Apple:Hey Siri, spül mal ab

Lesezeit: 2 Min.

Diesen freundlich blickenden Kerl gibt es schon länger: der Roboter Pepper der Firma Aldebaran Robotics. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Das Auto-Projekt wurde eingestampft, die Computerbrille ist noch zu teuer - Apple sucht jetzt das nächste große Ding. Das könnten Roboter sein.

Von Helmut Martin-Jung

Die Millionen-Frage für Apple lautet: Was wird das nächste große Ding? Sicher ist, Autos sind es nicht. Im Februar hat der iPhone-Konzern das "Project Titan" endgültig beendet, jetzt wurde bekannt, dass einige hundert Mitarbeiter der Abteilung entlassen wurden. Aber nicht alle, und das hat einen triftigen Grund. Apple, so berichtet der gewöhnlich bestens informierte Mark Gurman für den Nachrichtendienst Bloomberg, arbeite an Robotik-Technologien.

Das mag erscheinen wie ein seltsamer Schwenk, ist es aber gar nicht, aus zwei Gründen. Zum einen verfolgt Apple solche Pläne schon länger. Zum anderen lassen sich viele Technologien, an denen Apple-Ingenieure aus dem Auto-Projekt geforscht und entwickelt haben, auch für Roboter nutzen. Schließlich war ja das Hauptziel von "Titan", ein völlig autonomes Auto zu bauen.

Die verrückteste Roboter-Idee ist daher wohl die, eine Art automatisierte Haushaltshilfe zu entwickeln. Eine, die sich autonom im Haus bewegt und so viel Fingerspitzengefühl mitbringt, dass man ihr sogar den Abwasch überlassen könne. Allen Beteiligten ist aber klar, dass es sich dabei um eine Herausforderung handelt, die mit den derzeit verfügbaren Technologien nicht zu schaffen ist.

Allerdings, berichtet Gurman, habe Apple seinen Führungsleuten die Marschroute vorgegeben, dass sich die Zukunft des Konzerns um drei Gebiete drehe: Auto, Mixed-Reality und das smarte Zuhause. Das war jedoch vor dem Aus des Auto-Projekts. Und somit wächst der Druck auf Apple, weniger abhängig vom iPhone zu werden, mit dem der Konzern noch immer etwas mehr als die Hälfte seines Umsatzes macht. Denn zwar wurde nach einer ziemlich langen Geburt die Mixed-Reality-Brille Apple Vision Pro vorgestellt. Mit einem Preis von 3500 Dollar ist die aber kein Massenprodukt, zudem gibt es noch zu wenige Anwendungen dafür, die sie unverzichtbar machen. Bleiben die Roboter.

Was neue Produkte angeht, ist Apple traditionell sehr verschwiegen

Die Robotik-Bemühung von Apple werden sich daher zumindest zu einem Teil auch auf Produkte richten, die schneller und womöglich auch mit weniger Entwicklungsarbeit auf den Markt gebracht werden. Gurman berichtet etwa von einem roboterähnlichen Produkt, das seinen Bildschirm bewegen kann. Damit sollten menschenähnliche Bewegungen wie Kopfnicken nachgeahmt werden. Allerdings, so der Apple-Spezialist weiter, sei man sich bei Apple nicht sicher, ob das Projekt weiterverfolgt werden soll.

Überhaupt gilt bei Apple strenges Stillschweigen über neue Produktideen. Meist dringt erst dann etwas nach außen, wenn das Produkt vor der Marktreife steht - oder wenn es wie das Auto-Vorhaben eingestampft wird. Dem Vernehmen nach hat Apple ein super-geheimes Team für die Roboter-Entwicklung zusammengestellt. Dafür werden auch noch Leute gesucht. In Stellenanzeigen hält der Konzern Ausschau nach "innovativen und engagierten Experten für maschinelles Lernen und Robotik, um die künstliche Intelligenz zu formen, welche die nächste Generation von Apple-Produkten antreibt."

Eines steht schon fest: Sollte es jemals einen Apple-Roboter geben, wird er wohl nicht iRobot heißen - der Name ist bereits an einen Staubsaugerhersteller vergeben.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKünstliche Intelligenz
:Ein neuer Laptop, so bahnbrechend wie das iPhone?

Die Heidelberger Firma Ameria entwickelt eine neue Art von Gerät. Statt mit Klicks und Wischen lässt es sich mit Fingerzeigen und Worten steuern. Der Gründer will damit der neue Steve Jobs werden.

Von Tobias Bug

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: