Bodenpersonal:Lufthansa und Verdi gehen im Tarifstreit in Schlichtung

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Streikende laufen durch das Terminal 1 des BER-Flughafens. (Foto: Fabian Sommer/dpa)

Auch die jüngste Verhandlungsrunde brachte kein Ergebnis. Während der Schlichtung soll eine Friedenspflicht herrschen, doch die Gewerkschaft will parallel schon einmal über unbefristete Streiks abstimmen lassen.

Der Tarifstreit des Lufthansa-Bodenpersonals mit dem Arbeitgeber steuert auf eine Schlichtung zu. Die Gewerkschaft Verdi und die Lufthansa visierten möglichst schnell ein Schlichtungsverfahren an, teilte das Unternehmen mit. Während der Schlichtung soll eine Friedenspflicht gelten. Auch eine Verdi-Sprecherin bestätigte der dpa den Willen zur Schlichtung.

Parallel dazu sollen aber Anfang oder Mitte kommender Woche Vorbereitungen für eine Urabstimmung beginnen, sagte Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky am Donnerstagabend in Frankfurt. "Damit sind Erzwingungsstreiks auch zeitnah möglich." Man wolle keine weitere Eskalation und keine zusätzlichen Belastungen für die Passagiere. Ein Ergebnis wolle man bis Ostersamstag erreichen. Die beiden Schlichter müssten noch benannt werden.

In den zwei Verhandlungstagen am Mittwoch und Donnerstag habe das Unternehmen kein verbessertes Angebot gemacht. Mit Blick auf die Lufthansa sagte der Verdi-Verhandlungsführer: "Sie bleibt auf ihrem letzten Verhandlungsstand von Ende Februar stehen." Sollte die Lufthansa letztlich die Schlichtung nicht wollen oder das Ergebnis ablehnen beziehungsweise kein Ergebnis zustande kommen, sei man auch bereit, in den möglichen Erzwingungsstreik einzutreten. Dieser könne unbefristet erfolgen, "aber auch immer mal wieder mehrere Wochen lang. Damit wird die Lufthansa zu einem unsicheren Verkehrsmittel", so Reschinsky.

Vom Unternehmen hieß es, man habe sich während der Verhandlungsrunde am Mittwoch und Donnerstag nicht auf einen neuen Tarifvertrag für die etwa 20 000 Beschäftigten des Bodenpersonals, der Lufthansa Technik, der Lufthansa Cargo und weiterer Gesellschaften einigen können.

Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann sagte laut einer Mitteilung, man sei einer Lösung näher gekommen, es habe aber noch nicht zum Abschluss gereicht. "Gemeinsam wollen wir nun mit Hilfe einer Schlichtung die offenen Punkte klären, um dann eine Einigung zu erzielen." Bereits vergangene Woche waren wegen eines von Verdi organisierten Warnstreiks des Bodenpersonals Hunderte Lufthansa-Flüge ausgefallen. Für Passagiere würde eine Einigung im Tarifstreit des Bodenpersonals allerdings nur eine kleine Entlastung bedeuten, denn nach wie vor sind mehrere Tarifkonflikte im deutschen Luftverkehr offen.

Für diesen Freitag hat Verdi in Hannover, Dortmund, Weeze/Niederrhein, Dresden, Leipzig und Karlsruhe/Baden-Baden zu Warnstreiks bei den Sicherheitsbeschäftigten aufgerufen. Warnstreiks des Sicherheitspersonals hatten zuletzt schon am Donnerstag an fünf deutschen Flughäfen den Betrieb weitgehend zum Erliegen gebracht. Nach Schätzungen des Flughafenverbandes ADV dürften mehr als 580 Flugverbindungen und 90 000 Reisende betroffen sein.

Angesichts der aktuell zahlreichen Streiks im Luft- und im Bahnverkehr ruft Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) die Gewerkschaften nun dazu auf, zumindest über Ostern auf Arbeitskämpfe im Reiseverkehr zu verzichten. "Ich appelliere an die Gewerkschaften, einen Osterfrieden auszurufen, wenn die Tarifkonflikte bei der Bahn und im Luftverkehr nicht bis zum Start der Ferien beigelegt sind", sagte der Minister der Neuen Osnabrücker Zeitung. Familien seien keine Parteien in den Tarifkonflikten, betonte er. Es brauche den "Osterfrieden", damit Menschen keine Sorge haben müssten, sich über die Feiertage nicht zu sehen.

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