Raumfahrt:Europa stärkt seine Position im All

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Die Esa will die neue Trägerrakete "Ariane 6" weiterentwickeln und braucht dafür auch Geld. Illustration: Airbus (Foto: dpa)

Die europäische Raumfahrt soll unabhängiger werden. Deutschland will dabei eine treibende Kraft sein.

Von Dieter Sürig

Vor einer Woche haben sie beim Airbus-Konzern gefeiert - zum ersten Start der neuen Nasa-Mondrakete SLS gab es eine kleine Veranstaltung am Standort Bremen. Dort, wo sie schon seit einigen Jahren das Versorgungsteil für die Astronautenkapsel Orion der US-Weltraumbehörde bauen, das auf der Spitze der SLS sitzt: 5,2 Meter Durchmesser und vier Meter Höhe misst das Europäische Servicemodul ESM, es ist gut 14 Tonnen schwer, zwölf Kilometer Kabel sind verbaut. Es versorgt die Astronauten unter anderen mit Energie, Sauerstoff und Wasser. Voraussichtlich 2025 sollen Astronauten damit zum Mond aufbrechen, derzeit umrundet die erste Kapsel mit Technik aus Bremen den Mond - noch ohne Besatzung.

Bei der europäischen Raumfahrtagentur Esa sind sie stolz darauf, dass die Nasa den Auftrag für so ein wichtiges Modul nach Europa vergeben hat. Bisher geht es um sechs Module, die von der Esa finanziert werden, weitere sollen folgen. Sie sind auch die Eintrittskarte für europäische Astronauten beim Artemis-Mondprogramm. Die Esa darf deshalb bereits drei Astronauten zumindest zum künftigen Lunar Gateway entsenden, einer kleinen Raumstation am Mond, wo die Moonwalker später in die Mondlandefähre umsteigen sollen. Esa-Chef Josef Aschbacher hofft aber auch darauf, dass Europäer Ende des Jahrzehnts innerhalb einer Artemis-Mission auf dem Mond landen können.

Der Mond hat auch eine große Rolle bei der diesjährigen Ministerratskonferenz der Esa in Paris gespielt. Alle drei Jahre treffen sich Regierungsvertreter der 22 Mitgliedsländer, um über das Budget zu beraten. Aschbacher konnte am Mittwoch verkünden, dass die Esa in den kommenden drei Jahren 16,9 Milliarden Euro für Raumfahrtmissionen zur Verfügung hat - etwa 17 Prozent mehr als 2019. Deutschland bleibt demnach mit 3,5 Milliarden Euro Hauptbeitragzahler und hat damit seinen Esa-Beitrag zwar um knapp sieben Prozent angehoben - was jedoch weniger ist als die derzeitige Inflation. Immerhin: Im bisherigen Berliner Haushaltsentwurf waren 2,8 Milliarden Euro angesetzt.

Was den Mond betrifft, so ging es in Paris auch um den von der Esa geplanten El3. Der European Large Logistics Lander soll Ende des Jahrzehnts bis zu 1,7 Tonnen Fracht von der Erde zum Mond befördern können, um astronautische und robotische Missionen zu unterstützen und zum Beispiel eine Mondstation aufzubauen. Die Konzerne Airbus und Thales Alenia Space sind mit Studien für den Lander beauftragt, beteiligt ist auch das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB. Unter dem Namen "Moonlight" will die Esa zudem ein weiteres Mondprojekt auf den Weg bringen, bei dem es darum geht, Satelliten für Navigations- und Internetsignale um den Mond zu positionieren. Zwei Industriekonsortien, zu denen auch Airbus, OHB und Thales Alenia Space gehören, arbeiten gerade an Konzepten.

Kleinraketen sollen Esa-Aufträge bekommen

Die Esa will aber auch in die Infrastruktur für die Erde investieren: Auf der To-do-Liste stehen die dritte Generation für das Navigationssatellitennetz Galileo und die Breitbandkonstellation Iris² der EU. Die EU hatte bereits 2,4 Milliarden Euro zugesagt, weiteres Geld soll von der Industrie kommen. Die Esa will zudem Mittel bereitstellen, um die Trägerrakete Ariane 6 weiter zu entwickeln und wieder verwendbar zu machen. Ein wichtiger Punkt war auch, Kleinraketen von Start-ups wie Isar Aerospace, RFA oder Hyimpulse für Esa-Aufträge zu öffnen. "Start-ups sind nun willkommen, um Esa-Payloads in den Orbit zu bringen", freute sich der Leiter der DLR-Raumfahrtagentur, Walther Pelzer.

Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck war nach Paris gereist, um turnusgemäß den Vorsitz der Esa zu übernehmen. Der Grünen-Politiker verwies darauf, dass Raumfahrt wichtig für Sicherheit, Klimaschutz und Nachhaltigkeit sei. Beispielsweise könnten Daten aus dem All für den Umweltschutz genutzt werden. Raumfahrt müsse sich stärker dem Wettbewerb öffnen, damit auch kleinere Firmen profitieren, sagte er: "Wir sollten das Weltall nicht verstaatlichen."

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