Streit zwischen DFL und DFB:Rettig attackiert, Niersbach schlägt zurück

Andreas Rettig

Andreas Rettig ist seit Januar DFL-Geschäftsführer.

(Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

So angriffslustig ging es im deutschen Fußball lange nicht mehr zu. DFL-Geschäftsführer Rettig fordert die Neustrukturierung des DFB sowie Mitsprache bei der Suche eines neuen Sportdirektors. DFB-Präsident Niersbach findet die Kritik "anmaßend".

Die bislang eher als "Musterehe" bezeichnete Beziehung zwischen der Deutschen Fußball Liga (DFL) und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) steht vor einer Zerreißprobe. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, haben sich die Fronten zuletzt derart verhärtet, dass sich die DFL aufgrund des angestauten Konfliktpotenzials nicht mehr mit Kritik an der DFB-Führung mit Präsident Wolfgang Niersbach (62) und Generalsekretär Helmut Sandrock (57) an der Spitze zurückhalten will.

Niersbach reagierte umgehend und will die seiner Meinung nach unangebrachten Attacken auf der nächsten Präsidiumssitzung am Freitag zur Sprache bringen. Stein des Anstoßes ist ein Frontalangriff von DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig auf den Verband. Der 50-Jährige forderte unverblümt eine Neustrukturierung des DFB. Nach Informationen des SID vertritt er damit keine Einzelmeinung. In der Liga wünscht man sich unter anderem eine Verschlankung der DFB-Spitze - Präsidium (17 Personen) und Vorstand (38).

Liga-Präsident Reinhard Rauball (66), kraft seines Amtes gleichzeitig 1. DFB-Vizepräsident, könnte in diesem Disput eine entscheidende Rolle als Vermittler zukommen.

Rettig kritisierte im Detail das Verfahren um den vakanten Posten des DFB-Sportdirektors und das Verhalten des Verbandes im Zuge der EM-Vergabe 2020. Des Weiteren moniert der ehemalige Bundesliga-Manager, dass sich grundsätzliche Entscheidungen des DFB schädlich auf die Nachwuchsarbeit der Klubs auswirken. DFB-Boss Niersbach traf diese Kritik aus heiterem Himmel: "Ich kann mich nur wundern. Denn bei meinen ständigen Kontakten mit Liga-Präsident Reinhard Rauball haben wir uns immer einvernehmlich abgestimmt, etwa bei so wichtigen Themen wie der EM-Bewerbung 2020 oder den Sicherheitsfragen - in diesem Geist haben wir auch den Grundlagenvertrag bis 2017 verlängert."

In Richtung Rettig sagte der 62-Jährige: "Wenn nun ein Mann, der noch kein halbes Jahr bei der DFL angestellt ist, so ziemlich alles und jedes in unserem Verband dazu noch sachlich falsch in Frage stellt, ist dies anmaßend und völlig unangebracht. Mit dem Liga-Präsidenten habe ich bereits über diesen Vorgang geredet und werde ihn sicher auch bei der Präsidiumssitzung am Freitag zur Sprache bringen."

Rettig machte grundsätzlich eine Schwäche in der Gesamtstruktur des DFB aus, die er vor allem am Posten des Generalsekretärs festmacht: "Dass die Führung eines so großen Verbandes von einer hauptamtlichen Person geleistet werden kann, da habe ich meine Zweifel. An dieser Stelle des DFB kommen sehr viele Aufgaben zusammen."

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