Projekt "Stargate":Microsoft baut KI-Supercomputer

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Blick in ein Rechenzentrum. (Foto: Science Photo Library/imago images)

Künstliche Intelligenz ist die Zukunftstechnologie - und ihr Bedarf nach Rechenkraft schier unersättlich. Nun sind gewaltige Pläne von Microsoft und Open AI dazu bekannt geworden.

Von Helmut Martin-Jung

Der Weg zu den Sternen ist weit. So weit, dass man selbst dann Ewigkeiten bräuchte, sie zu bereisen, wenn es gelänge, sich mit Lichtgeschwindigkeit fortzubewegen. Da hilft nur: ein Sternentor. Ein Stargate, wie in der gleichnamigen TV-Serie, das eine Abkürzung schafft zu entfernten Galaxien und Sonnensystemen. Auf der Suche nach einer Abkürzung sind auch der Software-Konzern Microsoft und sein Partner in Sachen künstlicher Intelligenz, Open AI. Um die aufwendigen Berechnungen für neue, immer leistungsfähigere KI-Systeme wie Chat-GPT zu beschleunigen, planen die Partner, enorme Rechenkapazitäten aufzubauen. Die Krönung des Ganzen soll ein Supercomputer namens "Stargate" werden.

In einem insgesamt fünfstufigen Programm wollen die beiden Unternehmen die schwindelerregende Summe von 115 Milliarden Dollar ausgeben, um Rechenzentren zu bauen, die mit den Anforderungen umgehen können, die KI stellt. Wie das auf Tech-Themen spezialisierte Portal The Information berichtet, geht es um Technologie, die schneller arbeitet als die bisherigen Rechenzentren. Die Rede ist von Supercomputern, also Höchstleistungssysteme, die in Verbindung mit spezialisierten KI-Chips schneller Ergebnisse liefern sollen. Das Programm soll 2030 beendet sein, 2028 sollen aber bereits erste Stufen fertiggestellt sein, darunter der Höhepunkt des Projekts, der Supercomputer "Stargate". 2026 soll ein kleineres Rechenzentrum den Betrieb aufnehmen. Allein Stargate könnte bis zu 100 Milliarden Dollar kosten.

Das Megaprojekt dürfte nach dem Geschmack von Open-AI-Chef Sam Altman sein, auch wenn selbst die 115 Milliarden Dollar nicht an seine eigenen himmelstürmenden Vorstellungen heranreichen: Altman hatte erst im vergangenen Februar mit der Forderung Aufsehen erregt, man müsse sieben Billionen Dollar - 7000 Milliarden - in die Entwicklung von KI-Chips und von Fertigungsanlagen dafür investieren. Was sogar Vertreter der Branche für unrealistisch hielten.

Warum KI so besonders viel Rechnerkraft benötigt

Aber warum ist KI so besonders rechenintensiv? Das liegt daran, dass Daten nicht einmal "gefressen" und dann ausgewertet werden. Vielmehr kauen die Rechenanlagen die Daten immer wieder durch und nehmen ständig kleinste Änderungen bei deren Gewichtung vor. So finden sie zumindest sehr häufig das beste Ergebnis heraus. Oder sie lernen, ein Spiel zu spielen, dessen Regeln sie davor nicht kannten. Sie brauchen dazu nur eine Zielvorgabe, etwa "gewinne das Spiel mit möglichst vielen Punkten", und Algorithmen, mit deren Hilfe sie beim Beobachten und Spielen lernen können.

Für diese Art von Berechnungen eignen sich Chips besonders gut, die ursprünglich einmal für Computerspiele entwickelt wurden. Diese Grafikchips (GPU) bestehen aus vielen kleinen Rechenkernen, die zwar verglichen mit den Hauptchips (CPU) nicht sehr leistungsfähig sind, aber hochgradig parallel arbeiten können, also viele kleine Rechenschritte zugleich ausführen, nicht hintereinander. Technologie, die einst dazu diente, selbst die Spiegelungen im Chrom von Autos oder die furchterregenden Monster in den Games noch realistisch erscheinen zu lassen, wird heute dazu verwendet, KI-Berechnungen zu beschleunigen.

Nvidia, eine Designfirma, die Chips nur entwirft, aber nicht selbst fertigt, kam früher als andere darauf, wie wertvoll diese Technologie sein würde, und entwickelte nicht bloß die entsprechende Hardware weiter, sondern auch die Software. Erst die Kombination aus beidem nutzt die Vorteile der GPU-Technologie vollends aus. Von dem Vorsprung, den Nvidia hat, profitiert das Unternehmen, das noch immer von seinem Mitgründer Jensen Huang geführt wird, enorm. Es gehört mittlerweile nach seinem Börsenwert zu den wertvollsten Unternehmen der Welt.

Teurer als gewöhnliche Rechenzentren

Doch die Konkurrenz ist aufgewacht. Mehr und mehr Unternehmen mit dem nötigen Geld für Forschung und Entwicklung arbeiten an eigenen KI-Chips. Microsoft etwa will eigene Chipdesigns nutzen, als Fertiger hat man sich den ins Wanken geratenen Chip-Giganten Intel ausgeguckt.

Die KI-Rechenzentren von Microsoft sollen den Berichten nach in den USA entstehen. Da sie auf Hochleistung getrimmt werden sollen, werden sie erheblich teurer sein als gewöhnliche Rechenzentren. Allein ein einziger der jüngsten Nvidia-KI-Beschleuniger namens Blackwell kostet zwischen 30 000 und 40 000 Dollar. Microsoft will aber auch andere Chips einsetzen, darunter auch die Eigenentwicklungen.

Die gewaltige Investition in Stargate ist ein weiteres Indiz dafür, wie heiß der Kampf um die Vorherrschaft bei der künstlichen Intelligenz tobt. Gerade die großen Unternehmen investieren gigantische Summen in diese Technologie. Ganz offenbar, weil sie erwarten, dass sie ihnen Wettbewerbsvorteile verschafft. Künstliche Intelligenz soll zwar auch dabei helfen, den Klimawandel zu bekämpfen. Es besteht allerdings auch die Gefahr, dass neue Rechenzentren - Stargate dürfte nicht das Einzige bleiben - durch ihren enormen Energieverbrauch den gegenteiligen Effekt auslösen und den Weg zur Klimaneutralität verlängern.

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