Konsum:Der Einzelhandel kämpft mit vielen Problemen

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Der Januar ist trotz Winterschlussverkauf für den Handel ein eher schwieriger Monat. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Inflation, Konsumzurückhaltung, brüchige Lieferketten: 2023 war ein schwieriges Jahr für den Handel. Fraglich ist, ob es 2024 besser wird.

2023 war schwierig, 2024 wird womöglich nicht oder allenfalls wenig besser. Einzelhändler in Deutschland müssen sich wieder auf ein Jahr mit vielen Herausforderungen und Unsicherheiten einstellen. Stefan Genth und Alexander von Preen vom Handelsverband Deutschland waren bei ihrem Auftritt am Mittwoch um Optimismus bemüht, die Aussichten für das neue Jahr sind jedoch wenig positiv. Für dieses Jahr erwartet der HDE bei den Einzelhandelsumsätzen im Vergleich mit 2023 lediglich ein Mini-Plus von preisbereinigt einem Prozent.

Die Einzelhändler in Deutschland sind wenig zuversichtlich. Einer Verbandsumfrage zufolge verzeichneten zwei von drei Unternehmen im zweiten Halbjahr 2023 weniger Gewinn als im Vorjahreszeitraum. Jeder sechste Händler schätzt die aktuelle Geschäftslage als gut ein. Nur 21 Prozent gehen davon aus, dass die Umsätze 2024 über denen vom Vorjahr liegen. Die Erwartungen sind über fast alle Branchensegmente hinweg ähnlich niedrig.

Der negative Blick hat einen Grund: Viele alte Probleme bleiben dem Einzelhandel in diesem Jahr erhalten. Das zeigt ein Blick auf die Top-Themen, die den Alltag der Unternehmen der HDE-Umfrage zufolge am stärksten beeinflussen. Am meisten beschäftigt sie die Kaufzurückhaltung der Konsumenten, danach folgen Belastungen durch Bürokratie, Energiekostenanstieg, Preisentwicklung, Arbeitskräftemangel, der Attraktivitätsverlust der Innenstadt sowie die Auswirkungen der Kriege in der Ukraine und Nahost.

Das Weihnachtsgeschäft verlief enttäuschend

Die Unsicherheit der Verbraucher wird die Stimmung wohl auch 2024 trüben - die Verbraucher bleiben sparsam, erwartet der Handelsverband. Der Einzelhandel tut sich immer noch schwer, an die Zeit vor der Corona-Pandemie anzuknüpfen. Das Einkaufen in den Innenstädten ist längst wieder ohne Einschränkungen möglich, die Passantenfrequenzen legten aber nicht so stark zu wie erhofft. Das war auch in dem für die Branche so wichtigen Weihnachtsgeschäft zu spüren, das enttäuschend verlief. Die Umsätze im Dezember lagen real laut Statistischem Bundesamt sogar 1,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Auf das ganze Jahr gesehen hatten die Händler - bereinigt um Preissteigerungen - im vergangenen Jahr sogar 3,3 Prozent weniger in den Kassen als 2022. Besonders heftig betroffen war wie bereits im Vorjahr der Lebensmittelhandel. Nominal waren die Umsätze 2023 nur aufgrund der gestiegenen Preise höher, um diese bereinigt gingen sie um 3,9 Prozent zurück. Im Jahresschnitt sind Nahrungsmittel 2023 mehr als 12 Prozent teurer als im Vorjahr. Im Internet- und Versandhandel ging der Umsatz im Jahr 2023 real ebenfalls um 3,9 Prozent zurück. Besser lief es immerhin für Händler von Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren. Sie verzeichneten preisbereinigt 2,6 Prozent mehr Umsatz als 2022.

Fast etwas sinnbildlich für die Situation des Einzelhandels ist die erneute Insolvenz der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. "Warenhäuser sind Magneten für die Frequenzen in den Innenstädten", sagte von Preen. Es gelte nun, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, welches auch anderen Händlern im Umfeld helfen könne.

Auch andere Probleme schleppt der Einzelhandel 2024 weiter mit sich herum. Neben den 120 000 unbesetzten Stellen gilt das unter anderem auch für die schwierigen Tarifgespräche. Eine Einigung ist auch nach mehr als 60 Verhandlungsrunden nicht in Sicht. Das politische Umfeld wird für die Branche nicht ruhiger. Mit dem Angriff der Huthi-Milizen auf Handelsschiffe im Roten Meer kam zuletzt eine weitere Baustelle hinzu.

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