Energie:Strahlende Beteiligung

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Eon-Zentrale in Essen: Stadtwerke haben gegen ein wichtiges Geschäft des Konzerns mit RWE geklagt. (Foto: Marcel Kusch/dpa)

Beim Aktionärstreffen von Eon wird über Urangeschäfte und den hohen Schuldenstand des Stromkonzerns diskutiert. Gute Nachrichten für das Management kommen derweil aus Luxemburg.

Von Björn Finke, Brüssel

Gut, dass das endlich geklärt ist: "Ein typischer Arbeitstag für ein Vorstandsmitglied kann sehr abwechslungsreich sein", verkündet der Essener Energiekonzern Eon. Das Dax-Unternehmen lud nun zur rein virtuellen Hauptversammlung und veröffentlichte im Internet Fragen der Anteilseigner samt Antworten des Vorstands. Und in Frage 133 wollte ein Aktionär eben wissen, wie ein Vorstand gewöhnlich seinen Tag verbringt. Ungewöhnlich, aber sehr mitfühlend war auch Frage 76 nach der Zahl der an Covid erkrankten sowie dadurch verstorbenen Beschäftigten. Bis Anfang 2022 erlagen demnach 17 Eon-Mitarbeiter der Krankheit.

Allerdings wurden beim Aktionärstreffen auch harte Wirtschaftsfragen diskutiert. So kritisierten Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Deka Investment und Thomas Deser von Union Investment die hohe Verschuldung des Konzerns, zumal Eon bis 2026 etwa 26 Milliarden Euro in den Ausbau der Stromnetze stecken will. "Eons aktuelle Verschuldung ist dem Kapitalmarkt zu hoch", sagte Deser. Das Unternehmen ist einer der wichtigsten Verteilnetzbetreiber Europas, dem in neun Ländern 1,6 Millionen Kilometer Strom- und Gasleitungen gehören. Und das Stromnetz muss massiv vergrößert werden, um die vielen geplanten Windkraft- und Solaranlagen anzuschließen.

Daneben verkauft Eon Verbrauchern Strom und Gas, muss diese Energie jedoch zuvor selbst einkaufen. In Deutschland hat die Essener Firma 14 Millionen Kunden. Kraftwerke betreibt das Unternehmen seit dem Abschalten des Atomreaktors Isar 2 im April hingegen nicht mehr. Allerdings monierte Fondsmanager Deser, dass Eon trotz des Atomausstiegs weiterhin an Urenco beteiligt ist, einem Betrieb, der unter anderem Uran für Kraftwerke anreichert. Deser bezeichnete das ein wenig gedrechselt als "dunklen Fleck auf der weißer werdenden Nachhaltigkeits-Weste von Eon". Zur Frage, ob ein Verkauf ansteht, antwortete Vorstandschef Leonhard Birnbaum lediglich: "Wir überprüfen das laufend." Allerdings müsse die Bundesregierung einer Veräußerung zustimmen.

Das EU-Gericht billigt einen wichtigen Deal mit RWE

Gute Nachrichten für das Unternehmen kommen derweil aus Luxemburg. Das Gericht der Europäischen Union wies die Klagen von elf deutschen Energieversorgern - überwiegend Stadtwerken - gegen den Tausch von Geschäftsteilen zwischen RWE und Eon ab. Die Essener Konzerne hatten sich 2018 darauf geeinigt, dass RWE Kraftwerke von Eon erhält. Im Gegenzug gingen Strom- und Gasnetze von RWE an Eon; zudem stieg RWE als Großaktionär beim Rivalen ein. Die Wettbewerbshüter der EU-Kommission billigten das Vorhaben 2019. Die Kläger wollen das nicht hinnehmen und argumentieren, dass die zwei Firmen sich dank dieser Neuordnung kaum noch Konkurrenz machten.

Das Gericht sah aber keine Fehler der Kommission. Das Verfahren bezog sich jedoch nur auf die Genehmigung der Kraftwerksübernahme durch RWE. Daneben befasst sich das Gericht in einem weiteren Prozess mit der Frage, ob die Billigung der Übernahme von Netzen durch Eon rechtens war.

Kirsten Nölke, Vorständin beim Kläger Naturstrom aus Düsseldorf, äußert sich enttäuscht über den Richterspruch: "Es kann nicht sein, dass sich die beiden deutschen Platzhirsche den Markt entlang der Wertschöpfungsstufen einvernehmlich aufteilen, um perspektivisch die mittelständischen Stadtwerke und unabhängige Anbieter wie uns an den Rand drängen zu können." Der Ökostromanbieter werde prüfen, in die nächste Instanz zu gehen. Ein Eon-Sprecher sagt dagegen, der Konzern begrüße die Entscheidung des Luxemburger Gerichts.

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