Rüstungskonzern:Rheinmetall, Arbeitgeber der Stunde

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Rheinmetalls Panzer, Modell Panther: Der Konzern will ihn in der Ukraine bauen. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Rüstungskonzerne hatten lange ein Imageproblem, aber nun wollen viele dort arbeiten. Praktischerweise sucht der Panzer- und Munitionshersteller Rheinmetall Tausende neue Beschäftigte.

Von Björn Finke, Brüssel

Rüstungsfirmen hatten in Deutschland lange ein schlechtes Image, aber das ist seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vorbei: "Wir werden geflutet mit Bewerbungen" auf Stellen, sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger am Donnerstag in Düsseldorf. Der Vorstandsvorsitzende berichtete über ein sehr gutes Geschäftsjahr für den Konzern, dessen Aktien am Montag in den Leitindex Dax aufsteigen werden. Diese Gleichzeitigkeit von wirtschaftlichem Erfolg und Krieg fasst der Unternehmenschef des Rüstungskonzerns so zusammen: "Mit der Zeitenwende und dem Krieg in Europa hat auch für Rheinmetall eine neue Ära begonnen." Der 60-Jährige leitet das Düsseldorfer Unternehmen seit 2013.

Viele Länder würden nun mehr in "Sicherheitsvorsorge" investieren, sagte der Ingenieur. Rheinmetall wolle mit seinen Produkten von den wachsenden Rüstungsbudgets profitieren - zum Beispiel in Deutschland. Der Konzern stellt etwa Panzer, Militärlastwagen, Flugabwehrsysteme, Munition oder Laserzielgeräte her. Papperger warnte jedoch, dass der 100-Milliarden-Euro-Sondertopf für die Bundeswehr gar nicht ausreichen werde. Zugleich lobte er den neuen Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius; der SPD-Politiker habe "Handschlagqualität", er vertraue ihm "voll und ganz".

Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um ein Achtel auf 6,4 Milliarden Euro und der Betriebsgewinn um ein Viertel auf den Rekordwert von 754 Millionen Euro. Der Auftragsbestand erreichte mit 26,6 Milliarden Euro ebenfalls eine Bestmarke. Im laufenden Jahr soll der Wert der Bestellungen in den Büchern sogar die Marke von 30 Milliarden Euro knacken. Der Umsatz soll um gut eine Milliarde Euro zulegen.

Um die ganzen Aufträge bedienen zu können, muss Rheinmetall wachsen. Papperger will daher weitere Fabriken eröffnen und im laufenden Jahr 3000 Jobs schaffen. Schon 2022 nahm die Zahl der Stellen um 1100 auf fast 25 000 zu. In Sachsen prüft das Unternehmen den Bau eines Pulverwerks für Munition. Außerdem zieht Rheinmetall in Ungarn gleich drei Werke hoch. Unter anderem soll dort der neue Schützenpanzer Lynx gefertigt werden, von dem Ungarns Regierung mehr als 200 geordert hat. Im Herbst haben die Düsseldorfer zudem den spanischen Munitionsproduzenten Expal Systems gekauft. Papperger sagte, sein Konzern habe jetzt genug Kapazitäten, um die Hälfte des Munitionsbedarfs der Ukraine zu stellen und auch die Bundeswehr versorgen zu können.

Eine Fabrik in der Ukraine soll 400 Panzer bauen

In der Ukraine könnte ebenfalls eine Fabrik entstehen. Rheinmetall bietet an, dort den Panzer Panther zu bauen. Der ist das Nachfolgemodell für den Leopard 2. Beim Leopard ist Rheinmetall nur Juniorpartner des Münchner Rivalen Krauss-Maffei Wegmann (KMW). Vorigen Sommer stellte Papperger überraschend den Panther als modernere Alternative vor.

Eine Fabrik in der Ukraine zu errichten, würde 12 bis 14 Monate dauern, sagte der Vorstandsvorsitzende. Die Produktion hochzufahren, koste ebenfalls Zeit. "Da sind wir, bis das Ding fertig ist, dann in Ende '24", rechnete der Manager vor. Früheren Angaben zufolge soll das Werk 200 Millionen Euro kosten und 400 Panther pro Jahr herstellen können. Allerdings stehe noch die Entscheidung der Bundesregierung und der Regierung in Kiew aus, sagte Papperger nun. Diese Entscheidung werde "wohl in den nächsten zwei Monaten fallen". Lehne die Politik das Vorhaben ab, würde Rheinmetall den Panther in Ungarn fertigen.

Die Pläne für die Ukraine erzürnen die russische Regierung. Der frühere Präsident Dmitri Medwedew warnte, Russland könne das Werk angreifen. "Wenn die Fritzen aber entscheiden, dort tatsächlich zu bauen, dann warten wir sehnlich", schrieb der Vertraute Wladimir Putins auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. "Fritzen" steht für Deutsche. Papperger schlägt ganz praktisch-pragmatisch vor, die Fabrik mit Rheinmetalls Flugabwehrsystemen zu schützen.

Der Manager, der seit 1990 und damit sein ganzes Berufsleben bei Rheinmetall gearbeitet hat, profitiert auch persönlich von den glänzenden Geschäften der Firma. Er kaufte in den vergangenen Jahren mehr als 150 000 Aktien seines Unternehmens - und der Aktienkurs liegt nun gut zweieinhalb mal so hoch wie vor Ausbruch des Krieges. Diese Kursrallye ist der Grund für den Aufstieg in den Dax. Im Moment notiert das Papier knapp unter 250 Euro. In einem Interview sagte Papperger kürzlich, er halte 300 Euro für "realistisch". Hat er recht, würde das auch seinem Depot nützen.

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