Tagung der Bundesliga-Coaches:Dialog statt großes Gebrüll

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Einigkeit, überall: Bundestrainer Löw und die Liga-Trainer verstanden sich bei einem Treffen aller Vertreter prächtig.  (Foto: dpa)

Bei einem Treffen von Bundesliga-Trainern und Schiedsrichtern herrscht ungewohnte Einigkeit: Ellbogenschläge sollen auf dem Platz konsequenter bestraft werden, bei Notbremsen im Strafraum hingegen sind die Fifa-Regeln zu streng. Bundestrainer Löw wirbt derweil für die Ende Mai geplante USA-Reise mit der Nationalelf.

Von Philipp Selldorf, Düsseldorf

Augenzeugen berichteten, es habe während der Tagung der Bundesligatrainer am Montag in Düsseldorf Momente großer Erregung gegeben, die Ähnlichkeit mit den üblichen Trainertumulten an den Seitenlinien aufgewiesen hätten. Wie im Stadion ging es auch im Konferenzsaal um Fouls und Handspiele, Elfmeter und rote Karten, doch der Unterschied zu den Erregungsfällen im Stadion bestand darin, dass sich die Bundesligatrainer diesmal völlig einig waren mit den ebenfalls geladenen Schiedsrichtern, dass also weder Jürgen Klopp aus dreißig Zentimetern Entfernung den Mann vom DFB anbrüllte noch Christian Streich zeigefingerwedelnd Genugtuung suchte.

Stattdessen war es sogar so, dass die Trainer und Schiedsrichter am Ende darin übereinstimmten, dass sie die Regeln des Spiels ändern wollen. Gemeinsam will man eine internationale Bewegung gründen, die es schafft, die innersten Widerstände der Fifa zu brechen.

Einerseits ging es bei der Unterredung um informative Details aus dem Liga- Alltag. Illustriert durch TV-Bilder veranschaulichten die Vertreter der Schiedsrichterei etwa die Merkmale des verbotenen Handspiels und des illegalen Ellbogeneinsatzes. Letztere fasste DFB-Schiedsrichterchef Herbert Fandel so zusammen, dass jeder zustimmen konnte: "Wer schlägt, muss raus. Wer seine Arme als Stoßstange vorneweg schiebt, muss auch raus."

Einig waren sich Trainer und Spielaufseher auch in der Ablehnung der sogenannten Doppel-Bestrafung, also jenem Rechtsdilemma, dem Schiedsrichter ausgesetzt sind, wenn sie einem Spieler die rote Karte zeigen müssen, obwohl sie dessen Regelverstoß bereits mit Elfmeter geahndet haben. Diese doppelte bis dreifache Sanktionierung einer einzigen Szene (es folgt ja noch die Spielsperre) hält niemand für gerecht - außer den greisen Herren aus Großbritannien, die im Namen der Fifa Regeln hüten.

Verabredet wurde nun in Düsseldorf die Absicht, eine Resolution aufzusetzen, die man in anderen Ligen kursieren lässt, bis man der Fifa-Kommission einen international tragfähigen Gesetzesentwurf vorlegen kann. Fandel erinnerte an den Fall Marcel Schmelzer beim Spiel Dortmund gegen Wolfsburg. Wegen Schmelzers Handspiel auf der Torlinie - was obendrein gar keines war - verhängte der Schiedsrichter Elfmeter und Platzverweis. Fandel: "Dass dann der Spieler vom Platz muss, das ist viel zu dramatisch."

Der eigentliche Wert der Zusammenkunft bestand nach Meinung der Beteiligten aber weniger in der Aufklärung und der Diskussion über Fachfragen als im Erkennen der Gemeinsamkeiten. Trainer und Schiedsrichter sehen sich gar nicht als natürliche Feinde in der Stadionwildnis, diese Botschaft wollte man unbedingt bekanntgeben. "Die Besonderheit liegt darin, dass wir versuchen zu erhalten, was es in anderen professionellen Ligen nicht mehr gibt: den Dialog.

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Der Austausch ist enorm wichtig. Alles zum Wohle des Spiels, dem wir dienen", betonte Fandel, der von seinen Kollegen Lutz-Michael Fröhlich und Hellmut Krug begleitet wurde. Jürgen Klopp, der im Namen der Trainer das Wort führte, hat diesen ideellen Kern gern bestätigt: "Das Verhältnis mit den Schiedsrichtern ist schon viel besser geworden und kann noch besser werden. Aber es ist uns allen wichtig, dass dieses Bild mal zurechtgerückt wird. Dass wir nämlich tatsächlich aus demselben Grund das tun, was wir tun: Weil wir das Spiel lieben."

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Wo es so viel Eintracht gab, wollte natürlich auch der Bundestrainer nicht stören. Joachim Löw erläuterte seinen Ligakollegen unter anderem, warum er bereits Ende Mai mit seinem Team auf USA-Tournee gehen will, weit außerhalb des Fifa-Spielkalenders. Viele Leute im Fußball haben diesen Terminplan schon als exzentrische Grille abgetan, aber Löw hat sich seine Gedanken gemacht, bevor er die beiden Spiele (am 29. Mai in Miami gegen Ecuador und am 2. Juni in Washington gegen die USA) vereinbaren ließ.

Er will sicher gehen, dass seine Spieler schon im Juni in den Urlaub gehen und somit in ihren Klubs die volle Saisonvorbereitung mitmachen können. Klopp hat nichts dagegen, im Gegenteil: "Das ist der Situation der Spieler angemessen, und ich halte es für absolut wichtig."

Außer einigen anderweitig verhinderten Trainern (unter anderem Marco Kurz und Thomas Schaaf) fehlte in Düsseldorf auch der künftige Bayern-Coach Josep Guardiola. Er wurde von Jupp Heynckes vertreten, war aber natürlich trotzdem irgendwie anwesend. Joachim Löw hob hervor, es sei "hilfreich, wenn ein Trainer wie Guardiola nach Deutschland kommt".

Er findet aber, dass bei allem Stolz über den Coup ein anderer Mann zu kurz komme: Man müsse "jetzt auch mal dem Jupp Heynckes eine sehr große Wertschätzung entgegenbringen. Guardiola kommt erst im Sommer, ich wünsche Heynckes, dass er vorher seine Ziele mit dem FC Bayern erreicht."

© SZ vom 22.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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