Bauindustrie:Der Bau bekommt die Krise

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Die Kräne auf der Baumaschinen-Messe Bauma sind gerade so ziemlich das einzige, was in der Branche in den Himmel wächst. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Inflation ist hoch und die Zinsen steigen, Energie und Material sind extrem teuer - das bringt Bauunternehmen und Handwerker in immer größere Schwierigkeiten: Die Aufträge bleiben weg.

Von Stephan Radomsky

Neue Maschinen gäbe es ja genug: Schwerstes Gerät genauso wie hochkomplexe und digitalisierte Spezialwerkzeuge präsentieren die Hersteller gerade auf der Bauma in München, der weltweit größten Messe für Bauausrüstung. Gut möglich aber, dass all die Kräne und Kipper, Bagger und Betonpumpen noch ein bisschen auf ihren echten Einsatz warten müssen - gerade, so scheint es zumindest, werden sie nämlich nicht wirklich gebraucht.

Denn der Bau bekommt die Universalkrise aus rasanter Inflation, steigenden Zinsen, teurer Energie und Nachschubproblemen gerade mit voller Wucht zu spüren. Zwar wuchs die Summe der Neuaufträge für die Branche im August - allerdings nur auf den ersten Blick. Um Preiseffekte bereinigt, gingen bei den Bauunternehmen und Handwerksbetrieben allerdings sechs Prozent weniger neue Orders als im Juli ein, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Noch drastischer ist der Vergleich zum Vorjahr: Da kamen preisbereinigt sogar 15,6 Prozent mehr Aufträge herein.

Damit wächst sich die Schwäche der Baubranche mit ihren gut 2,6 Millionen Beschäftigten inzwischen zur echten Krise aus. Denn nicht nur im Sommer lief das Geschäft schwach, auch über das gesamte bisherige Jahr betrachtet lagen die Auftragseingänge bereinigt um Inflationseffekte deutlich unter dem Vorjahreswert - um bisher 5,2 Prozent. Dass es bald wieder besser wird, glaubt am Bau gerade auch kaum jemand: So beurteilen die Firmen der jüngsten Ifo-Umfrage zum Geschäftsklima zufolge nicht nur ihre aktuelle Lage so schlecht wie lange nicht, vor allem die Aussichten werden schon seit Monaten so düster beurteilt wie noch nie seit Beginn der Erhebung 1991.

Die schlechte Stimmung hat durchaus handfeste Gründe. So sinkt beispielsweise die Zahl der Baugenehmigungen für neue Wohnungen nun schon seit vier Monaten. Zugleich werden immer mehr längst genehmigte Projekte von Bauherren und Projektentwicklern verschoben oder ganz abgesagt. So ergab jüngst eine andere Umfrage des Münchner Ifo-Instituts, dass schon bei fast jedem fünften Bauunternehmen erteilte Aufträge wieder storniert werden. Die Dutzende auf- und ausgestellten Kräne auf der Bauma dürften deshalb so ziemlich das einzige sein, was da auf dem Messegelände gerade in den Himmel wächst.

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