Bundesliga:Wie RB Leipzig an Trainern baggert

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Begehrter als dem FC Ingolstadt lieb ist: Trainer Ralph Hasenhüttl (Foto: dpa)

Der FC Ingolstadt reagiert gereizt auf die angeblichen Verhandlungen mit Trainer Ralph Hasenhüttl. Doch hat der Klub den Leipziger Machtspielen etwas entgegenzusetzen?

Von Sebastian Fischer

Sonnenstrahlen kitzelten die Bundesliga-Fußballer des FC Ingolstadt, als sie am Mittwoch zum Vormittagstraining auf dem Rasen hinterm Stadion erschienen. Die Übungen machen gerade Spaß beim Aufsteiger, der Ligaverbleib ist seit dem Sieg gegen Borussia Mönchengladbach gesichert, jetzt wollten sie einfach noch ein paar Wochen in Ruhe spielen, jubeln, genießen. Doch nun geht das nicht mehr ganz so einfach.

Natürlich sind sie beim FCI nicht aus allen Wolken gefallen, als sie am Morgen in der Sport-Bild über ihren Trainer lasen. Dort ging es um das Interesse des Aufstiegsaspiranten RB Leipzig an Ingolstadts Ralph Hasenhüttl, um ein Geheimtreffen zwischen dem Ingolstädter Trainer und seinem Leipziger Kollegen und Sportdirektor Ralf Rangnick - das wohl gar nicht so geheim war. Schon in den Wochen zuvor war über das Leipziger Interesse spekuliert worden. Rangnick will sich ab dem Sommer wieder auf den Sportdirektorposten konzentrieren, Leipzig ist schon länger auf Trainersuche. Doch überrascht waren sie beim FCI schon von der Vehemenz, mit der Leipzig nun für Unruhe sorgt.

"Die Grenzen des Fairplay" übertreten

Unruhe ist dem FCI fremd, deshalb sah sich der Klub am Mittwoch zu dem ungewöhnlichen Schritt genötigt, eine "Stellungnahme zu den Wechselgerüchten" zu versenden, in der auf Hasenhüttls Vertrag bis 2017 verwiesen wird. "Wir haben Verständnis, dass die erfolgreiche Saison unserer Mannschaft Begehrlichkeiten anderer Vereine weckt (. . .). Jedoch halten wir sowohl den Zeitpunkt, als auch die Art der Kontaktaufnahme, für sehr unglücklich. Bedauerlicherweise ist es nicht das erste Mal, dass RB Leipzig hier Grenzen des Erlaubten und des Fairplays übertritt", wird Geschäftsführer Harald Gärtner zitiert.

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Der Fall erinnert an den des inzwischen beim FC Schalke gehandelten Augsburger Trainers Markus Weinzierl, dessen Geplänkel mit RB Leipzig ebenfalls an die Öffentlichkeit gelangte. Der Zweitligist selbst posaunte den Abbruch der Gespräche in die Welt. Vor etwas mehr als einer Woche erst sagte Leipzigs Vorstandschef Oliver Mintzlaff, man habe sich mit Weinzierl "auseinandergesetzt" und den FCA dann informiert, dass "man nicht mit ihm plane". Am Mittwoch äußerte sich Mintzlaff per Klubmitteilung zum Treffen mit dem zweiten Trainer eines bayerischen Bundesligisten: "Ralf Rangnick und Ralph Hasenhüttl haben sich nicht zu einer Vertragsverhandlung getroffen, sondern sich unter Kollegen ausgetauscht. Das sollte unter Trainern erlaubt sein." Würde Interesse bestehen, "dann würden wir selbstverständlich auf Ingolstadt zugehen und natürlich die Grundsätze des Fairplays einhalten".

Vom Spielstil her würde Hasenhüttl nach Leipzig passen. Rangnick ist dafür bekannt, von seinen meist jungen und laufstarken Spielern aggressives Pressing einzufordern - mit eben jenem Pressing hat der FCI in der laufenden Saison bislang 39 Punkte geholt. Hasenhüttl hat sich in seiner Trainerkarriere stets Jobs ausgesucht, bei denen er aus wenig viel machen konnte, bei denen er eine Mannschaft nach seinen Vorstellungen formen und zusammen mit dem Klub wachsen konnte: SpVgg Unterhaching, VfR Aalen, FC Ingolstadt. In Leipzig müsste er aus vielem noch mehr machen, aber es ist deshalb nicht unwahrscheinlich, dass ihn die Aufgabe reizt.

Was Leipzig erreicht hat? Unruhe!

In Ingolstadt wissen sie um den großen Anteil, den der Österreicher an der noch jungen Erfolgsgeschichte hat, deshalb wollen sie Hasenhüttl auch unbedingt halten, mindestens bis zum Vertragsende 2017. Doch womöglich soll auch das die drohende Botschaft aus Leipzig sein, ähnlich wie im Fall Weinzierl: Wir sind euch überlegen und nehmen uns, was wir haben wollen! Was die Leipziger zunächst einmal erreicht haben, ist Unruhe im Biotop.

Ob Hasenhüttl am Ende geht? Der Trainer genießt die Saison beim FCI, doch er weiß wohl auch, dass es schwer wird, in der kommenden Saison noch mehr aus dem Kader herauszuholen, der zum Gutteil aus Zweitligaspielern gewachsen ist. So sehr die Pläne in Ingolstadt Hasenhüttl einschließen, so sehr gelten auch im ruhigen Biotop die Gesetze des Geschäfts: Wenn der Trainer weg will, wird Leipzig ihn wohl im Sommer aus dem Vertrag herauskaufen. Nach den Grundsätzen des Fairplay.

© SZ vom 14.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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