Banken:Deutsche Bank erklärt Postbank-Probleme für abgehakt

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"Grosso modo" seien sie erledigt, die Reparaturarbeiten an der Postbank, erklärt die Deutsche Bank. (Foto: Marijan Murat/dpa)

Deutschlands größte Bank will endlich einen Schlussstrich unter das Postbank-Debakel ziehen. Wie viele Kunden sie entschädigen musste, verrät sie nicht.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Die Deutsche Bank hat die Probleme bei der Postbank für beendet erklärt. Die Konzernführung sei "sehr zufrieden" mit den Fortschritten, sagte Finanzvorstand James von Moltke am Donnerstag mit Blich auf die Quartalszahlen der Bank. Diese habe den Stau bei kundenkritischen Prozessen im Rahmen der Bafin-Order im Wesentlichen aufgelöst. Es gebe nur noch einige Dinge zu erledigen, die aber nichts mit Kunden zu tun hätten. "Wir konzentrieren uns jetzt darauf, den Service zu verbessern", sagt Moltke. Die Reparaturarbeit sei "grosso modo" erledigt.

Bei der Migration der Postbank-IT auf die Systeme der Deutschen Bank hatte es im vergangenen Jahr erhebliche Probleme gegeben. Tausende Kunden konnten zeitweise nicht auf ihre Konten zugreifen, der Kundenservice war kaum erreichbar, betroffen waren unter anderem Kunden mit Pfändungsschutzkonten, die laut Verbraucherschützern teilweise in existenzielle Krisen gerieten. Nachdem die Finanzaufsicht Bafin im Herbst mit Beschwerden geflutet worden war, schickte sie einen Sonderbeauftragten zur Deutschen Bank, der die Probleme überwachen sollte.

Die Schwierigkeiten hinterließen erneut Spuren im Zahlenwerk des Geldhauses, wenngleich es im ersten Quartal insgesamt besser lief, als Analysten erwartet hatten: Trotz höherer Rückstellungen verdiente die größte deutsche Bank im ersten Quartal 2024 rund 1,3 Milliarden Euro, das waren rund zehn Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Nach wie vor profitieren die meisten Banken in Europa von den gestiegenen Zinsen, die ihnen hohe Gewinne bringen. Zugleich muss die Deutsche Bank wie alle anderen Institute kaum noch Bankenabgabe an den europäischen Abwicklungsfonds zahlen - ein Betrag von mehreren Hundert Millionen Euro, der stets im ersten Quartal verbucht worden war und dieses Jahr wegfiel. Stärkster Ertragsbringer war das Investmentbanking, während das Privatkundengeschäft erneut schwächelte.

Verbraucherschützer wollen, dass Kunden in solchen Fällen pauschal entschädigt werden

Das Privatkundengeschäft litt dabei unter anderem unter einer hohen Risikovorsorge für faule Kredite. Diese Vorsorge habe die Bank teils wegen der Serviceprobleme bilden müssen, erklärte James von Moltke. Sie habe viele Kredite als "leistungsgestört" klassifizieren müssen, die es eigentlich gar nicht seien, weswegen die Vorsorge im Laufe des Jahres wohl wieder aufgelöst werden könne. Tatsächlich hatte die Bank im Zuge des Postbank-Debakels nicht nur Probleme mit Konten, sondern bei der zugehörigen DSL-Bank auch mit Baufinanzierungskrediten. Dort hatten viele Kunden über nicht bearbeitete Anfragen und Verzögerungen bei Auszahlungen geklagt, weswegen sich der Konzern auch in diesem Bereich mit Schadenersatzklagen konfrontiert sieht. Wie viele Kunden inzwischen eine Entschädigung für die Postbank-Probleme erhalten haben oder wie viel die Bank dafür ausgegeben hat, wollte Moltke indes nicht sagen.

Verbraucherschützer hatten zuletzt gefordert, Kunden sollten in solchen Fällen pauschal entschädigt werden. Man brauche "dringend einen gesetzlich pauschalierten Entschädigungsanspruch bei solch eklatanten Störungen der Bankdienstleistungen", sagte Marion Zinkeler, geschäftsführende Vorständin der Verbraucherzentrale Bayern, der Nachrichtenagentur Reuters. Es dürfe nicht sein, dass Finanzdienstleister bei selbst verschuldeten Störungen mit Folgen für die Verbraucher "keine nennenswerten Konsequenzen zu befürchten haben". Die Verbraucherschützer verwiesen darauf, dass es solche Ansprüche etwa bei Airlines durch die europäische Fluggastrechteverordnung gebe. Dies sollte ihrer Ansicht nach auch bei Bankdienstleistungen umsetzbar sein.

Zumindest die Aktionäre der Deutschen Bank konnten sich zuletzt freuen: Die Aktien des Geldhauses waren in den vergangenen Wochen stark gestiegen, sogar noch mehr als der Gesamtmarkt, nachdem sie jahrelang kaum vom Fleck gekommen waren. Außerdem zahlt die Bank wieder eine Dividende. Am Donnerstag notierte der Aktienkurs zunächst im Minus, zog aber am Nachmittag stark. Analysten bezeichneten die Zahlen als "okay, aber nichts Besonderes".

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