Grünheide:Tesla-Fabrik genehmigt

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Das Logo der Marke Tesla an einem Model S. (Foto: Jens Kalaene/dpa)

Das US-Unternehmen darf in Brandenburg mit dem Bau von Elektroautos beginnen. Das kann aber noch dauern, weil es erst Hunderte Auflagen erfüllen muss.

Von Jan Heidtmann, Berlin

Zwei Jahre nach dem ersten Spatenstich für Teslas vierte "Gigafactory" in Brandenburg ist der Bau nun auch offiziell zugelassen. "Der Genehmigungsbescheid für dieses große Vorhaben ist heute an Tesla übergeben worden", sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Freitagnachmittag in der Staatskanzlei in Potsdam. Dies bedeute "einen großen Schritt für die Zukunft in Brandenburg", so Woidke weiter. "In 20, 30, 40 Jahren wird es eine Zeit geben vor Tesla. Und es wird eine Zeit geben mit Tesla." Schon jetzt siedelten sich Zulieferunternehmen für den US-Autohersteller an.

Die Fabrik in Grünheide bei Berlin war bereits Ende vergangenen Jahres nahezu fertig gestellt worden, derzeit arbeiten dort rund 2500 Menschen. Am Ende der ersten Ausbaustufe sollen 12 000 Mitarbeiter jährlich 500 000 Modelle Y herstellen. "Dieses Genehmigungsverfahren war für uns eine Mammutaufgabe", sagte Woidke. "Wir haben dabei viel gelernt."

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Der Produktionsstart hatte sich immer wieder hingezogen, Tesla-Chef Elon Musk wollte ursprünglich bereits im vergangenen Sommer damit beginnen. Im vergangenen Frühjahr hatte sich das Unternehmen in einem offenen Brief über die zähen Genehmigungsprozesse in Deutschland beschwert. Die Verzögerung lag jedoch weniger an den Behörden als vielmehr an Tesla selbst: Im Sommer 2021 beschloss das Unternehmen, in Grünheide neben Fahrzeugen auch Batterien zu produzieren. Daraufhin mussten die Baupläne ein weiteres Mal begutachtet und der Öffentlichkeit präsentiert werden. Zudem waren einige der Unterlagen, die Tesla beim brandenburgischen Landesamt für Umwelt vorlegen musste, unvollständig. Bereits im Frühjahr 2020 hatte eine Klage von Umweltschutzverbänden kurzfristig zu einem Baustopp geführt.

Bislang hat Tesla mit rund 20 Ausnahmegenehmigungen das Werk so weit ausbauen können, dass die Produktion eigentlich sofort beginnen könnte. Doch die endgültige Baugenehmigung besteht aus 600 Seiten, darin Hunderte Auflagen zur Produktionssicherheit und zum Umweltschutz - unter anderen zu Luftreinhaltung und Trinkwasserschutz. Bis Tesla in Grünheide tatsächlich Autos produzieren darf, werden daher noch einige Wochen vergehen.

Die Fabrik liegt in einem Trinkwasserschutzgebiet

Der Bau der ersten europäischen Produktionsanlage von Tesla ist ein Coup für die brandenburgische Landesregierung. Für die Ansiedlung hatte Ministerpräsident Woidke eigens eine "Task Force Tesla" ins Leben gerufen, die bislang 27 Mal tagte. Dies auch, da das Vorhaben von Umweltverbänden wie dem Naturschutzbund (Nabu) in Frage gestellt wird. Die Fabrik liegt in einem Trinkwasserschutzgebiet und verbraucht allein in der ersten Ausbaustufe so viel Wasser wie eine Kleinstadt mit rund 30 000 Einwohnern.

Wasser ist in Brandenburg ein knappes Gut, besonders nach der Trockenheit der vergangenen Jahre. Nabu und die Grüne Liga haben deshalb das Landesumweltamt verklagt - konkret halten die Umweltverbände die Erhöhung der Fördermenge der Wasserverbands Strausberg/Erkner (WSE) um 1,2 Millionen Kubikmeter für fragwürdig. Das Verwaltungsgericht Frankfurt/Oder hat unterdessen die Bewilligung dieser Fördermenge am Freitagabend wegen eines Verfahrensfehlers gekippt. Die Genehmigung vom 28. Februar 2020 sei rechtswidrig und nicht vollziehbar, urteilte das Gericht - ohne die Gesamtplanung infrage zu stellen. Der WSE soll zukünftig auch Tesla beliefern.

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