Löws Kader für Test gegen Holland:Funkelnde B-Elf in der Amsterdam Arena

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Von wegen extreme Personalnot - trotz der vielen Absagen steht Joachim Löw für das Spiel gegen die Niederlande ein Kader voller Talente zur Verfügung, mit dem sich auch ein Champions-League-Duell mit Real Madrid angehen ließe. Der Bundestrainer hat gute Gründe, den Test nicht als überflüssig zu betrachten.

Philipp Selldorf

An dieser Stelle zunächst die besten Genesungswünsche und der Ausdruck von Mitgefühl an die Nationalspieler, die jetzt krank und verletzt in München und Madrid, Rom und Dortmund darniederliegen und ihr Unglück beklagen. So untröstlich sie sein mögen, sie sollten ihren Kummer zügeln: Es ist ja nur ein gemeiner Zufall, dass just vor dem Länderspiel im schönen Amsterdam die Körper streiken und plötzlich dieser verschwörerische Virus über Europa gekommen ist.

Nach den vielen Absagen wird der Test gegen die Niederlande in einem anderen Licht gesehen. Die ersten Reaktionen der Korrespondenten erweckten den Eindruck, dass ein dramatischer Ernstfall eingetreten wäre: Von "extremer Personalnot" war in den Berichten die Rede, von grotesken Verhältnissen und der Drangsal des Bundestrainers Joachim Löw, einen Notfallplan aufstellen zu müssen. Auch Oliver Kahn gab einen Kommentar ab: Dieses Spiel sei nur noch "eine Farce", teilte er mit, und man muss es für einen Segen halten, dass am Mittwoch die ARD überträgt und Kahn nicht genötigt ist, der schlechten Komödie in seiner Funktion als ZDF-"Experte" beizuwohnen.

Viele Kritiker des November-Länderspiels sehen sich nun durch die Probleme bestätigt. Rudi Völler hatte in der vorigen Woche bereits Bedenken angemeldet, ob ein Prestigespiel gegen die starken Niederländer überhaupt in den überfüllten Terminkalender passe. Diese Meinung fand in der Liga ihren Beifall, sie lässt sich auch begründet vertreten. Andererseits wäre die Aufregung mindestens ebenso groß, wenn zum Beispiel die weniger starken Norweger der Gegner wären. Dann würde Oliver Kahn erst recht von einer Farce sprechen, und die Klubvertreter würden umso heftiger gegen den Deutschen Fußball-Bund opponieren und verlangen, den nutzlosen Testspieltermin zu streichen.

Von Löw hat man hingegen keine Klagen gehört, als er in Amsterdam die Lage sondiert hat. Er wird seine Mannschaft erst in mehr als zwei Monaten wieder- sehen, selbstredend betrachtet er das Spiel auch unter den neuen Umständen nicht als überflüssig, und er hat viele gute Gründe dazu. Auch ohne Schweinsteiger, Khedira oder Klose wird sein Kader im Flutlicht der Amsterdam Arena glänzen und funkeln, in der angeblich extremen Personalnot erweist sich, wie reich der deutsche Fußball mittlerweile ist - zumindest was die Anzahl seiner Talente betrifft.

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Ohne Klose und Gomez mag Löw keinen Mittelstürmer mehr haben, aber er hat immer noch Reus, Podolski, Müller. Ohne Özil fehlt der Spielmacher, aber da sind noch Götze, Holtby und Draxler. Boateng und Badstuber fehlen, aber da sind Hummels, Höwedes und Mertesacker. Und so weiter. Mit der ersten Elf, die Löw an den Start schickt, ließe sich auch ein Champions-League-Duell mit Real Madrid angehen.

Wer trotzdem meint, das Spiel sei bloß ein hohler Zeitvertreib, der hat nun immerhin Gelegenheit, früh ins Bett zu gehen und die Abwehrkräfte gegen tückische Novemberviren zu stärken.

© SZ vom 14.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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