So war es im vergangenen Sommer DFL-Präsident Reinhard Rauball, der den affärenumrankten Chef des Weltfußballverbandes (Fifa), Sepp Blatter, zum Rücktritt aufforderte; von Niersbach kam eine solche Forderung nicht. Ein paar Monate später tobte in Deutschland die Debatte um die Sicherheit im Stadion, in der DFB und DFL zunächst keine gute Figur machten. Aus Sicht vieler Fan-Vertreter änderte sich die verworrene Sachlage zumindest atmosphärisch, als Andreas Rettig im Januar DFL-Geschäftsführer wurde und sich auch mal bei Podiumsveranstaltungen unter die Fans mischte.
Im Frühjahr wiederum kamen von zahlreichen Bundesliga-Klubs und aus der DFL Klagen über das neue und in der Tat diskussionswürdige Format der U19-Champions-League. Die Vertreter des DFB hatten das in den zuständigen internationalen Gremien abgesegnet, ebenso allerdings wie die Vereinigung der europäischen Klubs, der FC-Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge vorsteht.
Dazu kamen weitere atmosphärische Spannungen. Zu vernehmen ist, dass Ende Mai ein Interview von Oliver Bierhoff in der Welt, in dem der Nationalmannschaftsmanager die 50+1-Regel infrage stellte, für viel Gesprächsstoff sorgte. Zudem gab es in den vergangenen Wochen auffallend viele Wortmeldungen aus der DFL, wie dieses oder jenes Problem beim DFB lösbar sei, was der Verband irritiert zur Kenntnis nahm.
Neu ist nun zum einen, wie umfänglich die Kritik von Rettig ausfiel; sie bezog sich von der Diskussion über den Sportdirektor über die Abstellungspraxis bei der U21 bis hin zu sportpolitischen Fragen auf etliche Themen. Und neu ist zum anderen, wie heftig DFB-Präsident Niersbach darauf reagierte: "Wenn nun ein Mann, der noch kein halbes Jahr bei der DFL angestellt ist, so ziemlich alles und jedes in unserem Verband dazu noch sachlich falsch in Frage stellt, ist dies anmaßend und völlig unangebracht."
Mit Rettig wird Niersbach das bei der Sitzung am Freitag nicht besprechen können; der frühere Vereinsmanager gehört nicht zu den vier DFL-Vertretern in diesem Gremium.