Hängende Spitze:Der präsidiale Herr Streich

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Unter Wahlmännern: Streich (r.) mit Bundestrainer Hansi Flick. (Foto: Pool/Getty)

Freiburgs Trainer wurde nach Berlin zur Wahl des Bundespräsidenten eingeladen - als Wahlmann wohlgemerkt, nicht wie von vielen gewünscht als Kandidat.

Von Ron Ulrich

Anfang Dezember musste Freiburgs Trainer Christian Streich seine Konzertkarten für den Gitarristen Marc Ribot zu seinem großen Ärger abgeben, weil die DFL genau an jenem Sonntag ein Spiel des SC ansetzte. Seine Mannschaft schien ein schlechtes Gewissen zu haben und sorgte mit einem 6:0-Sieg in Mönchengladbach für eine recht passable Besänftigung. An diesem Sonntag nun hatte Christian Streich wieder einen Termin. Er wurde nach Berlin zur Wahl des Bundespräsidenten eingeladen - als Wahlmann wohlgemerkt, nicht wie von vielen gewünscht als Kandidat.

Der Spielplan war diesmal gnädig, Streichs Team spielte samstags gegen Mainz 05. So sehr er sich auf die Fahrt nach Berlin freue, meinte er vorher, seine Laune dort hänge vom Spiel ab. Diesmal sorgte die Mannschaft mit einem schlechten Auftritt eher für Missmut und eine gewisse Ironie in der zweiten Halbzeit, als Streich nach einem Ballverlust in bekannter Eruption wild fuchtelte und gleichzeitig "ruuuuuhig!" rief.

Reichlich Gelegenheit zur Beruhigung bot sich Streich am Samstagabend: Weil er von den Grünen entsandt wurde oder nun mal Christian Streich ist, trat er die lange Reise nicht mit dem Flugzeug, sondern mit dem Zug an. In Berlin traf er auf weitere Wahlmänner aus der Branche wie Frankfurts Präsident Peter Fischer, Leon Goretzka und Hansi Flick. Und vielleicht hat Streich Gefallen an dem Amt gefunden. Er hat schon viele präsidiale und weise Reden gehalten, als Staatsoberhaupt könnte er aber große Worte seiner Vorgänger weiterdenken, etwa: "Durch Deutschland muss ein Links-Ruck gehen" (mit Nico Schlotterbeck und Christian Günter in der Nationalelf) oder "Die Dreisam gehört zu Deutschland".

Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier dürfte Streich jedenfalls in einem Punkt beneiden: Über ein 1:1 gegen Mainz würde er sich sehr gerne ärgern. Steinmeier ist Schalke-Fan und hat auf diesem Gebiet gerade ganz andere Sorgen.

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