Max Eberl und Borussia Mönchengladbach:"Im Verein wissen sie, wie oft ich geweint habe"

Max Eberl und Borussia Mönchengladbach: Gleitender Einstieg: Max Eberl beobachtet das Champions-League-Spiel von RB Leipzig bei Celtic Glasgow. Seinen Dienst als Sportdirektor bei den Sachsen tritt er offiziell am 15. Dezember an.

Gleitender Einstieg: Max Eberl beobachtet das Champions-League-Spiel von RB Leipzig bei Celtic Glasgow. Seinen Dienst als Sportdirektor bei den Sachsen tritt er offiziell am 15. Dezember an.

(Foto: Jan Woitas/dpa)

Max Eberl äußert sich erstmals zu seinem Rücktritt als Sportdirektor in Gladbach - und wirft seinem Ex-Klub vor, seine gesundheitlichen Probleme nicht ernst genommen zu haben. Dort will man "kein Hin und Her von gegenseitigen Anschuldigungen".

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Max Eberl sagt, er habe keine Furcht vor einer Rückkehr in den Borussia-Park. "Wenn ich irgendwann wieder ins Gladbacher Stadion komme, kann mir keiner nehmen, was ich dort geleistet habe und was wir zusammen erreicht haben; ich kann dort allen Menschen in die Augen schauen", sagte der 49 Jahre alte Fußballmanager in einem Interview mit der Welt am Sonntag. Es war seine erste öffentliche Stellungnahme seit seinem Rücktritt als Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach Ende Januar, als er in einer emotionalen Pressekonferenz unter Tränen erklärt hatte, dass er vor Erschöpfung nicht mehr arbeiten könne. Das Gladbacher Fanprojekt hatte ihm vor einem Monat in diesem Zusammenhang vorgeworfen, seine Erschöpfung damals theatralisch überhöht zu haben, um aus dem langjährigen Vertrag bei der Borussia herauszukommen und künftig bei RB Leipzig arbeiten zu können. Dort tritt Eberl seinen neuen Job am 15. Dezember an.

Das bislang letzte Gastspiel von RB Leipzig in Mönchengladbach ist einen Monat her. Das nächste wird es nicht vor August 2023 geben. Frühestens dann wird Eberl in den Borussia-Park zurückkehren. Das könnte Zeit genug sein, dass sich jene wieder Wogen glätten, die das Gladbacher Fanprojekt mit seinem harschen offenen Brief und nun Eberl mit seinem Interview aufgewirbelt haben.

"Es enttäuscht mich sehr, dass Menschen, mit denen ich 23 Jahren lang fast täglich zusammengearbeitet habe, mir nicht glauben."

Zum Vorwurf des Fanprojekts sagt Eberl: "Der Brief des Gladbacher Fanprojekts hat mich wirklich hart getroffen. Die darin geäußerte Enttäuschung darüber, dass ich zu RB gehe, verstehe ich, aber nicht, dass mir Lügen und Theaterspiel vorgeworfen werden - und dass der Klub so etwas nicht umgehend zurückweist." Eberl kritisiert überdies den Umgang der Borussia mit seiner Erschöpfung Ende des vergangenen Jahres: "Dass ich keine Kraft mehr hatte und merkte, den Job nicht mehr so ausüben zu können, wie er es verdient, darüber habe ich den Klub bereits im September 2021 informiert. (...) Ich habe gesagt, dass ich nicht mehr kann und zum Ende des Jahres raus will, (...) musste dann aber vier Monate kämpfen, um wirklich rauszukommen. Ich hatte den Eindruck, als habe man nicht wirklich verstanden, worum es mir geht - und vor allem: wie es mir geht. Es hieß, ich solle mich ein paar Wochen rausnehmen, ein bisschen Urlaub machen."

Dass er seinen Vertrag in Gladbach im Dezember 2020 noch bis 2026 verlängert hatte, bezeichnet Eberl als Fehler: "Ich hätte nicht verlängern dürfen, das weiß ich im Nachhinein. Ich habe mich sicherlich auch ein wenig überreden lassen und für mich selbst nicht erkannt, dass ich trotz der vielen schönen und erfolgreichen Momente überdrüssig war, für Borussia zu arbeiten."

Vom Verein gibt es keinen Kommentar. "Wir glauben, dass es für beide Seiten besser wäre, wenn Ruhe in diese Angelegenheit kommt."

Eberl wirft den Gladbacher Verantwortlichen vor, seine Erschöpfung vergangenes Jahr ein Stückweit ignoriert und jüngst im September die polemischen Vorwürfe des Fanprojekts nicht offiziell zurückgewiesen zu haben: "Im Verein wissen sie, wie es mir gegangen ist und wie oft ich in Gesprächen geweint und gesagt habe, dass ich nicht mehr kann. Deshalb enttäuschte es mich sehr, dass Menschen, mit denen ich 23 Jahren lang fast täglich zusammengearbeitet habe, mir nicht glauben."

Eberls Nachfolger als Borussia-Sportdirektor, Roland Virkus, hatte im September Teile des Fan-Briefs und beleidigende Fan-Banner beim Heimspiel gegen Leipzig durchaus öffentlich kritisiert. Darüber hinaus hat es vom Verein jedoch keinen offiziellen Kommentar gegeben. Genauso wie jetzt zu Eberls Interview. Man will nicht, dass sich die Sache hochschaukelt und verzichtet auf die detaillierte Erörterung einzelner Vorwürfe. Geschäftsführer Markus Aretz will nur so viel sagen: "Wir glauben, dass es für beide Seiten besser wäre, wenn Ruhe in diese Angelegenheit kommt und dass es jetzt kein Hin und Her von gegenseitigen Anschuldigungen gibt. Borussia hat Max' Wunsch entsprochen, seine Arbeit zu beenden und den Verein zu verlassen, und ist ihm zuletzt auch entgegengekommen bei seinem Wunsch, ab Dezember in Leipzig zu arbeiten. Mehr möchten wir zu der Sache gar nicht mehr sagen."

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