Debatte um LIV-Tour:Unfeine Botschaften im Golfsport

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Vermögenswirksamer Wechsel: Henrik Stensons Sieg in Bedminster ist allein schon 4,5 Millionen US-Dollar wert. (Foto: Peter Foley/UPI/Imago)

Der Schwede Henrik Stenson gewinnt nach seinem Abschied als europäischer Ryder-Cup-Kapitän auf der Saudi-Tour - und erhält dafür Lob von Donald Trumps Sohn.

Von Felix Haselsteiner

Es gehört zu den neueren Entwicklungen im Golfsport, dass Putts aus eineinhalb Metern nicht nur von Golfern und Experten kommentiert werden, sondern auch von Politikern. "The biggest F/U in the history of Golf just happened", twitterte Donald Trump Jr., Sohn des 45. Präsidenten der USA, am Sonntagnachmittag. Es sei also das "größte F*** dich" in der Geschichte dieser Sportart, dass der Schwede Henrik Stenson auf dem 18. Loch des Trump National Golf Club in Bedminster, New Jersey, einen eineinhalb Meter langen Putt im Loch unterbringen konnte - und somit bei seinem ersten Start auf der LIV-Tour auch seinen ersten Sieg holte.

Stensons Ergebnis von elf Schlägen unter Par hat eine Vorgeschichte, in der - auch das ist eine neue Entwicklung in der Sportart - seine Golfschläger nur eine untergeordnete Rolle spielten. Zehn Tage ist es her, da sorgte der Schwede mit seinem Wechsel auf die saudi-arabische Tour für eine historische Kontroverse, weil er nicht nur als eigenverantwortlicher Spieler die gewohnte alte Golfwelt verließ, sondern auch als Kapitän des europäischen Ryder-Cup-Teams.

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Zu seinem Nachfolger wurde am Montag der Engländer Luke Donald, 44, ernannt. Stenson gab seine Position als zentraler Anführer des europäischen Golfsports für die kommenden Jahre somit für die Aussicht auf, in dieser Zeit absurde Millionensummen zu kassieren: Sein Sieg in Bedminster etwa war allein schon 4,5 Millionen US-Dollar wert.

In Stensons Version der Dinge hatte er all das natürlich nicht gewollt. Mehrfach hatte er in den vergangenen Tagen betont, dass er gerne Kapitän geblieben wäre: "Ich denke nicht, dass ich (die Position als Kapitän) aufgegeben habe", sagte er bei einer Pressekonferenz vor dem LIV-Turnier. Er habe "großartige Hilfe" von LIV bekommen, um weiterhin alle seine Aufgaben als Kapitän ausfüllen zu können, aber: "Trotzdem wurde die Entscheidung getroffen, mich abzusetzen."

Der 46-Jährige ist längst nicht der Erste, der versucht, die Tatsachen umzukehren. Die amerikanische PGA Tour, die europäische DP World Tour, die Ryder-Cup-Teams, alle hatten klargestellt: Wer auf die Saudi-Tour wechselt, wird aus den bestehenden Systemen ausgeschlossen. Die Richtigkeit dieser harschen Regelungen überprüfen derzeit Gerichte, für den Moment allerdings wissen die Spieler, dass sie nicht das Beste aus beiden Welten haben können, sondern sich entscheiden müssen.

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Auf dem Siegerpodest bekommen sie alle Champagnerflaschen in die Hand gedrückt - für eine Sektdusche wie in der Formel 1

Wie Stensons neue Welt aussieht, zeigte sich am Sonntag noch einmal in aller Deutlichkeit. Die Inszenierung des dritten Events der vom saudi-arabischen Staatsfonds finanzierten Turnierserie stand den anderen beiden in nichts nach, im Gegenteil: Auf dem Trump-Platz im Bedminster wurde offenbar mehrfach die amerikanische Nationalhymne angestimmt, der Ex-Präsident nahm ebenfalls vorab an Veranstaltungen teil, und alles wirkte etwas pompöser und lauter als ohnehin schon.

Die LIV-Welt ist sich auch nicht zu schade, zu kopieren und bis in die Details die alte Welt anzugreifen. Bei der Preisvergabe nach dem Turnier bekam nicht nur Stenson, sondern auch seine Konkurrenten auf Platz zwei und drei Champagnerflaschen in die Hand gedrückt, um damit wie bei einem Formel-1-Rennen auf einem Podest herumzuspritzen.

Normalerweise definiert sich Golf allerdings dadurch, einen Sieger zu haben, Silber und Bronze gab es auf den Grüns nur bei Olympia - und selbst da taten sich die Preisträger schwer damit, die Ehrung wirklich zu akzeptieren. Um zu verstehen, was sportliche Triumphe wirklich bedeuten, konnte man gleichzeitig nach Detroit blicken, wo der Amerikaner Tony Finau nach seinem Sieg auf der PGA Tour Tränen weinte, weil sein kleiner Sohn ihn nun endlich auch einmal mit einem Pokal erleben würde - und nicht immer nur als denjenigen, der nur Zweiter wird.

Das LIV-Turnier war das erste große Profi-Turnier, das jemals auf einem von Donald Trumps Plätzen gespielt wurde, es ging um Geld und ganz offensichtlich auch darum, eine obszöne Botschaft mit den Initialen F/U an den Rest der Welt zu senden. Stensons Sieg markiert somit seine Ankunft in einer neuen Welt, bei Turnieren, die die ultimative Antithese des Ryder Cups sind - dort nämlich haben Putts ausschließlich eine sportliche Bedeutung.

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