Hamilton gegen Verstappen:Das Duell wird intensiver

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Früher hätte man gesagt: Lewis Hamilton dreht den Swag auf. Der Brite in dezenter Klamotte in Belgien. (Foto: via www.imago-images.de/imago images/ANP)

Wer schafft sich beim Großen Preis von Spa die bessere Ausgangslage für die zweite Saisonhälfte - Lewis Hamilton oder Max Verstappen? Ihr Konkurrenzkampf erinnert an hitzige Rivalitäten der Formel 1-Geschichte.

Von Anna Dreher, Spa

Die Konstellation ist eine andere. Erinnerungen kommen dennoch auf an jenen Konkurrenzkampf, der für Lewis Hamilton der wohl härteste und in den vergangenen Jahren einer der am intensivsten geführten der Formel 1 war: Das Duell mit Nico Rosberg, seinem damaligen Teamkollegen bei Mercedes. Von der Freundschaft, die seit der Kartzeit zwischen den beiden bestand, blieb bald nichts mehr übrig, seit sie 2013 für den gleichen Rennstall fuhren. Die Rivalität fand ihren Höhepunkt drei Jahre später. Der Titelkampf war eng, zurückziehen wollte keiner, was in Kollisionen der beiden Widersacher in Spanien und Österreich gipfelte. Ein zweiter Platz im letzten Saisonrennen reichte Rosberg schließlich, um mit fünf Punkten Vorsprung Weltmeister zu werden. Das alles war derart aufreibend, dass der Deutsche danach seine Karriere beendete.

Hamilton fährt noch immer. Beim Großen Preis von Belgien sitzt er in der Pressekonferenz als einer der Besten seines Sports. Gut erholt nach der dreiwöchigen Sommerpause, mit einer langen Regenjacke, das Wetter in Spa ist launisch. Wolken hängen über den Wäldern, die den Circuit umgeben. Dass nun Erinnerungen an 2016 geweckt werden, liegt an dem nächsten intensiven Konkurrenzkampf, in dem sich der 36-Jährige dieses Jahr befindet: jenem zwischen ihm und Red-Bull-Pilot Max Verstappen.

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Der Niederländer ist ein starker Charakter wie Hamilton, ein enorm talentierter, im Cockpit bisweilen aggressiv und kompromisslos agierender Fahrer, der nun die große Chance auf seine Titelpremiere wittert - die Chance, das Dauersiegerduo Hamilton und Mercedes endlich zu schlagen. Sebastian Vettel reüssierte 2013 als Letzter, der nicht in einem Silberpfeil saß. Hamilton hat schon lange keine so große Herausforderung mehr erlebt. Wie also nimmt er dieses Duell wahr, worin liegt der Unterschied im Vergleich zum teaminternen Fight?

"Das ist eine viel angenehmere Reise", sagt Lewis Hamilton über Konkurrenzkämpfe außerhalb des eigenen Rennstalls

"Es ist genau das Gleiche, wenn ich ehrlich bin, ob du gegen deinen Teamkollegen oder ein anderes Team kämpfst - bezogen darauf, wie sehr du dich reinknien musst", antwortete Hamilton in Spa. "Aber beim internen Kampf begibst du dich auf eine andere Reise, mit einer kleineren Gruppe von Menschen in deinem eigenen Team. Im Gegensatz zu einem gesamten Team, das gegen ein anderes kämpft. Da ist die Dynamik wesentlich besser, das ist eine viel angenehmere Reise." Bei dem Unterfangen, das Hamilton sich vorgenommen hat, kann das nicht schaden. Seit Ende 2020 ist er siebenmaliger Weltmeister, das hat außer ihm nur Michael Schumacher geschafft. Aber die Egalisierung eines solchen Rekordes reicht Hamilton nicht. Er will in den Statistiken seines Sports der alleinige Beste werden. Nur steht ihm in dieser Saison Verstappen im Weg.

Und eine Szene hat schon jetzt das Potenzial, zum Sinnbild des Zweikampfs zu werden. Es hat schon ein paar Rad-an-Rad-Duelle der beiden gegeben. Bei den teils mit kaum Abstand durchgeführten Manövern ist nichts passiert, bis es in Silverstone doch krachte, gleich in der ersten Runde. In der Copse-Kurve touchierte Hamilton mit dem linken Vorderrad das Hinterrad von Verstappen, was dessen Red Bull derart von der Bahn abbrachte, dass er mit 290 Stundenkilometern in einen Reifenstapel knallte. Der 23-Jährige musste ins Krankenhaus zur Untersuchung. Für Hamilton ging es weiter, er wurde von der Rennleitung mit einer Zehn-Sekunden-Strafe belegt - und gewann dennoch noch. Verstappen ärgerte sich vor allem über die Vorkommnisse danach: "Diese Feierlichkeiten, während ich noch in der Klinik war, sind respektlos und unsportlich."

Wer hat am Ende gut Lachen im WM-Kampf? "Ich bin gut vorbereitet und fühle mich gut", sagt Red-Bull-Pilot Max Verstappen vor dem Großen Preis von Belgien in Spa. (Foto: Mark Thompson/Getty Images)

Hamilton rief Verstappen an, doch auch das half nichts. Und so herrscht seither zwischen diesen beiden Fahrern - wie zwischen ihren Rennställen - höchst angespannte Stimmung. Das weckt bei manchen auch Erinnerungen an eine der berühmtesten Rivalitäten in der Formel 1 zwischen dem Brasilianer Ayrton Senna und dem Franzosen Alain Prost, die Ende der Achtziger begann und in ihrer Intensität seither beispiellos geblieben ist.

Beim Großen Preis von Belgien am Sonntag (15 Uhr, Sky) geht es für die beiden nun darum, sich eine optimale Ausgangslage im Titelrennen zu verschaffen. Wegen Silverstone und weil Hamilton vor der Sommerpause in Ungarn Dritter und Verstappen lediglich Neunter wurde, hat sich die WM-Führung gedreht. Der Brite hat acht Zähler mehr auf dem Konto. Im Juli noch lag Verstappen mit 32 Punkten vorne.

Der sieben Kilometer lange historische Berg- und Tal-Kurs in den Ardennen liegt Red Bull - das am Freitag die Vertragsverlängerung mit Sergio Perez für 2022 bekannt gab - traditionell nicht besonders. Hamilton hat hier bereits viermal gesiegt, Verstappen kam zweimal als Dritter ins Ziel. Aber diese Saison hat Red Bull das schnellere Auto. "Ich denke, das ist ein guter Ort, um unseren WM-Kampf zurückzusetzen. Ich bin gut vorbereitet und fühle mich gut", sagte Verstappen, der sowohl in Belgien als auch nächste Woche im niederländischen Zandvoort ein Heimspiel hat. Und Hamilton? "Die erste Hälfte war definitiv eine der härtesten, und so wird auch die nächste sein", sagte der Titelverteidiger, "wenn nicht gar noch schwieriger". Welches Auto ist schneller? Welcher Fahrer behält den kühleren Kopf und setzt sich im Zweikampf durch? Die Antwort gibt es womöglich erst beim Saisonfinale im Dezember.

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