Haben und Sein:Ins Blaue

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Schöner Puzzeln: "Floreality" der neu gegründeten Firma Sundays. (Foto: Hersteller)

Beyoncés Lieblingstasche in "Pool Blue", Glaskunst von Iittala und ein neues Luxushotel in der Donaustadt Wien: die Stilnews der Woche

Von Anne Goebel, Kathrin Hollmer, Jan Kedves, Julia Rothhaas und Max Scharnigg

Die Pandemie hat, das liegt in der Natur der Sache, überwiegend böse Überraschungen gebracht, es gab dazwischen aber auch kleine positive Meldungen. Das Comeback des Puzzles ist so eine. Dem Marktforschungsinstitut NPD zufolge ist allein 2020 der Umsatz um 60 Prozent gestiegen. Auch wenn der Hype inzwischen wieder nachgelassen hat, war das Puzzle-Angebot für Erwachsene noch nie so groß wie heute. Man kann skandinavische Küstenabschnitte zusammenbauen, Van Goghs "Sternennacht" oder den Eiffelturm in 3D. Puzzlen trainiert das Gehirn, man kann dabei abschalten, egal ob man allein oder in der Gruppe baut. Die Designerin Ruth Bartlett und die Bloggerin Mary Scherpe (Stilinberlin.de) sind neu im Puzzle-Business. Mit ihrer Firma Sundays treten sie selbstbewusst in Konkurrenz zu großen Verlagen. "Wir wollen Puzzles machen, die schön aussehen, die Spaß machen, die außergewöhnlich sind und die du gern auf dem Tisch liegen oder später sogar an der Wand hängen hast - wenn du der Typ dafür bist", schreiben die beiden auf ihrer Webseite. Die Idee dazu hatten sie, als sie an einem verregneten Tag gemeinsam ein altes Puzzle zusammenbauten. Ihre Firma haben sie Sundays genannt, denn sonntags sei "Zeit für eine oder mehrere Pausen, für Spielereien, für Experimente, für Abenteuer oder für einen Neustart". Das erste Motiv heißt "Floreality" (35 Euro plus Versand), besteht aus 1000 Teilen und ist ein Potpourri aus Blütenblättern, Gräsern, Wolken und Ameisen. Im Oktober sollen weitere folgen. Die Puzzles werden von einer Druckerei in Baden-Württemberg produziert und verschickt, um Ressourcen zu schonen, werden sie erst auf Bestellung gefertigt ( givemesundays.com).

"Bracelet" von Peter Chang aus Kunstharz und Polyester (1995). (Foto: Die Neue Sammlung)

Gummi, Schiefer und Holz sind ungewöhnliche Materialien für Broschen oder Ketten, aber beim Autorenschmuck gelten andere Regeln. Der Begriff bezeichnet Schmuck, der als Kunstform gedacht ist, anstatt bloße Dekoration oder Statussymbol zu sein. Dieser nicht immer gefälligen Spielart widmet das Design Museum in der Neuen Sammlung München einen neuen Band: Schmuck - Jewelry präsentiert Künstler wie den Österreicher Peter Skubic, der seine kantigen Arbeiten aus Eisen fertigt, bis zu Peter Chang, dessen Kunstharz-Armreif von 1995 aussieht wie eine phantastische Tiefseekreatur. Filigran oder klobig, elegant, humorvoll oder verstörend: Herausgegeben von Petra Hölscher, zeigt das Buch Schmuckstücke, die nicht alle zum Tragen geeignet sind, dafür zum Bestaunen (58 Euro, dnstdm.de).

Finnisch-venezianisch-französische Glaskunst: die Schale von Inga Sempé für Iittala. (Foto: Hersteller)

Finnland trifft Frankreich trifft Italien: Was klingt wie der Spielplan einer Fußball-EM, ist vielmehr das Zusammenspiel dreier Künste und Künstler: Für das finnische Design-Unternehmen Iittala hat die französische Designerin Inga Sempé eine Kollektion aus Fotorahmen, Platte und Schalen entworfen, für die sie sich Anregung aus Venedig geholt hat - bei den Glasbläsern von Murano. In das Glas werden farbige Glasfäden eingeschmolzen - eine Technik alla veneziana aus dem 16. Jahrhundert -, die heute jedoch in der Iittala-Glasfabrik in Nuutajärvi gefertigt werden. In den Stücken zeigt sich der zeitlos-schlichte Stil der Designerin, die diese nordisch inspirierte Kollektion um Bettwäsche und Kissen erweitert. Die Rahmen in vier Größen können miteinander kombiniert werden, jede Rückwand hat eine andere Farbe ( iittala.com).

Die Farbe des Sommers: Tasche von Telfar in "Pool Blue". (Foto: Hersteller)

Die Jagd auf die Taschen des New Yorker Designers Telfar Clemens hört nicht auf. Auch in hippen Vierteln deutscher Städte laufen längst nicht mehr nur Influencer, sondern normal modevernarrte junge Menschen stolz mit der It-Bag aus veganem Leder herum. Diese Woche gab es einen Online- restock, also eine neue Lagerfüllung, in der zur Jahreszeit passenden Farbe "Pool Blue" ( eu.telfar.net). Falls alles schon wieder vergriffen sein sollte, liegt es auch daran, dass die Sängerin Beyoncé auf ihrem neuen Hit-Album "Renaissance" rappt: "This Telfar bag imported, Birkins, them shits in storage." Frei übersetzt: Ich liebe meine über Umwege besorgte Telfar-Tasche und verfrachte dafür meine superteuren Birkin-Bags von Hermès ins Lager. Klare Ansage. Der größte schwarze Popstar macht Gratiswerbung für einen unabhängigen schwarzen Designer - kein Wunder, dass die Nachfrage steigt und steigt (ab 185 Euro).

Lichte Raumhöhe - eine Suite im neuen Rosewood Vienna. (Foto: Rosewood Hotels)

Spektakulärer Hotelzuwachs in Wien: An prominenter Adresse am Petersplatz 7 ist das Rosewood Vienna in historische Räumlichkeiten eingezogen und hat diese Woche seine Türen geöffnet. Das imposante klassizistische Gebäude der "Ersten Spar-Casse" beherbergt seit 1835 eine große Bank. Nach umfangreicher Renovierung kann man jetzt sein Geld hier aber nicht nur anlegen, sondern auch ausgeben. 99 Gästezimmer und Suiten, eine ganze Etage, die Essen & Trinken gewidmet ist, großes Spa und eine Rooftop Bar - für seine erste Eröffnung im deutschsprachigen Raum hat die Hotelmarke Rosewood alle Luxusregister gezogen. Für stilbewusste Wien-Reisende ist das Haus eine regelrechte Fundgrube, und zwar nicht nur wegen der vielen historischen Details des Gebäudes. Bei der Ausstattung wurden österreichische Traditionsmarken berücksichtigt: Augarten Porzellan, die Wiener Silber Manufaktur, der elegante Glashersteller J. & J. Lobmeyr, Bakalowits Licht und zeitgenössische Stoffe von Backhausen gehören zur Ausstattung, außerdem gibt es in einem Salon Wandmalereien der jungen österreichischen Malerin Marie Hartig zu sehen. Eine echte Leistungsschau von alter und neuer k.u.k.-Handwerkskunst, sozusagen. Küss die Hand! ( rosewoodhotels.com).

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