Deutsche Corona-Isolierte:Im Hotel statt auf der Strecke

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Erstmal nur Abwarten: Eric Frenzel, zweimaliger Olympiasieger, muss sich in Peking in Isolation begeben. (Foto: Oryk Haist/imago)

Von den sechs deutschen Corona-Verdachtsfällen bleiben zwei Positive übrig: die Nordischen Kombinierer Eric Frenzel und Terence Weber müssen in Quarantäne. Und jetzt?

Von Volker Kreisl

Es gehe ihnen den Umständen entsprechend gut, sagte der deutsche Teamarzt Bernd Wolfahrth. Eric Frenzel und Terence Weber, die beiden Nordischen Kombinierer verbrachten den Auftakt der Spiele mit der großen Eröffnungsshow in Isolation. Ihre Corona-Tests vom Donnerstag und die Nachtests am Freitag waren positiv, die übliche Vorgehensweise, von der das deutsche Team bislang verschont worden war, erleben nun die beiden Kombinierer. Der Ältere der beiden, Frenzel, hatte vor vier Jahren zur Eröffnung selber eine Hauptrolle gespielt, er war im Stadion und hatte die Fahne getragen.

Nun also gewissermaßen das Gegenteil. Frenzel erläuterte seine Gemütslage nach dem Eintreffen im Isolationshotel sogleich über die sozialen Medien: "Nicht der Start den ich mir hier in Peking erhofft habe! - Covid positiv", schrieb er bei Instagram. Dazu setzte er ein Foto, das ihn mit FFP2-Maske und ernstem Blick zeigte. Seine Wettkämpfe beginnen erst Mitte der Woche, was ihm womöglich Hoffnung dafür gibt, dass er sein Programm doch durchziehen kann: Nochmal Frenzel, aus dem Hotel: "Dann hoffen wir jetzt mal das Beste, um hier recht bald wieder aus der Isolation frei zu kommen."

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Aufgeklärt hatte sich somit auch das Rätsel, das die Beobachter seit Donnerstagnachmittag beschäftigt hatte. Nämlich wer denn hinter den ominösen sechs deutschen Coronafällen steht, die zunächst positiv getestet wurden. Die Auflösung folgte einem schon gängigen Verlauf. Vier weitere deutsche Olympia-Teilnehmende waren ja am Donnerstag bei der Einreise zunächst positiv getestet worden. Diese Sportler - aus dem Eishockeyteam und der Skeletonauswahl - trugen aber offensichtlich von einer früheren Erkrankung noch Rest-Informationen des Virus im Körper, sie wurden bei weiteren Versuchen negativ getestet. Frenzel und Weber indes nicht.

Die Nordische Kombination rückt mit dem Thema Corona mehr und mehr in den Fokus

Weitere Corona-Fälle wurden dann in der deutschen Auswahl zunächst nicht mehr gemeldet, allerdings gibt es schon seit Tagen auch mittelbar Corona-Betroffene. Bereits seit Mittwoch befindet sich Eiskunstläufer Nolan Seegert als erster deutscher Corona-Fall unter den Athleten in Peking im Quarantäne-Hotel. Mit Verzögerung wurde auch noch seine Paarlauf-Partnerin Minerva Hase offiziell als Kontaktperson eingestuft. Sie wurde im olympischen Dorf vom Team separiert, darf jedoch weiter individuell trainieren. Ein weiteres Mitglied des Eiskunstlauf-Teams gilt als sogenannter Close Contact.

Eric Frenzel. (Foto: Jürgen Feichter/Eibner Europa/imago)

Die Zahl der auch durch Nachtests bestätigten deutschen Corona-Fälle ist damit auf vier gestiegen. Zuvor war bereits ein Betreuer aus der DOSB-Delegation positiv getestet worden. Die Gesamtzahl der bei der Einreise und in der Olympia-Blase entdeckten Corona-Fälle ist ebenfalls wie schon in den vorangegangenen Tagen konstant weiter gestiegen. Den Organisatoren zufolge sind seit dem 23. Januar nun 308 Positivfälle verzeichnet. Wer sich bei Olympia in Peking mit dem Virus angesteckt hat, wird in einem eigens dafür vorgesehenen Hotel isoliert. Nur nach zwei negativen PCR-Tests im Abstand von mindestens 24 Stunden können die Betroffenen dieses vor Ablauf von zehn Tagen wieder verlassen. Nach dieser Frist ist nur noch ein negativer PCR-Test nötig.

Topfavorit Jarl Magnus Riiber hat sich in ein Isolationshotel begeben

Dieser Rückschlag fürs Team des Deutschen Skiverbandes (DSV) ändert nichts daran, dass die medizinische Abteilung des DOSB das Vorgehen der Veranstalter begrüßt. Das Konzept werde gut durchgeführt, "es wird ein hohes Maß an Sicherheit geboten, sagte Olympia-Arzt Wolfarth, man habe ein "gutes Gefühl". Auch der deutsche Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig versicherte, die Gegenmaßnahmen gegen das Coronavirus in der geschlossenen Olympia-Blase seien "konsequent und erfolgreich".

Die Nordische Kombination ist ein stiller Sport, der in den Wintern zwischen den Spielen seine Wettkämpfe vor kleinem Publikum veranstaltet. Nun rückt er mit dem Thema Corona mehr und mehr in den Fokus. Denn neben Frenzel, 33, der durch seine Erfahrung abermals zu den Besten zählen könnte, und Weber, 25, der in diesem Winter auch schon einen Weltcup gewonnen hat, musste sich schon am Donnerstag noch ein dritter nicht ganz unwesentlicher Kombinierer ins Isolationshotel begeben: Jarl Magnus Riiber, der Norweger, der trotz zuletzt kleinerer Probleme als Topfavorit gilt.

Riibers Ansteckungsweg war leichter nachzuverfolgen als möglicherweise der seiner Skisprung- und Loipenkontrahenten Frenzel und Weber. Schon am Donnerstag war er in Quarantäne geschickt worden, weil er als Kontaktperson des ebenfalls infizierten estnischen Kombinierers und Podestkandidaten Kristjan Ilves galt.

Wie Weber die kommenden Tage ohne wirkliche Sportler-Bewegung verkraftet, ist schwer einzuschätzen. Immerhin Frenzel könnte dabei von seiner langen Erfahrung profitieren, er ist zweimaliger Olympiasieger, hat den Gesamtweltcup fünf Mal gewonnen - auch wenn seine besten Zeiten allmählich hinter ihm liegen.

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