Energie:Zehntausende Thüringer: Hilfe bei Verbraucherschützern

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Heizungsfrust, hohe Nebenkostenabrechnungen oder teures Schulessen - Thüringens Verbraucherzentrale spürt viel Beratungs- und Informationsbedarf. Ihr Chef hofft, dass dafür auch 2024 genug Geld zur Verfügung steht.

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Erfurt (dpa/th) - Die Zahl der Thüringer, die sich in mit ihren Alltagssorgen an die Verbraucherzentrale wenden, ist im vergangenen Jahr stark gestiegen. Insgesamt habe die Verbraucherzentrale rund 57.000 Anfragen, Beratungswünsche sowie Anträge für den Thüringer Reparaturbonus für Elektrogeräte oder den Sanierungsbonus erhalten, sagte Geschäftsführer Ralph Walther am Donnerstag in Erfurt. Das seien etwa ein Drittel mehr Verbraucherkontakte gewesen als 2021.

Vor allem das Heizungsgesetz, hohe Nebenkostenabrechnungen, unverständliche Schreiben von Energieversorgern, aber auch Preissteigerungen beim Schulessen oder unlautere Verträge von Dating-Portalen seien Themen, mit denen sich die Verbraucherschützer im Interesse von Ratsuchenden beschäftigten. Walther appellierte an den Landtag, die Zahlungen des Landes für die Arbeit der Verbraucherzentrale wie im Haushaltsentwurf der Landesregierung für 2024 vorgesehen nicht auf dem Niveau von 2022 einzufrieren.

Nach Einschätzung von Ramona Ballod von der Verbraucherzentrale haben Korrekturen, Verzögerungen und unklare Förderbedingungen beim Heizungsgesetz des Bundes bei Verbrauchern für eine abwartende Haltung und Frust gesorgt. Die Zahl der Energiechecks, die im vergangenen Jahr noch boomten, seien deutlich zurückgegangen. Die gebuchten Vor-Ort-Termine seien in den ersten Monaten dieses Jahres von im Schnitt 70 auf 62 im Monat gesunken. Seit Juni sei das Interesse an den Energiechecks vor allem für private Wohnhäuser regelrecht eingebrochen. Das umstrittene Gebäudeenergiegesetz soll am Freitag vom Bundestag abschließend beraten werden.

Ihr Eindruck sei, dass Verbraucher abwarteten und eigentlich geplante Heizungsmodernisierungen vertagt hätten. „Es ist sehr viel Konfusion in der Luft.“ Dafür sorgten auch Mitte des Jahres geänderte Regelungen für die Förderung von Energieberatern, die individuelle Sanierungspläne erarbeiteten. Die Förderanträge müssten nun die Hausbesitzer stellen und nicht mehr die Berater. Weiter steigend sei dagegen der Bedarf an klassischer Energieberatung - zu Vertragsinhalten, Kündigungsmöglichkeiten, unverständlichen Schreiben zum Energiepreisdeckel oder zu Nebenkostenabrechnungen von Vermietern. Derzeit gebe es im Schnitt 217 Beratungsgespräche dazu pro Monat, 2022 seien es 185 gewesen.

Eine steigende Zahl an Anrufen gebe es wegen Preissteigerungen beim Schulessen, sagte Mike Ogorsolka von der Verbraucherzentrale. Teilweise würden pro Essen mehr als fünf Euro verlangt. Das sei eine „Überschreitung psychologischer und finanzieller Grenzen“ für viele Eltern.

Es bestehe die Sorge, dass die Zahl der Schüler, die ein warmes Mittagessen finanziert bekommt, sinke. Seit 2021 gebe es in Thüringen strikte Vorgaben vom Land zur Qualität des Schulessens - dafür habe sich auch die Verbraucherzentrale eingesetzt. Angesichts der derzeit angespannten Situation sollte Qualität beim Essen aber nicht nur gefordert, sondern auch vom Land gefördert werden, sagte Ogorsolka. Er brachte einen Landeszuschuss pro Schulessen von 0,50 bis 1,00 Euro ins Gespräch.

© dpa-infocom, dpa:230907-99-110547/2

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