Die Arbeit im Supermarkt war noch nie leicht - und in den vergangenen Jahren ist sie nicht einfacher geworden. Lange Stunden im Neonlicht, oft zu kalt klimatisiert, das Dauerpiepen der Kasse nervt. Und dann die Wut der Kunden angesichts steigender Lebensmittelpreise und Corona-Regeln, die eingehalten werden oder eben nicht - und für die sie sicher nicht verantwortlich sind: die Kassiererinnen und Kassierer.
Insofern ist es nicht verwunderlich, dass ein Unternehmen die Top Ten anführt: Walmart, der große Einzelhandelskonzern aus den USA mit mehr als 10 000 Läden weltweit. Walmart ist die Nummer eins auf der Liste der Arbeitgeber, die sehr hohe Gewinne einfahren, aber trotzdem die unzufriedensten Mitarbeitenden haben - weltweit. Die Jobplattform Lensa aus San Francisco hat den 100 bestverdienenden Unternehmen der Welt eine Mitarbeiterzufriedenheitsnote gegeben und dazu mehrere Daten der Jobbewertungsplattform Glassdoor in ein Verhältnis zueinander gesetzt, unter anderem zu Gehältern, allgemeiner Jobzufriedenheit und der Antwort auf die Frage, ob man Freunden den eigenen Job weiterempfehlen würde.
Von zehn möglichen Punkten kam Walmart dabei nur auf 0,41 - obwohl das Unternehmen auf der eigenen Website behauptet, bei ihm arbeiteten "2,3 Millionen stolze Walmart-Kollegen rund um den Globus". Das Unternehmen wirbt mit den internen Aufstiegschancen, schließlich hat sogar Konzernchef Doug McMillon als einfacher Arbeiter im Konzern begonnen, er entlud als junger Mann Walmart-Lastwagen. Heute verdient er mehr als 25 Millionen Dollar im Jahr. Der Lensa-Auswertung zufolge bekommen Walmart-Mitarbeiter aber im Durchschnitt nur ein Jahresgehalt von 40 439 Dollar, mit Abstand der niedrigste Wert der Unternehmen - und darin sind auch Manager und andere Büromitarbeiter eingeschlossen, nicht nur die Kassiererinnen und Lagerarbeiter, die oft nur den Mindestlohn von 14 Dollar pro Stunde bekommen.
Unter den zehn reichsten Unternehmen mit den wütendsten Mitarbeitenden finden sich drei amerikanische Firmen, neben Walmart auch der Paketversand UPS und der Kabelnetzbetreiber Charter Communications. Sechs der Unternehmen sitzen in China, allesamt sind es Geldhäuser wie die Bank of Communications und die Bank of China oder Schifffahrtskonzerne wie Cosco oder Evergrande. Obwohl deren Durchschnittsgehälter gar nicht so schlecht sind, würden viele Mitarbeiter ihre Jobs nicht ihren Freunden empfehlen.
In Deutschland soll die Arbeitszufriedenheit gestiegen sein
Ein einziges europäisches Unternehmen hat es auf die Liste geschafft, auf der wohl niemand gerne steht: Dior. Der französische Konzern, zu dem unter anderem Parfüm- und Lederwarensparten gehören, machte im vergangenen Jahr bei 79 Milliarden Euro Umsatz einen Gewinn von 21 Milliarden Euro. Im Durchschnitt verdienen die Mitarbeiter laut der Ensa-Auswertung 62 791 Dollar im Jahr. Trotzdem schaffte Dior es bei der Mitarbeiterzufriedenheit nur auf 1,26 von zehn möglichen Punkten.
Ein deutscher Arbeitgeber ist nicht auf der Negativliste, obwohl unter den 100 untersuchten Firmen mit den weltweit höchsten Gewinnen im Jahr 2021 auch die deutschen Unternehmen BMW, Mercedes-Benz, VW, Hapag-Lloyd und Allianz zu finden sind. In Deutschland ist die Arbeitszufriedenheit nach der jüngsten Umfrage des Personaldienstleisters Avantgarde Experts zuletzt gestiegen. 79 Prozent der mehr als 1000 befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gaben in diesem Jahr an, sie seien eher bis sehr zufrieden mit ihrem Job. Im Vorjahr waren es nur 68 Prozent. Mit 62 Prozent ist das Gehalt wie in den Jahren davor mit Abstand der meistgenannte Punkt mit positivem Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit.
