TSV 1860 München:Wieder mal im Abstiegskampf

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Wie wäre das Spiel wohl verlaufen, hätte Fynn Lakenmacher (Mitte) ins Tor statt an die Latte getroffen? Nun berägt der Vorsprung auf Tabellenplatz 17 nur noch sechs Punkte. (Foto: Grant Hubbs/Steinsiek.ch/Imago)

Viele bei Sechzig hatten schon einen Haken hinter die Saison gemacht, manch ein Funktionär denkt vor allem an den Wahlkampf im Sommer. Die Niederlage gegen Freiburg II zeigt: Der TSV sollte sich darauf fokussieren, im Profifußball zu bleiben.

Von Christoph Leischwitz

Trainer Argirios Giannikis hatte von einer "Punktlandung" gesprochen, die Jesper Verlaat da hingelegt hatte: Er war gerade rechtzeitig wieder fit geworden, um gegen den SC Freiburg II mitspielen zu können. Zumindest also der Kapitän des TSV 1860 München war dabei, nachdem trotz Länderspielpause andere Akteure immer noch fehlen. Verlaat konnte dann vom Rasen aus zusehen, wie seine Vorderleute zwei sehenswerte Volleyschüsse ganz knapp nicht im Tor unterbrachten: Fynn Lakenmacher traf in der 29. Minute nur die Latte, der eingewechselte Serhat-Semih Güler zwang den Freiburger Torwart in der 65. Minute zu einer fast schon unwirklichen Parade. Für den Keeper Niklas Sauter war es nach langwieriger Verletzung übrigens der erste Einsatz der Saison - noch so eine Punktlandung.

Verlaat selbst war auch noch Teil einer Dreifachchance im Dreisamstadion (28.), kurz: "Die Chancen waren da", wie Giannikis hernach analysierte. Doch in der entscheidenden Szene legte Verlaat mit einem Befreiungs-Kopfball ausgerechnet dem Freiburger Luca Marino das Volleytor zum 1:0 auf (71.). Damit ist der März für 1860 in gewisser Weise das Gegenteil einer Punktlandung, der Klub hat nämlich im Frühlingsmonat keinen einzigen Punkt geholt - und befindet sich aktuell im Sinkflug.

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Mit der Erfolgsserie zu Giannikis' Amtsantritt in der Winterpause "haben wir sicher die Erwartungshaltung hochgeschraubt", sagte der Trainer am Samstagabend am Mikrofon von Magentasport dann selbst. Und fand, dieser "sind wir nicht gerecht geworden" in den vergangenen Wochen. Ganz kurz hatte man an der Grünwalder Straße darüber nachdenken dürfen, ob es denn mit anhaltendem Erfolg nicht noch ganz nach oben gehen könnte. Jetzt ist wieder Abstiegskampf angesagt.

"Wir haben es ja in der eigenen Hand", sagt Kapitän Verlaat auf die Frage, wie 1860 dem Abwärtstrend entgegentreten will

Eigentlich hatten viele Verantwortliche und Funktionäre im Geiste schon einen Haken hinter die Saison gemacht. Das erkennt man auch daran, dass schon mehr vom Etat für die kommende Saison die Rede gewesen war als vom nächsten Gegner. Außerdem bringen sich schon jetzt einige Funktionäre in Stellung für den kommenden Sommer. In Giesing ist ein Wahlkampf ausgebrochen, denn am 16. Juni wird der bei 1860 qua Satzung sehr mächtige Verwaltungsrat bei der Mitgliederversammlung mit einem Schattenkabinett konfrontiert sein. Das "Bündnis Zukunft" besteht aus namhaften Personen, die dem Investor Hasan Ismaik deutlich offener gegenüberstehen, als es das aktuelle Präsidium um Robert Reisinger tut.

Doch bevor weiter darüber gestritten wird, ob das Grünwalder Stadion nun ausgebaut wird oder nicht, ob München vielleicht sogar ein ganz neues Stadion bekommt, oder auch darüber, was es braucht, um mal wieder in die zweite Liga aufzusteigen, sollten die Sechziger erst einmal zusehen, im Profifußball zu verweilen. "Wir haben es ja in der eigenen Hand", sagte Verlaat fast empört auf die Frage, wie sein Team dem Abwärtstrend in der Tabelle nun entgegentreten will. Er sei sich völlig sicher, dass es bald wieder aufwärts geht. Sechs Punkte Vorsprung sind es noch auf Tabellenplatz 17, es waren schon einmal 14 Punkte gewesen.

In Freiburg konnte die Giannikis-Elf nicht ganz an die Leistungen anknüpfen, die sie zuletzt bei den knappen Niederlagen gegen drei Spitzenteams gezeigt hatte. Diesmal, beim Tabellenletzten, dauerte es eine ganze Weile, ehe die Offensive überhaupt die Arbeit aufnahm. "Wir hatten zu wenig Phasen mit Spielkontrolle, und dann dem Gegner auch ins Pressing reingespielt", so erklärte der Trainer den lange harmlosen Auftritt.

Die wenigen Chancen, die sich Sechzig erspielte, waren hochkarätig - neben den Volleyschüssen von Lakenmacher und Güler gab es davon aber nur noch eine, die hatte ebenfalls der durchaus auffällige Güler (61.). Vor dem Gegentor hatten die Sechziger ihre beste Phase. Nach dem 1:0 von Freiburgs U23 allerdings erspielten sie sich keine einzige Möglichkeit mehr. Da habe man "den Kopf verloren", fand Giannikis. Am kommenden Samstag empfangen die Löwen den Tabellennachbarn Viktoria Köln. Eine Dreipunktlandung käme da zur rechten Zeit.

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