Wirtschaft kompakt:So nicht, liebe Bahn!

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Die Gewerkschaft der Lokomotivführer lehnt ein letztes Verhandlungsangebot der Bahn ab. Stattdessen wollen sie streiken - aus einem interessanten Grund allerdings frühestens von der kommenden Woche an.

Die Lokführergewerkschaft GDL will frühestens für diesen Montag (21. Februar) zu Warnstreiks aufrufen. Das sagte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky vor rund 1000 Lokführern in Berlin. Vor Sonntag werde der Arbeitskampf nicht beginnen, damit die Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen ohne Behinderungen zu Ende gehen könne. Die Münchner Olympia-Bewerbung für 2018 soll nicht gefährdet werden.

Der Arbeitskampf bei der Deutschen Bahn und rund drei Vierteln ihrer Wettbewerber im Regionalverkehr werde "in den nächsten Tagen" beginnen, sagte Weselsky. Auch die Berliner S-Bahn werde einbezogen, aber "nicht bei allen Aktionen". Der Schienengüterverkehr werde nicht bestreikt.

Zuvor hatte die GDL ein letztes Angebot der Deutschen Bahn, den aktuellen Tarifkonflikt am Runden Tische zu lösen, strikt abgelehnt. Ein Runder Tisch "ersetzt keine Verhandlungen", sagte GDL-Chef Claus Weselsky der Berliner Zeitung. "Die Verhandlungen sind gescheitert."

Die Geschäftslage bei Daimler hat sich deutlich verbessert. Hatte der Stuttgarter Autohersteller im Jahr 2009 noch einen Verlust von 2,6 Milliarden Euro einstecken müssen, so fuhr er im Jahr 2010 einen Vorsteuergewinn von 7,3 Milliarden Euro ein. Un im laufenden Jahr soll die Bilanz noch viel besser ausfallen: Konzernchef Dieter Zetsche kündigte für 2011 einen Gewinn deutlich über dem Niveau von 2010 an.

Wie Zetsche bei der Vorstellung des Jahresergebnisses weiter mitteilte, stieg der Umsatz 2010 um ein Viertel auf 97,8 Milliarden Euro. Der Autohersteller will zudem wieder eine Dividende zahlen. Zetsche nannte 1,85 Euro pro Aktie. Im Vorjahr war die Dividende ausgefallen.

Die tiefroten Zahlen des Jahres 2009 erklären sich durch die späte Reaktion Daimlers auf die weltweite Autokrise. Schließlich steuerte der Konzern aber mit einem scharfen Sparkurs und Personalabbau gegen die Absatzflaute. So konnte Daimler vom weltweiten Aufschwung an den Automärkten besonders stark profitieren.

Daimler verkaufte mit 1,27 Millionen Stück 12 Prozent mehr Autos, außerdem orderten die Kunden mehr teure Extras und trieben so den Gewinn weiter hoch. Vor allem in China und den USA erholte sich das Daimler-Geschäft mit Macht.

An der Börse lösten die neuen Daimler-Zahlen allerdings Enttäuschung aus. Die Daimler-Aktien drehten deutlich ins Minus und verloren in der Spitze 4,3 Prozent auf 53,59 Euro. "Die Zahlen sind keine Katastrophe, aber doch eine ziemliche Enttäuschung", sagte ein Händler.

"Selbst die höhere Dividende und der Ausblick helfen da wenig", fügte ein anderer hinzu. "Die Umsatzrendite bei Mercedes-Benz Cars hat viele enttäuscht. Da hatten einige mit einer neun vor dem Komma gerechnet, aber es ist nur eine 8,7 Prozent."

Milliardendeal in der Pharmabranche: Mit einem nachgebesserten Angebot an die US-Biotechnikfirma Genzyme hat sich der französische Pharmariese Sanofi-Aventis nach monatelangen Verhandlungen durchgesetzt: Sanofi-Aventis übernimmt das US-Unternehmen, das sich auf Medikamente gegen seltene Krankheiten spezialisiert hat, für 20,1 Milliarden Dollar (14,9 Milliarden Euro), wie die beiden Firmen am Mittwoch mitteilten.

Der größte französische Pharmakonzern hatte sich seit dem vergangenen Sommer um Genzyme bemüht. Ein erstes Angebot von 69 Dollar pro Aktie lehnten die Anteilseigner der US-Firma allerdings ab, weshalb Sanofi jetzt auf 74 Dollar aufstockte.

Es sei der zweitgrößte Deal in der Geschichte der Biotechnik, sagte Sanofi-Chef Chris Viehbacher - der deutsch-kanadische Manager leitet den Konzern seit gut zwei Jahren. Nur der Schweizer Konzern Roche habe für die US-Firma Genentech mehr gezahlt. Die Schweizer übernahmen das US-Unternehmen 2009 für 46,8 Milliarden Dollar.

Abhängig vom Verkauf bestimmter Genzyme-Erzeugnisse in diesem Jahr zahlt Sanofi-Aventis möglicherweise bis zu 3,8 Milliarden Dollar zusätzlich für die Übernahme. Genzyme ist seit 30 Jahren eines der führenden Unternehmern im Bereich der Gentechnik, von der sich die Pharmaindustrie die wichtigsten therapeutischen Entwicklungen der kommenden Jahre erwartet.

Durchbruch nach jahrelangen Verhandlungen: Japan und Indien haben ein Freihandelsabkommen unterzeichnet. Der japanische Außenminister Seiji Maehara und der indischen Handels- und Industrieminister Anand Sharma besiegelten die seit 2007 verhandelte Vereinbarung in Tokio. Das japanische Parlament muss es noch ratifizieren.

Das rasant wachsende Indien macht derzeit nicht einmal ein Prozent am gesamten japanischen Außenhandel aus. Das Freihandelsabkommen sieht vor, Zölle auf 94 Prozent der Handelsgüter zwischen beiden Ländern innerhalb von zehn Jahren abzuschaffen. Erzeugnisse aus Japans stark abgeschotteter Agrarindustrie wie Reis und Milchprodukte sind davon ausgenommen.

Das Abkommen sieht ferner vor, Beschränkungen für japanische Investitionen zum Beispiel im Bereich Telekommunikation zu lockern. Japan wird im Gegenzug das Genehmigungsverfahren für den Verkauf von indischen Arzneimitteln beschleunigen und künftig genauso verfahren, wie bei heimischen Unternehmen.

Japan hängt im zunehmenden globalen Wettbewerb in Bezug auf Freihandelsabkommen weit hinter anderen Staaten wie Südkorea hinterher. Südkorea hatte bereits zuvor mit dem aufstrebenden Indien ein Freihandelsabkommen vereinbart, dass schon im Januar vergangenen Jahres in Kraft getreten war. Für Japan ist es erst das zwölfte Abkommen dieser Art insgesamt. Indien wird dabei der größte Partner werden.

© sueddeutsche.de/AFP/DAPD/dpa/aum - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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