Eigentlich sollte der Streik der Lokführergewerkschaft GDL noch bis Montagabend um 18 Uhr dauern. Nun aber wird er verkürzt: Die Lokführer, Zugbegleiter und anderen Bahnmitarbeiter sollen ihren Dienst bereits wieder ab Montagfrüh um zwei Uhr antreten.
Hintergrund ist, dass es nach inoffiziellen Gesprächen zwischen der GDL und dem Bahnmanagement eine vorsichtige Annäherung gegeben hat. Nach Monaten, in denen sich in dem Tarifkonflikt kaum etwas bewegte - abgesehen davon, dass die GDL zu mehreren heftigen Streiks aufrief - nehmen beide Seiten die Verhandlungen wieder auf.
Bahn und GDL äußern sich positiv
DB-Personalvorstand Martin Seiler zeigt sich erfreut, dass wieder verhandelt wird. "Unsere Kunden haben Planungssicherheit und unsere Mitarbeitenden Aussicht auf baldige Lohnerhöhungen", sagte Seiler. "In konstruktiver Atmosphäre" habe man "alle Themen besprochen und in einen Fahrplan für die abschließenden Verhandlungen gegossen".
Konkret ist laut DB vereinbart, 1500 Euro Inflationsausgleichsprämie bereits vorab im März auszubezahlen. Es bestehe außerdem beim Lohn die "Bereitschaft, Festbeträge zu vereinbaren" und bei der Arbeitszeit die "Bereitschaft, Modelle zur Arbeitszeitverkürzung innerhalb der Gruppe der Schichtarbeitnehmenden zu verhandeln". In den Gesprächen soll es zudem um eine Einbeziehung der Infrastruktursparte gehen.
Auch der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky begrüßte die Entwicklung. "Insbesondere die Verhandlungsbereitschaft der DB zur Arbeitszeitabsenkung für Schichtarbeiter ist zentral bedeutsam", so Weselsky in einer Mitteilung. Die Bereitschaft, auch über einen Tarifvertrag für die Infrastruktur zu verhandeln, sei nunmehr vorhanden. "Im Falle einer Einigung wäre das ein starkes Signal für das gesamte Eisenbahnsystem und ein Schub hin zur Attraktivitätssteigerung der Eisenbahnberufe", sagte Weselsky weiter.
Bis Anfang März soll eine Friedenspflicht gelten
Bis zum 3. März soll es intensive Gespräche geben. In dieser Zeit soll eine Friedenspflicht gelten. Das bedeutet, dass weitere Streiks in dieser Zeit nicht möglich sind. Die Lokführergewerkschaft hat in der laufenden Tarifrunde bisher viermal zum Streik aufgerufen, je einen Tag im November und Dezember, im Januar gab es einen dreitägigen sowie den derzeit laufenden, ursprünglich auf sechs Tage angelegten Arbeitskampf. Auch der Streik im Güterverkehr soll bereits früher enden, am Sonntagabend um 18 Uhr.
Der größte Streitpunkt in den Tarifverhandlungen war bisher die Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden für Lokführer und andere Schichtarbeiter. Die GDL will sie bei vollem Lohnausgleich durchsetzen. Die Bahn hat dies bisher abgelehnt, zeigte sich aber zuletzt offen dafür, über eine 37-Stunden-Woche und einen zumindest teilweisen Lohnausgleich zu sprechen. Das aber reichte der GDL bisher nicht aus, um die Gespräche wieder aufzunehmen.
Ihr Chef Claus Weselsky forderte, dass die Bahn der Gewerkschaft ein besseres Angebot unterbreiten müsse. Die Bahn müsse bereit sein, die 35-Stunden-Woche für alle Lokführerinnen und Lokführer und andere Schichtarbeiter bis zum Jahr 2028 schrittweise einzuführen. Außerdem solle es eine Gehaltserhöhung von mindestens 420 Euro und eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro geben. So steht es in einem Einigungsvorschlag, den die GDL zuletzt an die Bahn geschickt hatte.
Ein weiteres Konfliktthema: Die GDL will nicht nur für Lokführer und das fahrende Personal, sondern auch für die Mitarbeiter der sogenannten Infrastruktur einen Tarifvertrag verhandeln, also zum Beispiel für die Fahrdienstleiter. Sie möchte dort weitere Mitglieder gewinnen. Die Bahn wiederum argumentierte bisher, die Gewerkschaft habe in diesem Teil der Belegschaft keine Vertretungsmacht, sie organisiere dort also keine relevante Zahl von Beschäftigten, anders als die Konkurrenzgewerkschaft EVG. Deshalb seien Tarifverhandlungen in dieser Sparte mit der GDL sinnlos.
Auch am Montag werden noch nicht alle Züge planmäßig fahren
Auch wenn der Streik vorzeitig beendet wird, dürfte es am Montag noch zu Unregelmäßigkeiten im Zugverkehr kommen. Das liegt daran, dass der komplexe Bahnbetrieb Zeit braucht, bis er nach einem Streik wieder vollständig hochgefahren ist und funktioniert.
Der Bahn zufolge können weiterhin alle Fahrgäste, die ihre ursprünglich für Mittwoch bis Montag geplante Reise verschieben möchten, ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung ist aufgehoben. Das Ticket gilt dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort, auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden.