Basketball in der NBA:Maxi Kleber, das Händchen in der Ecke

Lesezeit: 3 min

Maxi Kleber hat wieder einen versenkt: Der Würzburger traf diesmal gegen die Clippers fünf Dreipunktewürfe. (Foto: Kirby Lee/USA Today Sports/ Reuters)

Erst hat der Deutsche Probleme gegen James Harden, dann trifft er plötzlich fünf Dreier: Die Dallas Mavericks erleben gerade, dass in den NBA-Playoffs vieles anders läuft als in der regulären Saison - Sorgen bereitet die Gesundheit von Luka Doncic.

Von Jonas Beckenkamp

Das Glück von Maxi Kleber besteht manchmal nur darin, einfach in der Ecke zu stehen. An den Seiten des Basketballfeldes ist es besonders eng zwischen Dreierlinie und Auslinie, trotzdem mögen Distanzschützen diesen Ort, denn er bietet häufig gute Positionen für einen freien Wurf. Und von denen bekam der Deutsche diesmal gegen die Los Angeles Clippers eine Menge. In den Playoffs der US-Basketballliga NBA verdichtet sich das Spiel, alles wird umkämpfter, physischer und taktischer. Freie Würfe? Da braucht es schon einen Ausnahmetag. Und genau den erwischte Kleber beim 123:93 seiner Dallas Mavericks in Spiel fünf der Serie gegen Los Angeles.

Zuletzt hatte Maxi Kleber auch Schwierigkeiten gegen James Harden

Dass die Texaner nun mit 3:2 in Führung liegen und in der Nacht von Samstag auf Sonntag ins Viertelfinale einziehen können, lag nicht zuletzt an Klebers fünf erfolgreichen Dreipunktewürfen. So viele wie noch nie in diesem Jahr, aber bei ihm ist das mit den Treffern ja speziell. Es gab zuletzt Partien, da warf der 32-Jährige kaum auf den Korb - und wenn er warf, machte es "Klonk", weil der Ball wieder vom Ring abprallte. Diesmal machte es "Swish", weil die Würfe reihenweise durchs Netz rauschten. Kleber, der Scharfschütze: So stellen sie sich das vor in Dallas, wenn der zweitbekannteste Würzburger nach Dirk Nowitzki nicht gerade in der Verteidigung mit Schwerstarbeit beschäftigt ist. Mit 15 Punkten spielte er diesmal jene Rolle, die er zuvor selten einnahm.

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"Ich habe viele offene Würfe bekommen", stellte Kleber etwas verblüfft fest - und dann müsse man "einfach jederzeit bereit sein zu werfen. Sie fallen nicht immer, aber man muss die richtigen Würfe nehmen - das haben wir geschafft". Dass Kleber seine Räume auf dem Parkett bekommt, ergibt sich bei den Mavs fast zwangsläufig. Wie Bodyguards verfolgen schließlich in fast jeder Offensivsequenz mehrere Gegenspieler Klebers Kollegen Luka Doncic, der diesmal 35 Punkte erzielte. Der Slowene dirigiert wie ein Maestro die Angriffe seines Teams, er durchbohrt gegnerische Defensiven mit seinen Dribblings, ist treffsicher aus der Distanz - und schließt er nicht selbst ab, folgt meist ein Pass zum frei stehenden Mitspieler. "Du musst bei ihm permanent auf ein Zuspiel gefasst sein", sagte Kleber einmal zur SZ, "er findet dich auch aus den unmöglichsten Winkeln."

Zwischendurch bekam auch Kleber den König des Auswackelns besser in Griff

Interessanterweise waren gerade Doncic und Kleber zuletzt die Problemkinder in Dallas. Doncic, weil er in Spiel vier trotz eines "Triple Doubles" (29 Punkte, zehn Vorlagen, zehn Rebounds, drei zweistellige Werte) zu viele Versuche danebensetzte und sich zudem mit einem schmerzenden rechten Knie quälen musste. Obendrein spielt er seit einigen Tagen mit einer Erkältung, in Auszeiten sah man ihn schnäuzend und hustend, aber ins Bett legen ist nicht drin, wenn es um die Meisterschaft geht. Es sei "schon schwierig", so zu spielen, erklärte Doncic, sein Knie fühle sich "nicht sehr gut an". Würde man sich in der regulären Saison befinden, hätte er längst pausiert: "Aber das Adrenalin und die Emotionen dieser K.-o.-Spiele treiben einen an."

In Spiel fünf bekamen die Mavericks um Luka Doncic (links) James Harden von den LA Clippers besser in den Griff. (Foto: Kevin Jairaj/USA Today/Reuters)

Bei Kleber waren die Herausforderungen eher basketballerischer Natur. Bei der ärgerlichen Niederlage in Spiel vier hatte sein Team gerade einen 31-Punkte-Rückstand aufgeholt, als der Deutsche seine persönlichen Nemesis in James Harden fand. Der große Bärtige der NBA tänzelte Kleber in der Schlussphase gleich mehrfach aus und verwertete Korbleger um Korbleger. Klebers Qualitäten als Würfeblocker waren wie weggeblasen, er wirkte gehemmt und hilflos - dabei war er nur ein Puzzleteil der dysfunktionalen Dallas-Defensive. In Spiel fünf bekam Dallas den Zocker Harden besser in den Griff, dem sonst so biestigen König des Auswackelns gelangen nur sieben Punkte.

Überhaupt scheinen die Mavericks ihre Schlüsse aus den Partien dieser wohl spannendsten Serie der ersten Playoffrunde gezogen zu haben. Jene "adjustments", die NBA-Coaches in der Tüftelphase der Playoffs besonders gerne ansprechen. Nach fünf Partien kennt man den Gegner beinahe auswendig, da gilt es, Details anzupassen.

"Wir haben viel gesprochen und viel studiert", sagte auch Mavericks-Trainer Jason Kidd, dem klar sein dürfte: Sein Team braucht eine starke Verteidigung, vor allem gegen Harden und die Distanzschützen der Clippers. Sein Team braucht Luka Doncic - und zwar am besten kerngesund. Und es braucht das treffsichere Händchen von Kleber und den anderen Bankspielern. Apropos: Bei den Clippers durfte in Spiel fünf zum Ende noch ein anderer Deutscher sein Playoffdebüt in diesem Jahr feiern: Daniel Theis traf sogar einen Dreier, allerdings nicht aus der Ecke. Das war diesmal die Lieblingsbeschäftigung von Maxi Kleber.

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