsche Textilhersteller bei medizinischen Produkten wie Masken und Kitteln verstärkt auf Mehrweg. Das sei nachhaltiger und könne Müllberge von Einwegprodukten vorbeugen, informierte der Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie (vti) in Chemnitz. Zudem erhoffen sich die Unternehmen auf diese Weise, langfristig mit Einwegartikeln aus dem Ausland konkurrieren zu können.

Insgesamt hat die Corona-Krise die Umsatzeinbußen der ostdeutschen Textilindustrie im vergangenen Jahr verschärft. Nach einem Minus von fast 7 Prozent 2019 wird der neuerliche Rückgang 2020 auf mehr als 11 Prozent geschätzt, erklärte Hauptgeschäftsführer Jenz Otto. Besonders gelitten habe der Bekleidungssektor mit einem Rückgang von rund einem Drittel. Der Einstieg in die Fertigung medizinischer Schutzausrüstung wie Masken und Kittel, die bei Ausbruch der Pandemie händeringend gesucht wurden, habe sich für viele Unternehmen bisher nicht ausgezahlt, beklagte Otto am Freitag.

Er rief Behörden und das Gesundheitswesen auf, bei Ausschreibungen und dem Kauf solcher Ausrüstung nicht allein den Einkaufspreis zum Maß der Dinge zu erheben. „Entscheidend für die Sicherheit der Bevölkerung sind vielmehr Kriterien wie normgerechte Qualität, nachvollziehbare Lieferketten, die Möglichkeit bedarfsgerechter Nachorder und die Mehrfachnutzung von Textilien.“ Die heimischen Hersteller hätten auch auf Wunsch der Politik hin in diese Fertigung investiert und teure Prüfprozeduren für die Produkte durchlaufen. Für die mittelständischen Unternehmen sei dies eine große Herausforderung gewesen, betonte vti-Vorstandschef Thomas Lindner.

Mit Ausbruch der Pandemie waren die weltweiten Lieferketten für solche Schutzausrüstung zusammengebrochen, nun gibt es nach Angaben des Verbandes inzwischen wieder viele Importe aus Asien. Dadurch habe das Interesse an Produkten aus heimischer Produktion bei Abnehmern hierzulande wieder deutlich nachgelassen, hieß es.

Vor diesem Hintergrund setzt etwa der Textilveredler pro4tex aus Niederfrohna bei Chemnitz auf Mehrweg. Das Unternehmen mit rund 100 Beschäftigten stellt auch medizinische Masken her. Sie könnten nach dem ersten Gebrauch mindestens 20 Mal gewaschen und erneut verwendet werden, erklärte Geschäftsführer Björn-Olaf Dröge. Die Masken würden etwa in Berliner Kliniken und von der Deutschen Bahn eingesetzt.

Mehrmals zu verwenden sind auch die viren- und bakteriendichten Kittel des Textilunternehmers Axel Seidel aus Treuen im Vogtland. Sie könnten mindestens 100 Mal gewaschen werden; der höhere Preis im Vergleich zu Einwegkitteln sei schon nach etwa zehn Reinigungen ausgeglichen, versicherte Seidel. Auch würden so Entsorgungskosten gespart.

Der Verband vti vertritt nach eigenen Angaben etwa 160 Unternehmen in Ostdeutschland mit 16 000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von rund 1,8 Milliarden Euro. Das Gros der Unternehmen ist in Sachsen und Thüringen zu Hause. Für 2021 wollte Otto angesichts der weiterhin schwierigen Situation in der Corona-Pandemie keine Umsatzprognose für die Branche abgeben.

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