Vierte Kugel
Es geht um Winzigkeiten, um Bruchteile von Sekunden in der Rinne, da ist Akribie gefragt, und deshalb verwunderte es kaum, dass Julia Taubitz nach einem weiteren Triumph zunächst gedanklich die minimalen Mängel durchging. "Es war sehr durchwachsen, unrund mit Problemen in mehreren Kurven", sagte die Perfektionistin am Samstag, ehe ihr klar wurde, dass auf der schwierigen Bahn von Sigulda in Lettland der dritte Platz gereicht hatte für den vierten Gewinn der Kristallkugel im Rodel-Weltcup. Für die fünfmalige Weltmeisterin aus Oberwiesenthal war es der dritte Gesamtweltcupsieg nacheinander. Damit setzt sich eine fabelhafte Geschichte fort: Seit 1999 haben nur Rodlerinnen aus Deutschland den Gesamtweltcup erobert. Am Sonntag hat Taubitz dann übrigens auch das Sprintrennen für sich entschieden. BKL
Tausend und ein Punkt
Marco Odermatt nahm seinen nächsten Coup mit der typischen Schweizer Gelassenheit zur Kenntnis. "Schön, dass es jetzt auch rechnerisch fix ist", sagte der alpine Skirennfahrer fast beiläufig nach dem dritten Triumph im Gesamtweltcup und ergänzte lapidar: "Es war allerdings vorher schon ziemlich klar." In der Tat: Sein Vorsprung beträgt 1001 Punkte. Odermatt übertraf sich in Palisades Tahoe/USA selbst: Er triumphierte zum zehnten Mal in Serie in seiner Spezialdisziplin Riesenslalom. Damit übertrifft er den Italiener Alberto Tomba, der 1994/95 neun Slaloms für sich entschieden hatte. Nur der Schwede Ingemar Stenmark gewann in einer Disziplin häufiger in Serie: 14 Mal im Riesenslalom 1978/79. Odermatt, 26, weiß natürlich, was er da in den Schnee gezaubert hat. "Ich genieße es", sagte er. "Es macht verdammt viel Spaß." SID
Gold dahoam
Die Adduktoren haben in der Welt des Profisports fast schon ein Alleinstellungsmerkmal, kaum eine Verletzung greift derart Sportarten-übergreifend um sich. Laura Nolte hatte, um es in Anlehnung an Horst Schlemmer auszudrücken, nicht Rücken, sie hatte Adduktoren. Aber sie schaffte trotzdem Erstaunliches, nämlich den Gewinn der Goldmedaille im Monobob bei der WM in Winterberg. "Die Physios haben das Beste gegeben. Es hat gehalten", sagte Nolte der ARD. "Es musste im letzten Lauf alles passen vom Start weg. Es war viel möglich, und es ist viel geworden." Nolte siegte nach vier Läufen am Sonntag vor der Amerikanerin Elena Meyers Taylor, Lisa Buckwitz, die nach Tag eins noch führte, holte Bronze. Für Nolte war der Erfolg doppelt schön: Sie startet für den BSC Winterberg. Gold dahoam also für die 25-Jährige aus Unna. KLEF
Vielflieger
Wieder sind die Skisprungbegeisterten sind an die Hänge von Oberstdorf gepilgert. Zehntausende kamen an die Heini-Klopfer-Schanze, um zuzusehen, wie Andreas Wellinger am Sonntag vom Riesen-Bakken 221,5 und 215,5 Meter flog. Zum weitesten Flug reichte es nicht ganz, am Ende fehlten sieben Meter, Wellinger fiel im zweiten Durchgang noch vom vierten auf den siebten Rang zurück. Zufrieden war er trotzdem: "Der erste heute war einer meiner besten Flüge, auch wenn ich die Skispitzen ein bisschen weit auseinander hatte." Die weiteste Langstrecke brachte der Österreicher Stefan Kraft zur Landung, der sich zu seinem 40. Weltcupsieg gratulieren lassen durfte. Kraft ist nun Dritter der ewigen Bestenliste: Nur Gregor Schlierenzauer (53 Siege) und der 2019 gestorbene Finne Matti Nykänen (46) sind häufiger zum Triumph gesprungen und geflogen. BKL
Rekordmann
Rekorde sind vergänglich, auch im Eiskanal, und deshalb musste in Winterberg dringend noch einmal an den lettischen Skeletonfahrer Martins Dukurs erinnert werden, der 2022 seine Karriere beendete und sechsmal Weltmeister (2011 bis 2019) geworden war. Denn jetzt hat ihn Christopher Grotheer aus Oberhof mit sieben WM-Titeln übertroffen. Im Unterschied zum früheren Rekord-Skeletoni hat sich Grotheer jedoch nicht nur allein bäuchlings und kopfüber in die Bahn gestürzt. Vier der sieben Titel gewann er im Team. Am Sonntag hat er sich mit Olympiasiegerin Hannah Neise die Goldmedaille im Mixed-Wettbewerb gesichert, nachdem er zuvor schon als Solist der Beste war. Das Mixed wird in Mailand und Cortina d'Ampezzo 2026 auch olympisch, womit sich die Gelegenheit böte, die Rekordjagd auszubauen. BKL
Eis-Champion
Was Champions auszeichnet? Vielleicht der siebte Sinn für den richtigen Moment, um Überlegenheit zu demonstrieren. Der Bobpilot Francesco Friedrich, 33, aus Pirna war fast fünfzehn Monate ohne Sieg im kleinen Schlitten. Am Wochenende bei der WM zauberte er nun gleich drei Bahnrekorde ins Eis der Winterberger Bahn. Mit Anschieber Alexander Schüller gewann Friedrich am Sonntag seinen achten WM-Titel im Zweierbob. Der Olympiasieger vom BSC Sachsen Oberbärenburg verwies nach vier Läufen mit 0,34 Sekunden Vorsprung die Kollegen Adam und Issam Ammour auf Rang zwei. Titelverteidiger Johannes Lochner aus Berchtesgaden, der mit Anschieber Georg Fleischhauer die Saison bis zu einem schweren Sturz in Altenberg dominiert hatte, sicherte sich Bronze. Friedrich hat seine beträchtliche Sammlung nun auf 15 WM-Titel erweitert. DPA