Fußball-WM der Frauen:"Das waren die besten vier Wochen unserer Karriere"

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Enttäuscht und doch voller Stolz: Sam Kerr (Mitte) und die australischen Fußballerinnen nach der Niederlage im Spiel um Platz drei gegen Schweden. (Foto: Isabel Infantes/Imago/Shutterstock)

Australiens Fußballerinnen verlieren das Spiel um Bronze gegen Schweden mit 0:2 - und ziehen doch viel Stolz und Motivation aus der Heim-WM. Der Premierminister will nun viel Geld investieren.

Von Anna Dreher, Sydney

Vielleicht hatte es gar nicht anders kommen können. Die Schwedinnen bestritten am Samstag immerhin ihr viertes Spiel um Platz drei bei einer Weltmeisterschaft. Wenn sie es so weit geschafft hatten, gewannen sie stets - 1991, 2011 und 2019 hatten sie bereits Bronze gewonnen. Und nun war es ihnen erneut gelungen. Ausgerechnet gegen die Gastgeberinnen. "Es ist traurig, dass es zu Ende ist. Das waren die besten vier Wochen unserer Karriere", sagte Australiens Rekordtorschützin Sam Kerr nach dem 0:2 (0:1). "Es wäre schön gewesen, wenn wir uns mit einem Höhepunkt verabschiedet hätten. Aber wir müssen darüber nachdenken und uns vor Augen führen, wie großartig das ist."

Für die Australierinnen war das Erreichen des Halbfinals schließlich das beste Ergebnis bei einer WM überhaupt gewesen, bei Frauen wie Männern. Und sie hatten dieses Heim-Turnier, bei dem sie eine große Euphorie in ihrem Land ausgelöst haben, unbedingt mit einer Medaille abschließen wollen. Platz drei wäre "eine großartige Sache für uns und eine großartige Sache für dieses Land", hatte Kerr zuvor gesagt. "Das ist eine zusätzliche Motivation, um ein großartiges Vermächtnis zu hinterlassen."

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Und womöglich war es auch der Gedanke an diese Dimension, die sie vor den fast 50 000 Zuschauern in Brisbane nicht richtig ins Spiel kommen ließ. Wirkliche Gefahr strahlten die Australierinnen nicht aus. Die Schwedinnen dominierten, wirkten frischer, agierten überzeugter. Nach guten Chancen brachte jedoch erst ein Strafstoß nach etwa einer halben Stunde die Führung.

Australiens Torhüterin ahnt die richtige Ecke - und kann den Elfmeter doch nicht parieren

Stina Blackstenius und Clare Hunt waren bei einem Zweikampf beide gefallen, Blackstenius war davor von Hunt an der Hacke getroffen worden. Schiedsrichterin Cheryl Foster entschied nach Videobeweis auf Elfmeter. Nun standen sich Fridolina Rolfö und Mackenzie Arnold gegenüber. Letztere hatte diese Situation in diesem Turnier schon überdurchschnittlich häufig erlebt: Im Viertelfinale gegen Frankreich war es mit insgesamt 20 Schüssen zum historischen Elfmeterschießen gekommen.

Und wie vor ein paar Tagen so oft, sprang sie auch jetzt in die richtige Ecke. Rolfös Schuss nach rechts unten zum 1:0 aber war zu stark und zu präzise. "Es ist ein tolles Gefühl. Wir haben von der ersten Minute an gezeigt, dass wir die bessere Mannschaft sind", sagte die ehemalige Spielerin des FC Bayern und des VfL Wolfsburg. "Wir haben diese Medaille verdient."

Premierminister verspricht eine der größten Investitionen in Australiens Frauensport

Wieder eine halbe Stunde später war Torhüterin Arnold zwar am Ball, nur stoppen konnte sie ihn nicht - und damit stand das Resultat dieses Abends fest: Kosovare Asllani, die den Spielzug eingeleitet hatte, zog in der 62. Minute derart entschlossen von der Strafraumgrenze ab, dass Australiens Torhüterin keine Chance hatte.

Nicht nur bei Kerr füllten sich die Augen danach mit Tränen. Dass sie weit mehr erreicht haben bei dieser Weltmeisterschaft als Platz vier im Sinne des Vermächtnisses, das sie hinterlassen wollen, fasste Premierminister Anthony Albanese in Worte: Er versprach mit 200 Millionen Dollar eine der größten Investitionen in Frauensport. Das Geld soll in Infrastruktur und Ausrüstung verteilt auf das ganze Land fließen. "Die Matildas haben uns einen Moment nationaler Inspiration gegeben", sagte Albanese. Der Frauensport in Australien sei für immer verändert worden.

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