Konjunktur:Chemie in Not: höhere Kosten, weniger Umsatz

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Covestro-Labor in Leverkusen: Der Umsatz der einstigen Bayer-Sparte bricht ein. (Foto: INA FASSBENDER/AFP)

Nach BASF verzeichnet auch der Leverkusener Rivale Covestro schwächere Geschäfte. Zugleich machen die Energiepreise den Firmen zu schaffen.

Von Björn Finke, Brüssel

Deutschlands Chemiekonzerne spüren die schwache Konjunktur und setzen deutlich weniger um. Erst verkündete das weltweit größte Chemieunternehmen BASF, dass der Umsatz im ersten Jahresviertel um ein Achtel gesunken ist. Am Donnerstagabend legte dann der Leverkusener Rivale Covestro nach und berichtete über ein Minus von einem Fünftel auf nur noch 3,7 Milliarden Euro für die drei Monate bis März. Der Kunststoffproduzent, den Bayer 2015 abgespaltet hatte, verzeichnete unter dem Strich einen Verlust von 30 Millionen Euro.

Trotzdem stieg die Covestro-Aktie, die im Börsenindex Dax gelistet ist, am Freitagmorgen sogar, denn Analysten hatten mit einem höheren Verlust gerechnet. Covestro wird erst in zwei Wochen detailliert über die Geschäfte im ersten Quartal informieren, musste aber jetzt schon vorläufige Zahlen veröffentlichen, weil diese erfreulicher als an den Finanzmärkten erwartet ausfallen. Finanzvorstand Thomas Toepfer sagte, die Nachfrage sei weiterhin schwach gewesen, doch die Firma habe "auf der Kostenseite die richtigen Maßnahmen ergriffen". Deshalb sei der Jahresstart "deutlich besser verlaufen" als vorhergesehen.

Das Unternehmen mit weltweit 18 000 Beschäftigten hat seine früher drei Sparten zu zweien zusammengelegt und konnte damit die Kosten verringern. Zudem verordnet das Management Sparsamkeit, etwa bei Ausgaben für Reisen oder Neueinstellungen. Covestro versucht auch, den Energieverbrauch weiter zu senken. Der Konzern benötigt viel Erdgas und hat daher die Preissteigerungen stark gespürt. Im vergangenen Jahr lag die Energierechnung bei 1,8 Milliarden Euro, 800 Millionen Euro mehr als 2021.

In der Chemieindustrie fallen die hohen Kosten nun zusammen mit Umsatzrückgängen - eine heikle Kombination. Hinter dem Abschwung stehen die maue Konjunktur und die Tatsache, dass Abnehmer der Chemiefirmen zuvor ihre Lager kräftig aufgefüllt hatten, aus Angst vor Lieferengpässen. Entsprechend weniger wird jetzt geordert. Wolfgang Große Entrup, der Chef des Chemieverbands VCI, klagt, der Branche fehlten im Moment "schlichtweg die Aufträge".

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