Rubiales-Skandal:Der Streik ist abgewendet

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Die spanischen Spielerinnen nach dem Treffen mit ihrer neuen Trainerin. (Foto: Thomas Coex/AFP)

Spaniens Fußballerinnen treten nach langen Verhandlungen doch zu den kommenden Partien an - dafür gibt es neue Vereinbarungen. Auch Leverkusens Trainer Xabi Alonso unterstützt die Spielerinnen.

Nach dem Kuss-Skandal um den inzwischen zurückgetretenen Verbandspräsidenten Luis Rubiales bleibt der angedrohte Länderspiel-Streik der spanischen Fußball-Nationalspielerinnen wohl aus. Nach Verhandlungen, die sich bis in die frühen Morgenstunden zogen, sei man zu einer Reihe von Vereinbarungen gekommen, sagte Víctor Francos, Präsident der obersten spanischen Sportbehörde CSD, am frühen Mittwochmorgen.

Von den 23 für die Nations-League-Spiele gegen Schweden und die Schweiz nominierten Profis haben sich demnach 21 von einem Einsatz überzeugen lassen. Die beiden Spielerinnen, die nach den Verhandlungen das Trainingslager wieder verlassen wollten, würden laut Francos nicht bestraft. Es handelte sich um Patricia Guijarro und Mapi León. "Mental sind wir nicht in der Lage, hierzubleiben", sagte Guijarro. León betonte aber: "Wir sind natürlich froh, dass es Änderungen geben wird und diese schriftlich festgelegt werden."

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Spaniens Nationaltrainerin Tomé nominiert ihren Kader, doch 15 Weltmeisterinnen wollen an ihrem Boykott festhalten. Die Regierung beraumt ein Treffen mit den Rebellinnen an - muss sie aber womöglich sogar bestrafen.

Von Javier Cáceres

Guijarro und León gehörten zu den 15 Spielerinnen, die schon im September vorigen Jahres aus Protest gegen die Arbeit des RFEF und Nationaltrainer Jorge Vilda ihren Rücktritt erklärt hatten und nicht an der WM teilnahmen. Der RFEF hielt damals noch zu Vilda, trennte sich aber nach der WM in Australien und Neuseeland im Zuge des Kuss-Skandals vom Coach, der von Montse Tomé abgelöst wurde.

Der spanische Verband hatte mit empfindlichen Geldstrafen und Sperren gedroht

Als Ergebnis der Gespräche zwischen CSD, den Spielerinnen und dem von ihnen scharf kritisierten Verband RFEF verkündete Francos, dass der Verband die von den Fußballerinnen geforderten tiefgreifenden Änderungen ab Donnerstag umsetzen wolle. Dafür werde eigens eine gemeinsame Kommission gebildet, bestehend aus CSD, RFEF und den Spielerinnen. Als erstes Zeichen des Verbands werden die Fußballerinnen zukünftig wie die Männer als "spanische Fußball-Nationalmannschaft" bezeichnet, der Begriff "Frauenfußball" wurde gestrichen. Die sportliche Zukunft der neuen Nationaltrainerin Tomé, die als Vertraute von Rubiales gilt, habe laut Francos nicht zur Disposition gestanden.

Am Montag hatte Tomé 15 Weltmeisterinnen für die Spiele der Nations League am Freitag in Schweden sowie am Dienstag darauf daheim gegen die Schweiz nominiert, obwohl diese Sportlerinnen zusammen mit anderen Kolleginnen ihren Streik schon vor Tagen angekündigt hatten. Am Dienstag beugten sich aber mindestens elf Weltmeisterinnen dem Druck des Königlich Spanischen Fußballverbandes RFEF, und traten zum Lehrgang bei der Nationalelf an. Der Verband hatte mit empfindlichen Geldstrafen und langjährigen Sperren gedroht.

Den Kuss-Skandal ausgelöst hatte der inzwischen zurückgetretene RFEF-Präsident Rubiales, als er die Weltmeisterin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung am 20. August in Sydney ungefragt auf den Mund küsste. Die 33-Jährige erstattete Anzeige und ermöglichte somit einen Strafantrag der Staatsanwaltschaft beim Staatsgerichtshof. Hermoso wurde von Tomé vorerst nicht nominiert. Man wolle die Spielerin so "beschützen", meinte die Trainerin. Hermoso antwortete darauf in Sozialen Medien: "Wovor soll ich geschützt werden? Und vor wem?" Die Nominierung der Spielerinnen, die ausdrücklich darum gebeten hatten, nicht berufen zu werden, sei nun "ein weiterer Beweis dafür, dass sich nichts geändert" habe.

Auch Xabi Alonso, Trainer von Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen, unterstützt die Fußballerinnen in seiner spanischen Heimat beim Kampf gegen den Verband. "Das, wofür sie kämpfen, ist gut für den Fußball. Aber auch für die Gesellschaft", sagte der frühere Welt- und Europameister vor ersten Gruppenspiel der neuen Europa-League-Saison am Donnerstag gegen den schwedischen Meister und Pokalsieger Häcken BK. Die Geschehnisse nannte Alonso "beschämend". Es tue ihm leid, was die Spielerinnen erleben mussten, es hätte vielmehr über deren Erfolg geredet werden müssen: "Aber manchmal kann aus schlechten Dingen Gutes entstehen, wenn man für die richtige Sache kämpft. Die Spielerinnen kämpfen für ihre Rechte, und sie sind absolut auf dem richtigen Weg."

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