Leipzig vor Heimspiel gegen Real:Glänzend im Terminkalender

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RB-Trainer Marco Rose ist selbst Leipziger - wohl auch deswegen findet er es etwas Besonderes, dass nun Real Madrid vorbeischaut. (Foto: Jan Woitas/dpa)

RB Leipzig empfängt nach dem Tod des Kluberfinders Dietrich Mateschitz Real Madrid. Im Klub überwiegt der Stolz, sich mit solch großen Namen messen zu dürfen - doch nur dabei sein reicht nicht ganz.

Von Thomas Hürner

In den vergangenen Tagen wurden wieder all jene Geschichten ausgegraben, die geschrieben worden sind, bevor es das Fußballunternehmen RB Leipzig gab. Die Geschichten gehen so: RB Leipzig hätte genauso gut RB Düsseldorf oder sogar RB St. Pauli heißen können, wenn man dort dazu bereit gewesen wäre, den am Sonntag verstorbenen Unternehmer Dietrich Mateschitz und dessen spendierfreudigen Brausekonzern im Verein aufzunehmen.

In Düsseldorf und im Hamburger Stadtteil gab es aber nun mal Absagen, weshalb nun RB Leipzig existiert. Und den Leipzigern, das ist zumindest die Pointe für Anhänger des RB-Sportimperiums, geht es verhältnismäßig ordentlich, während Düsseldorf und St. Pauli nur in der zweiten Liga herumlungern.

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"Es ist schön, dass in Leipzig, also in Mitteldeutschland, ein solcher Fußball geboten wird", sagte der RB-Coach und gebürtige Leipziger Marco Rose am Montag. Rose, 46, saß vorn auf dem Podium, weil es das Protokoll des europäischen Kontinentalverbands Uefa so verlangt, aber er schien die Veranstaltung auch als ein kleines Privileg zu verstehen. Der Anlass war ja ein Champions-League-Heimspiel gegen Real Madrid. Und das ist für die mittlerweile an Europapokalnächte gewöhnten Leipziger sowie für den Europapokal-affinen Rose weiterhin ein Ereignis, das glänzend hervorscheint im Terminkalender.

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Das liegt einerseits an der Aura des Gegners, die offenkundig so einnehmend ist, dass Rose eine Viertelstunde lang mit einem deutlich erkennbaren Funkeln in den Augen über das Spiel an diesem Dienstagabend (21 Uhr, Liveticker SZ.de) referierte. Dass die Partie eine andere Bedeutung hat als das Alltagsprogramm in der Bundesliga, liegt aber andererseits auch an zwei weiteren Faktoren. Erstens: RB steht eine Aufgabe von wegweisendem Charakter bevor. Zweitens: Das Champions-League-Duell mit Real ist das erste Spiel seit dem Tod des RB-Erfinders Dietrich Mateschitz, weshalb es in gewisser Weise auch exemplarisch dafür steht, was in den 13 Jahren seit dessen Übernahme sportlich alles auf den Weg gebracht worden ist.

Das sahen auch Trainer Rose und Leipzigs Kapitän Willi Orban so, der ebenfalls für die Pressekonferenz vorn auf dem Podium Platz genommen hatte. Rose, der Mateschitz in früheren Zeiten beim Schwesterklub RB Salzburg kennt, lobte seinen früheren Chef als einen Mann, der "viele Dinge angeschoben" und "sehr klare Ziele" hatte. Orban dankte Mateschitz, weil es ohne ihn "diesen Verein nicht geben würde".

Und dieser Verein, der jetzt nun mal in Leipzig und nicht in Düsseldorf, Hamburg oder sonst wo zu Hause ist, spielt am Dienstag gegen Real bereits darum, wie es auf der internationalen Bühne weitergeht: Wenn der Gruppengegner Schachtjor Donezk zeitgleich bei Celtic Glasgow verliert, könnte Leipzig mit einem Sieg gegen Real bereits den Einzug in die K.o.-Runde klarmachen. Eine Niederlage könnte hingegen Vorbote dafür sein, dass RB in die Europa League zwangsversetzt wird. Im Spiel gegen Real dürfte der zuletzt am Handgelenk verletzte Angreifer Christopher Nkunku, der am Wochenende beim 3:3 gegen den FC Augsburg nach seiner Einwechslung traf, wieder von Beginn an spielen. Für die angeschlagenen Dani Olmo und Timo Werner käme ein Startelf-Einsatz laut Rose noch zu früh.

"Wir treffen auf einen der weltbesten Kader", sagte Rose am Montag noch. Für die Zuschauer in der Leipziger Arena muss das als Rahmenprogramm reichen, denn eine aufwendige Verabschiedung für Mateschitz wird es am Dienstagabend nicht geben. RB wird weder mit einem Trauerflor spielen noch dem Österreicher mit einer Schweigeminute gedenken. So habe der Österreicher sich das nach Vereinsangaben gewünscht. Stattdessen soll es eine "Minute des Erinnerns" geben, in der Beifall geklatscht werden dürfe.

Rose wagte indes schon mal einen Ausblick in die Zeit nach der Ära Mateschitz. Man werde die Arbeit, so der RB-Coach, "in seinem Sinne fortsetzen". In Düsseldorf oder auf St. Pauli dürfte diese Ankündigung eher keine Jubelstürme auslösen.

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