Paris Saint-Germain:Mbappé zu verkaufen, nicht zu verschenken

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Die Kluft wächst: PSG-Chef Nasser Al-Khelaifi, links, und Stürmer Kylian Mbappé bei einer Pressekonferenz im Mai 2022. (Foto: Franck Fife/AFP)

Am Rande der Präsentation von Luis Enrique als PSG-Trainer stellt Vereinsboss Al-Khelaifi dem Wunderstürmer Kylian Mbappé ein Ultimatum: Sollte er nicht binnen zwei Wochen einen neuen Vertrag unterschreiben, müsse er gehen.

Von Javier Cáceres, Paris/München

"Ihr habt bekommen, was ihr wolltet, oder?", fragte Nasser Al-Khelaifi, lächelte in den Presseraum des neuen Trainingszentrums von Paris Saint-Germain im Vorort Poissy, und erhob sich lächelnd von seinem Sitz. Was das war? Voilá: Die Nachricht, dass Kylian Mbappé, der Spieler von PSG und der französischen Nationalmannschaft schlechthin, ein Jahr vor dem Ende seines laufenden Vertrags zum Verkauf steht. "Meine Position ist sehr klar: Wenn Kylian bleiben will, wollen wir das auch. Aber er muss einen neuen Vertrag unterschreiben, denn wir können den besten Spieler der Welt nicht umsonst gehen lassen", sagte Al-Khelaifi.

Der Anlass der Zusammenkunft mit den Medien in Paris war die Vorstellung des neuen Trainers Luis Enrique, 53, bis zur WM 2022 in Katar Coach der spanischen Nationalmannschaft. Auch er war nach Mbappé, 24, gefragt worden, und schon da war klar geworden, dass der französische Weltmeister von 2018 zur Disposition steht. Mbappé habe ein gültiges Arbeitspapier, "aber wir wissen nicht, was im Hintergrund passiert, es ändert sich alles permanent", hatte Luis Enrique gesagt.

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Zuletzt hatte es wiederholt Unterredungen zwischen den PSG-Oberen und der Partei Mbappé gegeben. Ohne Ergebnis. Vor ein paar Wochen hatte Mbappé schriftlich mitgeteilt - oder wie er sagt: bekräftigt -, dass er seinen derzeitigen Kontrakt nicht verlängern werde. Die kommende Saison wolle er bei PSG verbringen, dann sei Schluss. Das hieße, dass er 2024 ablösefrei wechseln - und ein hohes Handgeld einstreichen könnte. Die Eigner von PSG wollen aber Geld sehen. "Er selbst hat gesagt, dass er nicht gratis gehen wolle. Wenn nun jemand seine Gedanken geändert hat, ist das nicht unsere Schuld", wetterte Al-Khelaifi. In Le Parisien stellte er Mbappé ein Ultimatum. "Kylian hat maximal eine oder zwei Wochen Zeit. Wenn er keinen neuen Vertrag unterschreibt, ist der Ausgang offen."

Was das für die berufliche Zukunft von Mbappé konkret bedeutet, blieb am Mittwoch offen. Real Madrid gilt als bevorzugtes Ziel, hat bislang aber keine erkennbaren Anstalten gemacht, Mbappé schon in diesen Sommer zu verpflichten. Das könnte daran liegen, dass Mbappé bei einem Wechsel angeblich auch dann ein Handgeld in dreistelliger Millionen-Höhe sehen möchte, wenn der aufnehmende Klub bei PSG überschlägig 200 Millionen Euro Ablöse hinterlegen muss. Spekulationen gibt es aber nicht nur um Real Madrid, auch in England soll es Interessenten für Mbappé geben, die Rede ist von Manchester United, das angeblich bald von Katar gekauft werden soll, und vom FC Liverpool. Sollte er wirklich gehen, wird sich die Frage stellen, wie PSG den Weggang kompensiert. Eine Variante: Paris bemüht sich um den Engländer Harry Kane (Tottenham Hotspur), der vom FC Bayern umworben wird. Eine andere: Randal Kolo Muani von Eintracht Frankfurt. Kolo Muani stammt aus Bondy, aus der Pariser Peripherie. Wie Mbappé.

Ordentlich was los zum Einstand: Luis Enrique, neuer Cheftrainer von PSG, am Mittwoch bei seiner Vorstellung in Paris. (Foto: Blondet Eliot/Imago)

Luis Enrique wurde von seinem neuen Chef mit Lobhudeleien erdrückt. Er sei "einer der besten Offensiv-Trainer der Welt", sagte Al-Khelaifi. Er selbst hatte das 2017 erleiden müssen, als PSG beim damals von Luis Enrique trainierten FC Barcelona mit 1:6 unterging und im Achtelfinale der Champions League einen 4:0-Hinspielsieg hergab. Die Helden der Katalanen damals: Lionel Messi, der soeben PSG gen Miami verlassen hat, und der brasilianische Stürmer Neymar, der noch bei PSG angestellt ist. Auch um dessen Zukunft ranken sich Gerüchte, Luis Enrique beteuerte, er habe mit Neymar nicht gesprochen. Verbindlich äußerte er sich im Grunde nur in zweierlei Hinsicht. Er wolle unterhaltsamen Fußball bieten - und rasch Französisch lernen. "Ihr könnt also erst mal schreiben, was ihr wollt: Ich verstehe nichts", juxte der Spanier.

Luis Enrique weiß schon jetzt, dass er ein halbes Dutzend Zugänge integrieren muss, darunter den spanischen Nationalspieler Marco Asensio (Real Madrid) und Lucas Hernández, der aus München an die Seine wechselt. Auf der Gehaltsliste bei PSG stehen überdies noch neun verliehene Hochkaräter mit ungewisser Zukunft, darunter ein deutscher Weltmeister von 2014 (Julian Draxler/zuletzt Benfica Lissabon) und ein argentinischer Weltmeister von 2022 (Leandro Paredes/Juventus Turin). So oder so: Gefordert wird von Luis Enrique der Champions-League-Titel. "Ich liebe diesen Druck", sagte der Spanier, der einen Vertrag bis 2025 unterzeichnete. Sein Salär wird ein Vielfaches von seinem vormaligen Nationaltrainer-Gehalt in Spanien betragen. Dort hatte er drei Millionen Euro brutto pro Jahr verdient. Der Spanier folgt auf Christophe Galtier, der am Mittwoch offiziell entlassen worden war. Seine Zeit als PSG-Coach war abgelaufen, als seine Mannschaft im Achtelfinale der vergangenen Champions-League-Saison gegen den FC Bayern München ausgeschieden war.

Galtier war am Freitag noch mal in die Schlagzeilen geraten. Wegen einer Rassismus-Affäre wurde er kurzzeitig in Gewahrsam genommen und verhört. Die Vorwürfe stammen noch aus seiner Zeit als Nizza-Trainer, er schied dort 2022 im Streit. Wenn man die wahren Gründe der Trennung erfahre, werde er in ganz Europa nie wieder einen Trainerposten bekleiden können, hatte Sportdirektor Julien Fournier vor Monaten geraunt. Es kursiert eine angebliche Mail Galtiers, in der er sich über eine Mannschaft "voller Abschaum" beklagt haben soll: "Lauter Schwarze, und die Hälfte der Mannschaft geht freitags in die Moschee." Galtier bestreitet die Vorwürfe. Sollte er nun tatsächlich keinen Job mehr bekommen, hält sich der Schaden finanziell in Grenzen. Zusammen mit seinem Assistenten trägt er für das letzte verbleibende Vertragsjahr in Paris eine fast zehn Millionen Euro schwere Abfindung davon.

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