Greenwashing:Frankfurter Staatsanwaltschaft durchsucht erneut DWS

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Eine Aktivistin von Greenpeace bei Protesten im Herbst 2022. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Kein Ende in Sicht bei den Ermittlungen gegen die DWS: Ermittlungsbeamte verlangen von der Deutsche-Bank-Tochter weitere Informationen. Es geht um den Verdacht, dass sich die Fondsgesellschaft grüner dargestellt hat als sie ist.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Bei der Fondsgesellschaft DWS hat es im Zusammenhang mit Vorwürfen des sogenannten Greenwashings eine neue Durchsuchung gegeben. Gut 50 Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft hätten am 16. Januar die Räume der DWS in Frankfurt durchsucht. Zuvor hatte das Handelsblatt darüber berichtet.

Ein Sprecher der DWS sagte dazu: "Wir haben auf Aufforderung der Staatsanwaltschaft Frankfurt vor Ort weitere Informationen zur Verfügung gestellt". Dies betreffe die öffentlich bekannten Ermittlungen im Zusammenhang mit den gegen die DWS erhobenen Greenwashing-Vorwürfe. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

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Der Besuch der Ermittler ist ein weiterer Rückschlag für die DWS und ihren Mehrheitseigentümer, den Deutsche-Bank-Konzern. Nicht nur das Greenwashing-Thema entwickelt sich langsam zum Dauerproblem. Nach einer IT-Umstellung kämpft die Deutsche Bank seit Monaten auch mit massiven Service-Mängeln ihrer früheren Tochter Postbank.

DWS hoffte auf vorzeitigen Abschluss des leidigen Themas

Bei der DWS überwog zuletzt indes die Hoffnung auf einen Schlussstrich, nachdem ihr die US-Börsenaufsicht SEC im Herbst 19 Millionen Euro Strafe für Greenwashing aufgebrummt hatte. Alles in allem zwar ein unschöner Vorwurf, schließlich hatte die SEC der Fondsgesellschaft nachweisen können, dass sie sich nachhaltiger dargestellt hatte als sie ist. Zudem fiel die Strafe doch recht hoch aus. Dennoch nahm man in Frankfurt die Entscheidung der Amerikaner fast erleichtert auf - in der Annahme, damit die inzwischen jahrelange Ermittlungen allmählich abzuschließen.

Nach der SEC werde wohl auch die Staatsanwaltschaft Frankfurt ihre Ermittlungen bald einstellen, wenngleich wohl gegen Auflagen, ventilierte die DWS. Dann könne das leidige Thema abgeschlossen werden. DWS-Chef Stefan Hoops sagte seinerzeit, man sei in "sehr konstruktiven Diskussionen" mit den Strafermittlern. Allzu konstruktiv aber scheinen die Gespräche nicht gewesen zu sein. Anders lässt sich jedenfalls kaum erklären, dass die Ermittler nun erneut ausgerückt sind.

Erste Durchsuchung bei der DWS bereits 2022

Der Ursprung der DWS-Affäre liegt bereits drei Jahre zurück, hat die größte deutsche Fondsgesellschaft nicht nur viele Millionen Euro gekostet, sondern auch der Reputation massiv geschadet. Anfang 2021 hatte die Ex-Nachhaltigkeitschefin Desirée Fixler zunächst unternehmensintern bemängelt, die DWS verkaufe sich zu nachhaltig, war damit aber im Management nicht durchgedrungen. Im Gegenteil: Kurz darauf ließ die DWS-Führungsspitze nicht nur ihren Arbeitsvertrag in der Probezeit auslaufen, sondern lancierte auch ein Memo an die Medien, in dem angedeutet wurde, es habe ihr an "Zugkraft" gefehlt. Die Amerikanerin sah ihre Reputation zerstört und wandte sich im Sommer 2021 an das Wall Street Journal. Daraufhin nahmen mehrere US-Behörden und auch die deutsche Finanzaufsicht und schließlich sogar die Frankfurter Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf.

Im Mai 2022 durchsuchte die Frankfurter Staatsanwaltschaft die DWS bereits ein erstes Mal, woraufhin der damalige DWS-Chef Asoka Wöhrmann zurücktreten musste. Auch Karl von Rohr, zuletzt DWS-Aufsichtsratschef und Vizechef der Deutschen Bank, hat den Konzern inzwischen verlassen, was dem Vernehmen nach ebenfalls mit seinem Umgang mit dem Thema zu tun gehabt haben soll. Seit einem Jahr ermittelt die Staatsanwaltschaft auch gegen Wöhrmann persönlich, der inzwischen als Vorstandschef zum börsennotierten Augsburger Immobilienunternehmen Patrizia gewechselt ist. Es geht sowohl bei der DWS - ermittelt wurde dort zunächst gegen unbekannt - als auch bei ihm um den Verdacht des Kapitalanlagebetrugs. Die DWS und Wöhrmann haben die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

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