Schifffahrt - Varel:CO2-frei durchs Wattenmeer: Arbeit an Verbrenner-Ausstieg

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Wilhelmshaven (dpa/lni) - Die Freizeitschifffahrt im Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer soll künftig ohne fossile Antriebe auskommen. Doch bis es zu einem Ausstieg aus Verbrennermotoren auch auf dem Wasser kommt, dürfte es noch ein weiter Weg sein. Wie ein Ausstieg aussehen könnte, will die Naturschutz- und Forschungsgemeinschaft Mellumrat nun ihm Rahmen eines vom Umweltbundesamt geförderten Projektes diskutieren. Dabei sind Motorjachtvereine, Segelverbände, Hafenbetreiber, Kommunen und auch Hersteller umweltfreundlicher Schiffsantriebe.

Zu einem ersten Treffen kamen rund 35 Interessensvertreter Ende April in Wilhelmshaven zusammen. "Unser Ziel ist es, die verschiedenen Akteure zu vernetzten, um ein fossilfreies Wattenmeer voranzutreiben", sagte der Mellumrat-Geschäftsführer, Mathias Heckroth, der Deutschen Presse-Agentur. Der Mellumrat kümmert sich im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer um den Naturschutz auf den Inseln Mellum, Wangerooge und auf der Minsener Oog. Für die Arbeit bekommt der Verein auch Gelder von der Landesregierung.

Ein Wechsel von Verbrenner- etwa auf E-Motoren helfe nicht nur dem Klimaschutz. Neben CO2-Emissionen würden auch Luftschadstoffe, Unterwasserlärm und mögliche Ölverschmutzungen für das Wattenmeer wegfallen, sagte Heckroth. Es gehe dabei nicht nur um die Ausstattung von Sport- und Motorbooten. Auch jedes Segelboot benötige einen Motor, etwa um sicher in einen Hafen zu manövrieren. Die gesamte Kleinschifffahrt in Deutschland macht seinen Angaben zufolge 0,1 Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland aus. "Das ist natürlich nur ein kleines Segment, aber es ist auch ein Beitrag", sagte Heckroth. "Das ist ja das entscheidende, dass wir auf allen Feldern versuchen, unsere CO2-Bilanz zu verbessern."

Wie das Ziel erreicht werden soll, darüber wollen die Vertreter der Interessengruppen auch bei weiteren Treffen diskutieren und Strategien entwickeln. Noch fehle es in den Häfen etwa an passender Ladeinfrastruktur, sagte Heckroth. Wenn die Marinas ausgerüstet seien, könnten laut Projektbeschreibung beim Umweltbundesamt etwa Bootsfahrer mit umweltfreundlichen Antrieben durch Rabatte bei Liegeplatzgebühren oder bei Mitgliedsbeiträgen begünstigt werden.

Ziel des Projektes mit dem Titel "WATTfossilfrei" ist auch eine freiwillige Selbstverpflichtungserklärung, die ein Ausstiegsdatum aus Verbrennermotoren in neu zu beschaffende Booten und Schiffen vorgibt. Denkbar sei etwa das Jahr 2030, sagte Heckroth. Das würde auch zu dem Vorhaben der Wattenmeer-Anrainer Deutschland, Dänemark und den Niederlanden passen - diese vereinbarten bereits 2010 die Wattenmeer-Region bis 2030 klimaneutral machen zu wollen. Geplant ist, diese Verpflichtungserklärung bei der trilateralen Wattenmeerkonferenz Ende November in Wilhelmshaven vorzustellen.

© dpa-infocom, dpa:220519-99-347156/2

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