Dieser Wechsel hat es in sich: Der Mobilfunkanbieter 1&1 wird künftig das Netz von Vodafone Deutschland mitbenutzen, um seinen Kunden schnelle 5G-Datenverbindungen zu ermöglichen. Der Vertrag mit dem bisherigen Partner Telefónica Deutschland soll dagegen in zwei Jahren auslaufen. Nach Bekanntgabe dieser Entscheidung fiel der Aktienkurs von Telefónica Deutschland am Mittwoch um fast 18 Prozent - der größte Kurssturz der Firmengeschichte. Ähnlich rasant stieg dagegen der Kurs der Papiere des Anbieters 1&1 und dessen Mutterkonzerns United Internet. Auch Vodafones Aktien legten zu.
Nach Schätzungen von Analysten brachte der Nutzungsvertrag der O2-Mutter Telefónica bislang gut 600 Millionen Euro pro Jahr ein, wobei ein Firmensprecher diesen Betrag nicht bestätigen wollte. Diese Umsätze fehlen künftig, wenn der Vertrag mit 1&1 im Jahr 2025 ausläuft. Der Vertrag mit Vodafone wird zwischen fünf und 18 Jahre lang laufen. Kunden sollen immer dann Vodafones 5G-Netz mitbenutzen können, wenn ihr Standort nicht durch die Funkmasten von 1&1 abgedeckt wird. Das wird sehr oft vorkommen, denn 1&1 hinkt mit dem Aufbau seines Netzes den eigenen Plänen und Zusagen weit hinterher. Deswegen droht sogar eine Geldstrafe der Bundesnetzagentur.
Pikanterweise wirft 1&1 der Vodafone-Tochtergesellschaft Vantage Towers vor, Mitschuld an den Verzögerungen zu tragen. Vantage Towers betreibt und vermietet Funkmasten. 1&1 klagt, dass der Partner Zusagen gebrochen und nicht genug Masten für den kleinen Anbieter gebaut habe, während zugleich weitere Standorte für den Mutterkonzern Vodafone errichtet worden seien. Vantage Towers weist das zurück; das Bundeskartellamt hat jedoch eine Untersuchung eingeleitet.